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Bundesliga: Die Stimmen zum Revierderby zwischen Schalke und BVB

Derby-Frust beim BVB: "Verlorene Punkte" - Bülter lacht über Fauxpas

Das 100. Revierderby endet unentschieden. Der BVB und Schalke nehmen je einen Punkt mit - doch die Gefühlslage könnte kaum unterschiedlicher sein. Während die Königsblauen feiern und zu Scherzen aufgelegt sind, ärgert man sich bei Dortmund über zwei verlorene Punkte.

Zweimal führte der BVB im Derby, zweimal kam der FC Schalke zurück. Nachdem die Dortmunder sich im letzten Bundesligaspiel gegen RB Leipzig noch über die Zeit retten konnten, nutzten die Schalker im Jubiläumsderby ihre Chancen abgezockt und erkämpften sich so einen Punkt.

Der Spielverlauf zwischen dem Tabellenzweiten und den nun auf Rang 17 stehenden Gelsenkirchenern hinterlässt unterschiedliche Gefühlswelten. BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl wurde nach der Partie deutlich und spricht von "zwei verlorenen Punkten", die Dortmund nicht hätte abgeben dürfen.

Kehl hadert mit dem Remis - Glaube an Titel lebt dennoch

"Es sind zwei Punkte, die uns heute verloren gehen. Nicht, weil die Schalker so gut waren, sondern weil wir unsere Chancen nicht genutzt haben. Das ist dann sehr bitter", zeigte sich der ehemalige Dortmund-Kapitän am Sky Mikrofon enttäuscht. Vor allem ob der Möglichkeiten vorher auf 3:1 zu stellen oder kurz vor Spielende noch den Siegtreffer zu erzielen, hadert der Sportdirektor der Borussen: "Die Effizienz hat uns heute gefehlt. Wir müssen uns ankreiden lassen, dass wir nicht mehr die Kontrolle hatten, die es benötigt, um hier zu gewinnen. (...) Das war unnötig heute."

Obwohl die Bayern nach ihrem 5:2-Heimsieg gegen den FC Augsburg nun wieder zwei Punkte vor dem BVB stehen, will Kehl die Hoffnung auf die erste Meisterschaft seit 2012 allerdings keineswegs aufgeben. "Es ist noch nichts verloren", meint der 43-Jährige und entgegnet auf die Frage, ob er noch an die Chance auf den Titel glaubt, trocken: "Natürlich."

Bülter vom Klassenerhalt überzeugt

Mit deutlich besserer Laune gingen die Königsblauen aus der Partie. Nach Abpfiff feierte die Mannschaft den Punktgewinn gegen den Erzrivalen fast eine halbe Stunde lang mit den Fans. Derbyheld Marius Bülter, der das 1:1 selbst erzielte und den 2:2-Ausgleich aufgelegt hat, war nach dem Spiel bester Laune und schon zu Scherzen aufgelegt.

Der Angreifer war beim Jubel seines Treffers über eine Kamerastange gestolpert und hingefallen. "Ich war natürlich auch überrascht, dass das Ding da steht. Ich habe es noch gut gelöst und gut abgefangen. Das sieht natürlich lustig aus", erklärte der Matchwinner lachend bei Sky. Die Schalker sind nun seit sieben Spielen in Folge ungeschlagen. Nachdem die Gelsenkirchener in der Hinrunde bereits abgeschlagen am Tabellenende standen, ist der Abstiegskampf wieder komplett offen.

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Der Glaube an den Klassenerhalt, der mit einem hart erkämpften Punkt im Revierderby zusätzliches Futter bekommt, ist wieder voll da. Bülter sei davon überzeugt, dass die Fans den Pottklub mit ihrer bedingungslosen Unterstützung im Abstiegskampf weiterhelfen. "Ja" - so die Antwort auf die Frage, ob die Anhänger des Klubs Schalke in der Bundesliga halten.

Alle Stimmen zum 100. Revierderby in der Übersicht:

Sebastian Kehl (Sportdirektor Borussia Dortmund) …

…. über den "verschenkten" Derbysieg: "Das kann man so sagen. Es sind zwei Punkte, die uns heute verloren gehen. Nicht, weil die Schalker so gut waren, sondern weil wir unsere Chancen nicht genutzt haben. Das ist dann sehr bitter."

… über den Ablauf des Spiels: "Wir sind nicht gut in die zweite Halbzeit gekommen. Dann haben wir gleich das 1:1 bekommen und konnten nochmal treffen, hätten auch das 3:1 machen können. Die zweite Halbzeit war dann nicht mehr so dominant, gleichwohl hatten wir eine Menge Möglichkeiten. Selbst nach dem 2:2 hätten wir das Spiel noch entscheiden können. Die Effizienz hat uns heute gefehlt. Wir müssen uns ankreiden lassen, dass wir nicht mehr die Kontrolle hatten, die es benötigt, um hier zu gewinnen."

… über die positiven Aspekte des Derbys: "Mit der ersten Halbzeit können wir sehr zufrieden sein. Wir haben wenig zugelassen, bis auf eine Szene, die wir uns selbst einbrocken. Wir haben das Spiel unglaublich gut kontrolliert. Wir hatten gutes Pressing und gute Aktionen, haben Schalke zu schwachen Bällen gezwungen und selbst gute Lösungen kreiert. Wir hätten in der ersten Halbzeit ein zweites oder drittes machen können, so haben wir uns das Ergebnis selbst eingebrockt."

… über das Gefühl nach dem Derby: "Wir haben jetzt neun Spiele nicht verloren, acht davon gewonnen und nur eins jetzt unentschieden gespielt. Wir sind sehr enttäuscht heute, zwei weitere Punkte hätten uns in der Tabelle gutgetan, um an den Bayern dranzubleiben und den Abstand nach unten gleichzuhalten. Das war unnötig heute."

… über den Titelkampf: "Wir würden es uns alle in der Liga wünschen, dass die Bundesliga bis zum letzten Spieltag spannend bleibt. Alle Mannschaften sind gefordert - deshalb tun die verlorenen zwei Punkte heute auch weh. Es ist aber noch nichts verloren. Wir haben erst das Spiel gegen Köln und dann das direkte Duell mit München."

… auf die Frage, ob Kehl weiter an die Titelchance glaubt: "Natürlich!"

Edin Terzic (Trainer Borussia Dortmund) …

… über das Spiel: "Wir haben vor dem Spiel schon erwähnt, dass es zwei Möglichkeiten im Spiel gibt. Eine ist, wir lassen uns auf das emotionale und leidenschaftliche Spiel der Schalker ein, dann wird es eng. Oder wir bleiben klar und versuchen das Spiel fußballerisch zu gewinnen. Das haben wir in der ersten Halbzeit gezeigt. Wir hatten Phasen, da haben wir den Ball und den Gegner kontrolliert und konnten uns Torchancen herausspielen. In der zweiten Halbzeit haben wir damit aufgehört und dann wurde es wild. Am Ende haben wir den Sieg aus der Hand gegeben und fahren jetzt mit einem Unentschieden nach Hause."

… über die Probleme: "Deshalb waren wir in den letzten Monaten immer so zurückhaltend, wenn Fragen danach gestellt wurden, wie weit die Mannschaft ist. Wir wissen, dass wir noch Themen haben. Wir können guten Fußball spielen, das haben wir heute auch in der ersten Halbzeit gezeigt. Aber wir wissen auch, dass wir es bis jetzt noch nicht durchziehen können. Deshalb geht es jetzt darum, die richtigen Schlüsse zu ziehen und es im nächsten Spiel besser zu machen."

… über den Titelkampf: "In den letzten Wochen kamen immer wieder Themen auf: 'Wie weit ist die Mannschaft? Sind wir schon bereit für die deutsche Meisterschaft?'. Wir haben immer gesagt, dass wir demütig sein müssen und unsere eigenen Themen einstellen müssen. Das haben wir heute nicht geschafft in der zweiten Halbzeit. Das müssen wir lernen, wenn wir noch größere Ziele erreichen müssen. (…) Wir müssen weiter demütig bleiben und an unseren Themen arbeiten. Den Rest werden wir im Mai sehen. Wir hatten bereits eine Phase, in der wir noch weiter hinter unseren Erwartungen und Zielen herhinkten. Jetzt ist es so, dass wir seit acht Spielen in der Bundesliga ungeschlagen sind. Nächste Woche haben wir ein Heimspiel gegen Köln - da brauchen wir die drei Punkte."

Nico Schlotterbeck (Torschütze Borussia Dortmund) …

… über die feiernden Schalker: "Nach dem Spielverlauf verstehe ich das auf jeden Fall. Das muss man akzeptieren, dass sie das so feiern."

… zum Spiel: "Ich glaube, dass wir in der ersten Halbzeit schon zwei, drei Durchbrüche über rechts haben, aber vielleicht waren wir nicht entschlossen genug, das Tor zu suchen. Nach dem 2:1 hat Jamie das Riesending vorne. Wenn er das 3:1 macht, ist es vielleicht vorbei. Trotz all dem darfst du dir nicht zwei Gegentore fangen."

… zur Stimmung: "Heute war ausverkauftes Haus. Eine hitzige, tolle Stimmung von beiden Seiten. Ich fand, dass wir sie in der ersten Halbzeit unter Kontrolle hatten. Auch in der zweiten Halbzeit müssten wir das Spiel einfach zu machen."

… zum 2:2-Gegentreffer: "Das war ein Absprachefehler. Ich habe mich auf Julian verlassen, er hat sich auf mich verlassen."

Marius Bülter (Torschütze FC Schalke) …

… zum Spiel: "Wenn man zweimal zurückliegt und dann so wieder zurückkommt, dann fühlt sich das schon gut an."

… zu den Comeback-Qualitäten von Schalke: "Die Stimmung im Stadion war brutal heute. Das hat uns unfassbar gepusht. Auch das Selbstvertrauen, das wir uns in den letzten Wochen erarbeitet haben, hat uns den Glauben gegeben, dass wir immer wieder zurückkommen können. Das haben wir heute eindrucksvoll bewiesen."

… zu seinem Treffer: "Das schönste Tor war es nicht. Ich glaube, es war ein relativ einfaches Tor. Aber von der Bedeutung her ist es einfach ein schönes Gefühl, im Derby zu treffen. Für mich ist das ein sehr besonderes Tor."

... über seinen Zusammenstoß mit einer Kamerastange beim Jubel: "Ich war natürlich auch überrascht, dass das Ding da steht. Ich habe es noch gut gelöst und gut abgefangen. Das sieht natürlich lustig aus."

… zu den Änderungen im zweiten Durchgang: "Wir haben drei, vier Dinge angesprochen. Das mehr Druck nach vorne ausüben müssen, immer durchlaufen und einen kontrollierten Ball erzwingen. Offensiv sauberer spielen und den Glauben haben, dass wir noch unsere Chancen kriegen. Damit sind wir in die zweite Halbzeit gestartet."

… auf die Frage, ob die Fans Schalke zum Klassenerhalt tragen: "Ja."

Kenan Karaman (Torschütze FC Schalke) …

… über das Spiel: "Ein sehr emotionales Spiel. Ich wollte mit meiner Einwechslung etwas bewegen. Wir hatten die Nordkurve hinter uns. Die Fans haben uns nach vorne gepeitscht. Wir haben dann zum Glück noch das 2:2 gemacht - ein wahnsinniges Gefühl für uns."

… zu seinem Tor: "Der Ball war wirklich lange in der Luft, ich treffe ihn dann super gegen die Laufrichtung. Mein erstes Tor für Schalke und dann direkt im Derby. Ich glaube, so kann man sich in die Herzen der Schalker reinschießen. Ein sehr, sehr besonderer Moment."

… zu seiner Situation: "Ich versuche in jedem Training Gas zu geben. Der Trainer hat es letzte Woche erwähnt, dass ich anschiebe und gute Leistungen im Training zeige. Ich glaube das ist ein schöner Moment jetzt, den ich für die nächsten Wochen mitnehme. Heute ist er Gold wert, denn jeder Punkt im Abstiegskampf ist wichtig."

… auf die Frage, warum Schalke nicht absteigt: "Weil wir einen Mega-Zusammenhalt in der Kabine haben."

Thomas Reis (Trainer FC Schalke) …

… über das Gefühl nach dem Derby-Sieg: "Natürlich genießt man es, wenn man sieht, in welcher Art und Weise das Unentschieden entstanden ist. Dass Dortmund uns fußballerisch überlegen war, muss man anerkennen. Aber wenn man so zurückkommt und diese Mentalität zeigt, genießt man das. Bei mir ist es immer so, dass die Mannschaft auf dem Platz gestanden hat und dann auch die Anerkennung ernten darf."

… über den aktuellen Lauf: "Vor dem Köln-Spiel - nach dem Leipzig-Spiel - war die Stimmung natürlich negativ. Wir haben es aber mit den Fans geschafft, Gas zu geben und mit aller Macht Gegentore zu verhindern. Das ist heute nicht ganz gelungen, aber wir konnten dank Ralle (Ralf Fährmann; Anm. d. Red.) ein paar Chancen verhindern. Das führt dazu, dass wir weiter im Rennen sind."

… über Kenan Karaman: "Man belohnt sich für Trainingsleistungen. Und wenn die im Training stimmt, bin ich froh, dass er sich heute belohnen durfte. Er hat nie aufgegeben und es ist schön, dass der Junge trifft, nachdem er eingewechselt wurde."

Mehr zum Autor Lars Pricken

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