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Bundesliga News: Hannes Bongartz im Interview über Schalke und Uwe Neuhaus

Bongartz exklusiv: "Schalke muss jetzt die Kräfte bündeln"

Hannes Bongartz absolvierte von 1974 bis 1978 insgesamt 131 Spiele für Schalke 04. Seine Stationen als Trainer waren u.a. Kaiserslautern, Wattenscheid und Mönchengladbach.
Image: Hannes Bongartz absolvierte von 1974 bis 1978 insgesamt 131 Spiele für Schalke 04. Seine Stationen als Trainer waren u.a. Kaiserslautern, Wattenscheid und Mönchengladbach.  © Imago

Als vor 30 Jahren das erste Bundesligaspiel live beim Sky-Vorgänger Premiere lief, war Hannes Bongartz als Co-Kommentator der Partie Frankfurt gegen Kaiserslautern. Im Sky Interview spricht er über seinen Einsatz, die Situation bei seinem Ex-Klub Schalke 04 und die Entlassung seines ehemaligen Spielers Uwe Neuhaus in Bielefeld.

1991 war Bongartz Trainer der SG Wattenscheid 09, heute hilft der 69-Jährige jungen Spielern dabei, nach der U19 den richtigen Weg einzuschlagen - und er kümmert sich um seine Trabrennpferde.

skysport.de: Herr Bongartz, Sie waren am 19. Spieltag der Saison 1990/91 als Co-Kommentator bei Frankfurt-Kaiserslautern dabei. (Reinhold Beckmann hat das Spiel kommentiert, Andreas Möller hat beim 4:3 drei Tore erzielt.) Welche Erinnerungen haben Sie noch an damals?

Hannes Bongartz: Premiere hatte mich angesprochen, weil ich so lange in Kaiserslautern war. Ich weiß noch, dass damals, auch wegen der Rivalität zwischen Frankfurt und Lautern, wahnsinnig viel los war. Ich hatte sehr viel Spaß, bin damals mit meiner Frau nach Frankfurt gefahren und wir hatten einen sehr schönen Abend.

skysport.de: Sie waren damals Trainer von Wattenscheid 09. Heute wäre es schwer vorstellbar, dass ein aktueller Chefcoach bei einem Spiel anderer Teams als Co-Kommentator dabei ist. Wie war das möglich?

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Bongartz: Es war noch eine andere Zeit. Ich habe damals mit unserem Klubchef Klaus Steilmann darüber gesprochen. Meinem Co-Trainer hatte ich gesagt, dass er am Nachmittag das Training leitet. Das war kein Problem. Es war ja auch für unseren Verein eine schöne Sache, dass ich als Trainer bei so einem Ereignis dabei sein konnte.

skysport.de: Also auch eine Art Werbung für die SG Wattenscheid 09?

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Bongartz: Genau. Wir waren ja damals schon sehr stolz, überhaupt beim Konzert der Großen dabei zu sein. Wir waren 1989/90 aufgestiegen und haben dann vier Jahre lang in der Bundesliga gespielt. Das war sensationell. So etwas wäre mit den finanziellen Möglichkeiten heute gar nicht mehr machbar.

skysport: Heute auch nicht mehr machbar wäre, dass Kaiserslautern ganz oben steht. 1991 wurde der FCK am Ende der Saison Meister vor Bayern. In den Jahren danach landeten Stuttgart und Bremen vorn. Ist es für Sie vorstellbar, dass die Bundesliga noch einmal so abwechslungsreich wird?

Bongartz: Ich glaube, dass diese Ausgeglichenheit eine Erinnerung aus früheren Zeiten bleiben wird. Für meine ehemaligen Vereine wie Kaiserslautern und Schalke wäre es nur mit einem Investor möglich, ganz oben mitzumischen. Ich finde das schade, aber so ist der Fußball halt geworden. Die Erfolge, die diese Traditionsvereine hatten, sind mit den herkömmlichen Mitteln, wie man sie von früher kennt, nicht mehr realisierbar, aber die Fans träumen von Meisterschaften, Pokalsiegen oder dem Europacup.

skysport.de: Schalke 04 spielte in der Saison 1990/91 in der 2. Liga und stieg dann wieder auf. Heute droht der erste Abstieg der Königsblauen seit 1988. Glauben Sie, dass die Königsblauen noch zu retten sind?

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Bongartz: Es wird für Schalke sehr schwierig werden, in diesem Jahr die Klasse zu halten. Man kann vielleicht noch ein bisschen hoffen. Wichtig ist aber, dass die Entscheidungsträger auf Schalke wissen, was auf den Verein zukommt. Man muss auf den Abstieg vorbereitet sein. Wir mussten damals in Wattenscheid immer wieder Leistungsträger verkaufen, um wirtschaftlich über die Runden zu kommen. Um gute Spieler von anderen Klubs zu holen, mussten wir ihnen eine Perspektive bieten.

skysport.de: Sie haben einmal gesagt, Schalke sei "wie ein Bazillus, der einen nicht mehr loslässt". Was würde ein Abstieg für die Fans und die Region bedeuten? Wie wichtig wird der Zusammenhalt sein, um gestärkt aus dieser Situation herausgehen zu können?

Bongartz: Wenn ich in den vergangenen Tagen Berichte über Schalke gesehen habe, dann haben teilweise Väter und Mütter mit ihren Kindern am Stadion gestanden und geweint. Der Abstieg wäre für viele Menschen in der Stadt Gelsenkirchen und in der Region eine Katastrophe. Man muss jetzt die Kräfte bündeln und gut vorbereitet sein. Für mich ist der SC Freiburg ein positives Beispiel in der Bundesliga. Volker Finke und Achim Stocker haben den Verein auf einen guten Weg gebracht und man hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gesehen, mit welcher Kontinuität in Freiburg gearbeitet wurde. Freiburg hatte seit 1991 so viele Trainer wie Schalke in dieser Saison.

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Nach dem Rundum-Rauswurf bei Schalke 04 wird erneut nach einem Trainer gesucht. Sky Reporter Dirk große Schlarmann schätzt die möglichen Kandidaten ein (Videolänge: 2:07 Min.).

skysport.de: Ihr ehemaliger Wattenscheider Spieler Uwe Neuhaus ist bei Arminia Bielefeld entlassen worden. Was halten Sie von der Trennung von einem Trainer, der maßgeblich am Aufstieg beteiligt war?

Bongartz: Für Uwe Neuhaus und seinen Co-Trainer Peter Nemeth, den ich noch aus Siegener Zeiten kenne, ist das natürlich eine persönliche hochgradige Enttäuschung. Uwe war früher als Spieler mein verlängerter Arm auf dem Platz. Als Trainer hat er tolle Arbeit geleistet. Was jetzt in Bielefeld passiert ist, das ist schwer zu verstehen. Für Uwe ist die Situation schwierig, aber ich weiß, dass er sie meistern wird und wieder bei einem Verein arbeiten wird.

skysport.de: Am Wochenende empfängt Dortmund den FC Bayern. Wie wichtig wäre ein Sieg für den BVB und auch für den Ruhrpott-Fußball?

Bongartz: Man kann froh sein, dass Borussia Dortmund zuletzt wieder die Kurve gekriegt hat. Im Moment macht die Mannschaft einen sehr guten Eindruck. Für den BVB wäre ein Sieg gegen die Bayern natürlich ein Sahnehäubchen, und für die Spannung im Endspurt der Bundesliga wäre es eine riesen Geschichte.

skysport.de: Was gefällt Ihnen heute, 30 Jahre nach der Premiere, bei der Bundesliga-Berichterstattung auf Sky am besten?

Bongartz: Es ist für mich natürlich schön Leute zu sehen, die ich kenne. Ob es Lothar Matthäus ist oder Sebastian Hellmann, mit dem ich mich früher in meinem damaligen Lokal in Bonn häufiger getroffen und über die Bundesliga gesprochen haben. Besonders freue ich mich auch immer auf die Erklärungen von Erik Meijer, das sind einfach schöne Sachen.

Das Interview führte Thorsten Mesch

30 Jahre Bundesliga auf Sky: Das große Spezial läuft am Dienstag, ab 15.30 Uhr auf Sky Sport News. Der Film zur Premiere vor 30 Jahren läuft ab 16.00 Uhr auf Sky Sport Bundesliga 1.

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