Bundesliga: Anderes Berlin-Derby zwischen Union und Hertha
Viel Zündstoff, wenig Vorfreude in Berlin: "Ein anderes Derby"
21.05.2020 | 21:38 Uhr
Vor dem Berlin-Derby zwischen Hertha BSC und Union kommt in der Hauptstadt wenig Vorfreude auf. Während sich die Fans abwenden, bemühen die Klubs die Brisanz des Duells.
Es flogen Pyros und Fäuste, es drohten Spielabbruch und Platzsturm: Das Berliner Stadtduell in der Fußball-Bundesliga zwischen Hertha BSC und Union Berlin geriet in der Hinrunde zum Skandal-Derby - und ist in dieser Form bei der Neuauflage am Freitag zum Glück ausgeschlossen.
Derby ohne Fans: Vorfreude hält sich in Grenzen
Angesichts von über 74.000 unbesetzten grauen Sitzschalen im leeren Olympiastadion und scharfer Kritik der aktiven Fanszene steht das vermeintliche Fußballfest aber wieder unter keinem guten Stern. Die Vorfreude in der Hauptstadt hält sich in Grenzen.
"Die Rahmenbedingungen sind andere, deshalb ist es ein anderes Derby", sagte Herthas neuer Trainer Bruno Labbadia. Die Blau-Weißen haben etwas gutzumachen, die desolate Leistung und das 0:1 beim Köpenicker Rivalen wirkten im Verein lange nach. "Wir erinnern uns alle an den Auftritt in der Alten Försterei. Das war ein rabenschwarzer Tag. Jetzt haben wir die Chance, das ein Stück weit vergessen zu machen", sagte Manager Michael Preetz.
Hertha-Fans sprechen von einem "Schauspiel"
Auf den Rückhalt der Fans kann die Alte Dame dabei nicht setzen - und das liegt nicht nur an den Rahmenbedingungen des Geisterspiels. Herthas Ultras, die sich im Hinspiel nicht mit Ruhm bekleckerten, übten im Internet scharfe Kritik an der Fortsetzung der Bundesliga. Fans wurden aufgefordert, die Geisterspiele nicht mittels Zaunfahnen, Spruchbändern oder anderen Stilmitteln von Fankultur aufzuwerten.
"Dieses ganze Schauspiel hat nichts mit dem Fußball zu tun, den wir lieben und unterstützen", schrieb der Förderkreis Ostkurve. Der Fußball habe sich von seinen Wurzeln entfernt.
Labbadia: "Brauchen die drei Punkte"
Sportlich ist das Spiel für beide Klubs nicht nur wegen des Prestiges wichtig. Die Tabellennachbarn würden mit einem Sieg einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt machen. Es geht um drei Punkte, sagte Labbadia, "und die können wir sehr gut gebrauchen."
Der neue Trainer sieht seine Mannschaft, die ohne die verletzten Karim Rekik und Marius Wolf auskommen muss, nicht als Favoriten. "Union macht das sehr gut, spielt eine starke Saison", sagte der 54-Jährige und lobte Unions Trainer Urs Fischer: "Er hat tolle Arbeit geleistet. Sie sind sehr gut organisiert. Das wird ein intensives Spiel, man bekommt wenig Chancen."
Fischer-Comeback nach privater Auszeit gegen Bayern
Auch Fischer fand anerkennende Worte für die Arbeit seines Kollegen. "Ich glaube, dass Bruno eine Handschrift hat. Seine Mannschaften sind sehr kompakt und aggressiv, versuchen aber auch Fußball zu spielen", sagte Fischer, der am Sonntag beim 0:2 gegen Bayern München noch gefehlt hatte.
Beim Aufsteiger ist man heilfroh, dass der Cheftrainer wieder auf der Bank sitzt. Der Schweizer hatte in der vergangenen Woche das Quarantäne-Camp wegen eines Todesfalls in der Familie verlassen. Nach zwei negativen Corona-Tests ist er wieder dabei.