Unruhige BVB-Weihnacht! Lärm um Haaland lässt Böses erahnen
20.12.2021 | 13:37 Uhr
Unruhige Winterpause für Borussia Dortmund: Der Abgang von Erling Haaland scheint unvermeidbar. Lustlos-Auftritt und angeheizte Gerüchte lassen Böses erahnen.
Es läuft die 78. Minute in einem enttäuschenden BVB-Spiel, das die Dortmunder binnen weniger Minuten aus der Hand gegeben und nicht mehr richtig in den Griff bekommen haben. Die Hertha, die zu diesem Zeitpunkt schon 3:1 führt, baut das Spiel ruhig aus der Innenverteidigung auf.
Plötzlich setzt Haaland zu einem seltenen Pressing-Angriff an und rennt Niklas Stark grundlos über den Haufen, nachdem dieser den Ball längst gespielt hat. Es ist die vielleicht auffälligste Aktion des Norwegers, der wohl selber nicht weiß, warum es für diesen Schubser keine Karte gab.
Die frustgeladene Szene ist ein Sinnbild für die restlichen 89 Minuten des Top-Knipsers. Im gesamten Spiel hatte der Angreifer lediglich drei Ballkontakte im Sechzehner der Berliner. Tiefstwert des 21-Jährigen in dieser Saison. Auch seine Zweikampfquote von lediglich 43 Prozent ist drittschlechtester Saisonwert. Die Krönung: Der gierige Torgarant schoss lediglich einmal auf den Kasten der Hertha.
Es ist der vielleicht schlechteste Auftritt von Haaland im BVB-Dress. Neben der statistischen Tiefpunkte ist vor allem die Körpersprache des Antreibers besorgniserregend für alle, die es mit den Schwarz-Gelben halten. Kaum Elan, Einsatz oder Körperspannung - kein Anfordern des Balles.
"Das war nicht Erling Haaland", monierte auch ein leicht entgeisterter Lothar Matthäus nach der Partie kritisch. Der Sky Experte erklärt: "Unzufriedenheit, er hat nicht leidenschaftlich gekämpft, er hat sich provozieren lassen, hat dann provozieren wollen. Ich hoffe, dass das eine Eintagsfliege war."
Nun sollte man dem erst 21-jährigen Stürmer, der in 75 Pflichtspielen für die Dortmunder 76 Mal getroffen und obendrein 20 Vorlagen beigesteuert hat, keinen Strick aus einem schlechten Spiel drehen. Aber: Der Zeitpunkt ist es, was Sorge im Auftritt Haalands aufkeimen lässt.
Unter der Woche sorgte der Angreifer nebst Doppelpack vor allem nach dem 3:0-Sieg gegen Greuther Fürth für Aufsehen. Während die Mannschaft sich zur Sieges-Laola bereit machte, schlurfte Haaland bereits im Alleingang zu den Fans und drehte eine Runde durch das ganze Stadion. Als die gesammelte Mannschaft mit der kleinen Feier loslegte, war der Knipser auf der anderen Seite des Signal Iduna Parks - alleine.
"Ich habe die Bilder auch gesehen und das sah ein wenig komisch aus", gestand auch Michael Zorc am Sky Mikro vor dem Hertha-Spiel. Der BVB-Sportdirektor wolle nicht zu viel in diese wohl "unbewusste Aktion" hineininterpretieren: "Ich habe ihn gefragt, was dahinter steckt und er hat geantwortet 'Gar nichts'". Danach versicherte der 54-Jährige, dass Haaland nicht im Winter wechseln würde.
Doch wie hoch stehen die Chancen, dass er auch über den Sommer hinaus bleibt? Fest steht: Haaland darf im Sommer für die verhältnismäßig geringe Ablösesumme von kolportierten 75 Millionen Euro gehen. Fest steht auch, dass es genug Interesse am Top-Knipser gibt, der eigentlich rund 144 Millionen Euro wert ist.
Zorc kündigte abermals zeitnahe Gespräche mit dem Spieler an. Hans-Joachim Watzke erklärte am Sonntag, zumindest schon mit Berater Mino Raiola gesprochen zu haben. "Vor ein paar Tagen hatten wir ein sehr gutes Gespräch'', meinte der BVB-Geschäftsführer bei Bild TV. Dabei wurde wohl auch über mögliche Abnehmer gesprochen. Salopp offenbarte Watzke, dass ein großes Interesse von Real Madrid sogar bei der Haaland-Seite "verbürgt" sei.
"Am Ende ist es so, entweder er bleibt, dann freuen wir uns, oder er sagt, er hat sich entschieden, er möchte etwas anderes machen", meinte Watzke und kündigte immerhin an, alles in seiner Macht stehende zu tun, damit es zum Verbleib kommt: "Ich kämpfe für Erling mindestens genauso sehr für den BVB wie für die Bundesliga."
Die Zeichen, dass man sich auf einen Abschied des Ausnahmeknipsers einzustellen hat, verdichten sich allerdings. Nicht zuletzt, weil auch die Argumente der Dortmunder immer schwächer werden. Ein spannender Meisterschaftskampf und ein Weiterkommen in der Champions League hätten den Borussen gut zu Gesicht gestanden.
So geht es abermals in die kritische Analyse nach Weihnachten und die ganz große Bühne für Haaland bleibt in der zweiten Saisonhälfte obendrein aus. Ein unangenehmes Zwischenfazit, das von einem frustrierten Haaland im wahrscheinlich letzten halben Jahr in Dortmund gekrönt würde.
Würde. Denn noch steht Haaland beim BVB unter Vertrag und hat mit einer Berliner Ausnahme nie die Sorge aufkommen lassen, keine Lust mehr auf das Toreschießen zu haben. Egal ob in Bundesliga, DFB-Pokal, Champions- oder eben in der Europa League - der Norweger ist der fleischgewordene Ehrgeiz.
Und kommt es im Sommer zum Abgang, hat Watzke immerhin schon im September im Gespräch mit der Welt versprochen: "Wir finden auch wieder einen neuen Topstürmer."
Alles zur Bundesliga auf skysport.de:
Alle News & Infos zur Bundesliga
Spielplan zur Bundesliga
Ergebnisse zur Bundesliga
Tabelle zur Bundesliga
Videos zur Bundesliga
Liveticker zur Bundesliga
Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News