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Bundesliga News: Wichniarek traut Bielefeld bei FC Bayern viel zu

Wichniarek traut Bielefeld beim FCB viel zu: "Überraschung ist drin"

Artur Wichniarek (vorne) jubelt über seinen Treffer beim 2:1-Heimsieg von Arminia Bielefeld gegen den FC Bayern München in der Bundesligasaison 2006/07.
Image: Artur Wichniarek (vorne) jubelt über seinen Treffer beim 2:1-Heimsieg von Arminia Bielefeld gegen den FC Bayern München in der Bundesligasaison 2006/07.  © Imago

Ex-Bielefeld-Profi Artur Wichniarek traut der Arminia in München eine Überraschung zu. Im exklusiven Sky Interview geht der 44-jährige Pole außerdem auf die Weltfußballerwahl und die WM-Playoffs ein. Zudem äußert er sich zur Lage bei seinem Ex-Klub Hertha BSC.

Sky Sport: Herr Wichniarek, Ihr Landsmann Robert Lewandowski wurde zuletzt in Polen kritisiert. Können Sie uns bitte die Hintergründe erklären?

Artur Wichniarek: Robert hatte das letzte Gruppenspiel in der WM-Qualifikation gegen Ungarn nicht gespielt, weil er anscheinend sehr müde war. Und wir als Journalisten, Experten, aber auch als Fans konnten das nicht nachvollziehen. Man geht nicht zur Nationalmannschaft, um sich zu erholen, sondern um sein Land zu repräsentieren. Und das hat uns ein bisschen auf die Palme gebracht. Ich als ehemaliger Nationalspieler sage, du kannst dir Frische holen in deinem Verein oder nicht 90 Minuten gegen Andorra spielen, sondern je 45 Minuten in beiden spielen. Du musst zum Beispiel nicht am Freitag gegen Augsburg spielen, aber am Montag in einem ganz wichtigen Spiel für unsere Nationalmannschaft. Der Kapitän sollte schon zur Verfügung stehen. Das war nicht der Fall und wir haben das Spiel verloren und es hätte sein können, dass Polen durch die Niederlage schon im Playoff-Halbfinale gegen starke Gegner wie Portugal oder Italien spielt, was unseren Weg nach Katar nicht gerade einfacher gemacht hätte.

Robert Lewandowski wollte gegen Ungarn in der WM-Quali nur zuschauen.
Image: Robert Lewandowski wollte gegen Ungarn in der WM-Quali nur zuschauen.  © Imago

Sky Sport: Jetzt heißt der Gegner Russland, danach könnte es gegen Schweden oder die Tschechische Republik gehen. Wie schätzen Sie Polens Chancen ein?

Wichniarek: Wir haben Glück gehabt, es gab stärkere Gegner. Wir spielen auswärts, das wollten wir vermeiden, aber Russland ist machbar. Schweden und Tschechien sind Teams auf unserem Level, auch wenn wir dieses Jahr gegen Russland nur 1:1 zu Hause gespielt und gegen Schweden bei EM verloren haben. Gegen Tschechien ging unser letztes Spiel auch in die Hose (0:1), aber trotzdem sage ich, dass wir die schlagen können. Wenn wir nach Katar fahren wollen, müssen wir diese Spiele gewinnen.

Sky Sport: Welches Image hat Robert Lewandowski in Polen?

Wichniarek: Robert ist der Held des Landes, das ist schon klar. Jeder identifiziert sich mit ihm und schätzt seine Erfolge, die er schon seit Jahren feiert. Er hat neue Fußballgeschichte geschrieben, nicht nur in Polen, auch in Deutschland und in Europa. Früher gab es schon gute polnische Spieler wie Boniek oder Lato, aber Robert ist der beste polnische Fußballer aller Zeiten.

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Sky Sport: Was würde es für Polens Fußball bedeuten, wenn Lewandowski nach dem Weltfußballer-Titel letztes Jahr jetzt auch noch den Ballon d'Or gewinnen würde?

Wichniarek: Mit dem Gewinn der Champions League ist sein großer Traum in Erfüllung gegangen. Wenn Robert den Ballon d'Or gewinnen sollte, wäre es die Krönung seiner sehr starken Leistung. Dann muss er uns noch in Katar zum Weltmeister machen und dann kann er aufhören. (lacht)

Sky Sport: Was spricht für Lewandowski?

Wichniarek: Er hat Gerd Müllers Rekord in der Bundesliga geknackt und er kann in diesem Jahr den Tor-Rekord in der Champions League von Cristiano Ronaldo brechen. Er hat in zwei Jahren in Folge Leistungen auf Top-Niveau gebracht und deshalb finde ich, hätte er den Ballon d'Or verdient.

Robert Lewandowski hat als erster Bundesligaspieler seit Gerd Müller den Goldenen Schuh gewonnen.
Image: Robert Lewandowski hat in der vergangenen Saison den Bundesliga-Torrekord von Gerd Müller geknackt.  © Imago

Sky Sport: Seit 2008 ging der Titel, bis auf eine Ausnahme, immer an Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi. Wie schätzen Sie die Chancen der beiden Superstars ein?

Wichniarek: Ronaldo beweist seine Klasse wieder bei seinem neuen alten Verein. Ich habe am Mittwoch Messi als Experte für einen polnischen Sender live beim Champions-League-Spiel in Manchester gesehen. Er scheint mir nicht ganz glücklich bei PSG zu sein, er ist noch nicht in Paris angekommen. Trotz seines ersten Tores in der Ligue 1 und seinen drei Treffern in der Champions League ist er längst nicht auf dem Niveau wie in Barcelona. Die Copa America mit Argentinien zu gewinnen, reicht nicht. Dann schon eher Jorginho. Er hat mit Chelsea die Champions League gewonnen und mit Italien die EURO. Aber eigentlich sehe ich keine Konkurrenz für Lewandowski.

Die Copa America mit Argentinien zu gewinnen, reicht nicht. Dann schon eher Jorginho. Er hat mit Chelsea die Champions League gewonnen und mit Italien die EURO. Aber eigentlich sehe ich keine Konkurrenz für Lewandowski.
Artur Wichniarek über Messis Chancen beim Ballon d'Or

Sky Sport: Auch nicht durch Cristiano Ronaldo?

Wichniarek: Nein, er hat zwar wichtige Tore für Manchester United gemacht, aber mit Juventus Turin hat er zuletzt keine großen Erfolge gefeiert.

Sky Sport: Beim FC Bayern gab es zuletzt großen Wirbel, Stichworte Corona und Katar. Wie beurteilen Sie die jüngsten Ereignisse als Ex-Profi, der in Deutschland lebt?

Wichniarek: In der heilen Welt von Bayern München, die seit der Zeit von Hansi Flick herrscht, ist - sportlich gesehen - alles wunderbar. Die Unruhe, die durch die ungeimpften Spieler und das Thema Katar aufkam, ist unnötig. Ich kann mir vorstellen, was hinter den Kulissen abläuft. Wenn ein Uli Hoeneß schon keine Worte auf der JHV hat, wissen wir, wie angespannt die Situation im Verein ist. Sportlich ist es eine sehr gefährliche Phase, denn nach dem Ausrutscher in Augsburg haben sie nur noch einen Punkt Vorsprung auf Dortmund.

Cristiano Ronaldo ist endgültig König der Königsklasse.
Image: Cristiano Ronaldo spielt seit dieser Spielzeit wieder bei Manchester United.  © Getty

Sky Sport: Könnte die Unruhe im Verein eventuell Einfluss auf Lewandowskis Zukunftsplanung haben? Es gab immer wieder Gerüchte über einen Wechsel nach England.

Wichniarek: Die Unruhe ist keine schöne Sache, aber für den Spieler ist der sportliche Erfolg entscheidend. Was der FC Bayern in den vergangenen zwei Jahren alles erreicht hat, gibt ihm das Gefühl: "Du bist in einer der besten Mannschaften der Welt und du bist hier richtig." Robert weiß zu schätzen, was er in München hat. Er hat seine wichtigsten Ziele mit Bayern erreicht, die Champions League gewonnen. Ich glaube, er wird noch einmal bei Bayern verlängern.

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Sky Sport: Am heutigen Samstag spielt Bayern gegen Bielefeld. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Duelle?

Wichniarek: Bayern ist bei mir in guter Erinnerung. Ich habe, glaube ich, drei Buden in der Bundesliga gegen sie gemacht. Wir haben gegen den Rekordmeister gewonnen und ich habe ein sehr wichtiges Tor erzielt. Gegen Oliver Kahn zu treffen, ist immer schön. Ich hoffe, dass auch Fabian Klos am Samstag trifft, zwar nicht gegen Kahn, aber gegen Manuel Neuer.

Sky Sport: Unruhe bei den Bayern, eventuell Schnee in München. Erhöht das die Chancen für Arminia?

Wichniarek: Normalerweise hast du kaum Chancen gegen Bayern München. Aber Gladbach im Pokal und Augsburg in der Bundesliga haben gezeigt, dass die Bayern auch Fehler machen können. Bielefeld ist krasser Außenseiter, aber eine Überraschung ist im Fußball immer drin. Ich drücke die Daumen, dass Arminia keine Angst hat und mit einer breiten Brust auftreten kann.

Bielefelds Stefan Ortega liebäugelt weiter mit einem Wechsel zum FC Bayern.
Image: Auf Torwart Stefan Ortega kommt es für die Arminia in München an.  © DPA pa

Sky Sport: Wie lautet Ihr Tipp?

Wichniarek: Ich würde sagen 1:1, weil Ortega im Tor wieder eine starke Saison spielt und ich hoffe, dass der ein oder andere Konter mit einer guten Flanke auf den sehr kopfballstarken Klos zum Erfolg führen kann.

Sky Sport: Sie haben in Berlin zusammen mit Pal Dardai und Fredi Bobic gespielt. Hertha hatte große Ziele, vom Big City Klub war die Rede, jetzt dümpelt Hertha schon wieder im unteren Mittelfeld herum. Wie sehen Sie die Situation bei der Hertha?

Wichniarek: Ich wohne in der Nähe von Berlin und bekomme alles mit. Es gibt einen Big City Klub, der heißt aber nicht Hertha, sondern Union. Was die in kurzer Zeit mit einem kleinen Budget aufgebaut haben, ist ein weiterer Schlag ins Gesicht für Hertha, wo zig Millionen ausgegeben wurden für eine Mannschaft, die im Derby gegen Union komplett versagt hat. Man könnte sagen "wir stehen nicht in der Abstiegszone", aber das ist nicht das Ziel von Fredi Bobic oder Pal Dardai. Dass sich bei Hertha momentan gar nichts nach vorne bewegt, ist sehr gefährlich. Man hatte im Sommer die Hoffnung, dass es mit Fredi, der in Frankfurt hervorragende Arbeit geleistet hat, sofort funktioniert. Im Fußball funktioniert aber nicht alles von heute auf morgen. Bei Bayern mit Flick und bei Chelsea mit Tuchel hat man gesehen, dass es funktionieren kann, wenn es ein Konzept gibt, aber bei Hertha sieht man überhaupt keinen Plan, und das ist das Problem.

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Sky Sport: Kein Plan beim Trainer?

Wichniarek: Ich würde das nicht nur auf Pal schieben, aber ich sehe allgemein gar keine Entwicklung. Nach der Niederlage gegen Union hat man gesehen, dass bei Spielern, Verein und Fans langsam die Nerven blank liegen. Die unschönen Szenen am Zaun haben das gezeigt. Das ist kein gutes Zeichen. Ich weiß, wie das enden kann. Ich war 2009 dabei, damals war das Szenario ähnlich, und am Ende ist Hertha abgestiegen.

Das Interview führten Thorsten Mesch und Christian Akber-Sade.

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