Die deutsche Nationalmannschaft hat ihre Aufgaben gegen Luxemburg und in Nordirland gemeistert und einen großen Schritt in Richtung WM 2026 gemacht. Während einige Akteure bei den beiden Partien überzeugten, gehen einige DFB-Kicker auch als Verlierer aus der Länderspielpause.
Von Kerry Hau und Florian Plettenberg
Gewinner
Oliver Baumann
Während in der Öffentlichkeit ausgiebig über ein mögliches Comeback von Manuel Neuer diskutiert wird, antwortet Baumann mit Leistung auf dem Platz und zahlt das Vertrauen des Bundestrainers Julian Nagelsmann zurück. Gegen Nordirland parierte der Torhüter der TSG Hoffenheim vor allem in den Schlussminuten stark und sicherte so drei wichtige Auswärtspunkte. Sein Standing im Team ist groß.
Nico Schlotterbeck
Der Innenverteidiger von Borussia Dortmund kehrte nach seiner langwierigen Verletzung sofort wieder in den Kader und in die Startelf zurück. Gegen Luxemburg kaum gefordert, machte er an der Seite von Jonathan Tah in Belfast einen guten Job. Schlotterbeck präsentierte sich wach im Zweikampf und streute mit seinen guten Diagonalbällen auch offensive Akzente ein. Der derzeit noch verletzte Antonio Rüdiger wird sich nach seiner Rückkehr gegen Ende des Jahres steigern müssen, wenn er die Rolle des Abwehrchefs nicht an Schlotterbeck verlieren möchte.
David Raum
Fünf der letzten acht DFB-Tore resultierten aus Standards. Raum hat einen großen Anteil daran. Gegen Luxemburg traf er sehenswert per Freistoß, gegen Nordirland bereitete er den Siegtreffer mit einer schönen Ecke vor. In dieser Verfassung hat der Kapitän von RB Leipzig sehr gute Chancen, sich als Stamm-Linksverteidiger zu etablieren. Nagelsmann lobte ihn nach dem 1:0 in Belfast auf Nachfrage von Sky Sport als "aggressiven Leader".
Aleksandar Pavlovic
Der im September wegen einer Augenhöhlenfraktur noch außen vor gelassene Mittelfeldmann des FC Bayern startete in beiden Partien auf der Doppelsechs neben Leon Goretzka und hinterließ einen positiven Eindruck. Die Rückversetzung von Joshua Kimmich auf die rechte Abwehrseite kommt Pavlovic zugute. Mit seinem sicheren, nahezu fehlerfreien Passspiel kann er zu einem echten Faktor mit Blick auf die WM werden. Nagelsmann attestierte ihm zumindest zwei gute Leistungen. Wichtig sei, dass Pavlovic über einen längeren Zeitraum fit bleibe, so die Hoffnung des Bundestrainers.
Serge Gnabry
Der Angreifer des FC Bayern setzte seinen starken Saisonstart weiter fort und überzeugte vor allem im ersten Spiel gegen Luxemburg, als er sich neben seinem Tor auch viel Lob für seine mustergültige Arbeit gegen den Ball abholte. Hält neben der Form auch die Fitness, spricht viel für einen Stammplatz bei der WM - und wenig gegen eine Vertragsverlängerung in München.
Verlierer
Angelo Stiller und Felix Nmecha
Überraschend kamen beide weder gegen Luxemburg noch gegen Nordirland zum Einsatz und saßen jeweils 90 Minuten auf der Bank. Stiller, Führungsspieler beim VfB Stuttgart, und Nmecha, gesetzt bei Borussia Dortmund, gehört die Zukunft. Nagelsmann scheint hinsichtlich der nun wahrscheinlichen WM-Teilnahme jedoch auf das Duo Leon Goretzka und Aleksandar Pavlovic zu setzen - mit Edel-Backup Joshua Kimmich. Um die Führung über die Ziellinie zu bringen, brachte Nagelsmann in Belfast zudem Robert Andrich, der ansonsten auch kaum eine Rolle spielt. Bleiben im Zentrum alle fit, wird es wohl nur einen WM-Fahrer geben: Stiller oder Nmecha.
Florian Wirtz
Kein Tor, kein Assist - so lautet die Bilanz von Wirtz nach den beiden Siegen gegen Luxemburg und Nordirland. Im deutschen Team ist er nach wie vor einer der Hoffnungsträger für die kommenden Jahre und soll bereits der Weltmeisterschaft 2026 seinen Stempel aufdrücken. Klar ist: Sein 150-Millionen-Preisschild darf nicht der Gradmesser zur Bewertung seiner Leistungen sein. Dennoch kann von Wirtz deutlich mehr erwartet werden, als er zuletzt im DFB-Dress gezeigt hat. Gegen die Nordiren bemühte er sich, wirkte insgesamt aber glücklos. Auffällig ist: Im Vergleich zu Nick Woltemade scheint er die Härte der Zweikämpfe auf der Insel noch nicht annehmen zu wollen. Seine Zweikampfquote von rund 42 Prozent war nicht ausreichend, zudem ging von Wirtz kaum Torgefahr aus. Von ihm muss mehr kommen. Positiv: Julian Nagelsmann und seine Mitspieler unterstützen ihn, wo sie nur können. Als klarer Zehner wäre Wirtz vielleicht besser aufgehoben.
Jonathan Burkardt
Zwar durfte der Frankfurter etwa 30 Minuten gegen Luxemburg spielen und kam gegen Nordirland immerhin zu einem knapp zweiminütigen Joker-Einsatz. Burkardt aber braucht eine Weltklasse-Saison und Top-Leistungen in der Champions League, will er realistische Chancen haben, sich im Falle der wahrscheinlichen Qualifikation das WM-Ticket zu sichern. Woltemade ist gesetzt, Tim Kleindiensts Rückkehr wird dringend erwartet. Kai Havertz (Aufbautraining nach Knie-OP), sofern er rechtzeitig fit wird, wird ebenfalls im WM-Kader stehen, womit alle Positionen im Angriffszentrum belegt wären.
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