BVB: Reinier kehrt zu Real Madrid zurück - Zukunft offen

Chronik eines BVB-Missverständnisses: Was wird aus Reinier?

Der ehemalige BVB-Profi hofft, beim FC Girona auf mehr Einsatzzeit zu kommen.
Image: BVB-Leihspieler Reinier blickt in eine ungewisse Zukunft.  © Imago

Er kam als großes Versprechen zum BVB und wird bald als große Enttäuschung wieder gehen. Für das einstige Supertalent Reinier geht es zurück zu Real Madrid. Und danach?

Beim Namen "Achraf Hakimi" bekommen manche BVB-Fans wohl heute noch Gänsehaut. Der Rechtsverteidiger stand von 2018 bis 2020 leihweise für zwei Jahre bei Borussia Dortmund unter Vertrag und hinterließ dort bleibenden Eindruck. Pfeilschnell, torgefährlich, spielintelligent.

Trotz defensiver Schwächen gilt der Marokkaner als einer der ganz großen Transfercoups von Michael Zorc. Bis heute suchen die Schwarz-Gelben nach einem idealen Nachfolger. Mit Thomas Meunier kam ein namhafter Ersatz, der die Erwartungen trotz deutlicher Leistungssteigerung zur Debütsaison noch nicht gänzlich erfüllt.

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Reinier sollte Hakimi 2.0 werden

Hakimi war eine Erfolgsgeschichte, die der BVB seither versucht zu wiederholen. Mit Reinier sollte es ähnlich ablaufen, wie mit dem damals 19 Jahre alten Rechtsverteidiger. Der Brasilianer kam im Sommer 2020 via zweijähriger Leihe ebenfalls von Real Madrid. Der Plan: Reinier sollte langsam in das Team integriert und durch seine Variabilität zur Geheimwaffe in der Offensive der Dortmunder werden.

Durch seine feine Technik und ein gewisses Grundtempo hätte die Real-Leihgabe auf den beiden Flügeln, als Zehner oder sogar hängende Spitze eingesetzt werden können. Ein junger Marco Reus, der so für den Fall einer erneuten Verletzung des Kapitäns direkt zum neuen Spielmacher hätte werden können. Nicht umsonst hatte Real im Jahr zuvor stolze 30 Millionen Euro für den Teenager auf den Tisch gelegt. Rekord für einen U18-Spieler.

Drei Trainer - keine Spielzeit

Unter Trainer Lucien Favre kam Reinier allerdings lediglich vier Mal als Joker zum Einsatz und stand meist nur wenige Minuten auf dem Platz. Schnell wurde die Frage nach dem jungen Brasilianer gestellt, doch der Schweizer fand in seinem System offenbar keinen Platz für den Offensivmann.

Nach der Entlassung des Coaches übernahm mit Edin Terzic ein Nachwuchstrainer, dessen große Stärke in der Entwicklung von Talenten lag. In seiner kurzen Amtszeit beim BVB zog der neue Übungsleiter unter anderem Ansgar Knauff und Steffen Tigges in die erste Mannschaft und verhalf beiden zum Bundesliga-Debüt. Ausnahmetalent Giovanni Reyna schaffte den Sprung zum Stammspieler, Jadon Sancho wurde zum Pokalhelden. Für Reinier war trotz Verletzungssorgen im Kader weiterhin kein Platz.

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Im Sommer 2021 wurden Gerüchte lauter, der heute 20-Jährige könnte den BVB nach einem Jahr Leihdauer vorzeitig verlassen. Real Madrid sei unzufrieden mit der Spielzeit Reiniers, der in seiner Startsaison lediglich einmal von Beginn an auflief. Auch Reinier-Papa Mauro Brasilia sorgte mit Statements für Unruhe, Dortmund wisse seinen Sohn nicht zu schätzen.

Mit der Zeit wurde es ruhiger und der Spielmacher blieb. An seiner Bankdrücker-Situation änderte sich aber auch unter Marco Rose, dem dritten Trainer im Bunde, nichts. Erling Haaland, Marco Reus, Julian Brandt, Donyell Malen, Thorgan Hazard, Giovanni Reyna - sie alle haben etwas gemeinsam. Alle fehlten in dieser Saison mehr als ein Spiel verletzungsbedingt, meist mehrere von ihnen gleichzeitig. Und dennoch musste Reinier bis zum vergangenen Wochenende auf seinen ersten Startelf-Einsatz warten.

Reinier nutzt seine Bayern-Chance nicht

"Er kann der Mannschaft mit seinem Spielstil helfen, das wäre auch in manchen Spielen dringend notwendig gewesen", wetterte Papa Brasilia bei Spox und Goal noch vor der Winterpause: "Er beherrscht die Spielkontrolle und den Ballbesitzfußball wie nur wenige, aber es wirkt so, als habe Borussia Dortmund das nicht verstanden. Sie haben diese Option nicht genutzt."

Ausgerechnet gegen den FC Bayern sollte es dann soweit sein. Im Spitzenspiel erhielt der Youngster die Chance, sich von Beginn an zu beweisen und die Schwarz-Gelben griffen auf diese "Option" zurück. Doch der Auftritt Reiniers war alles andere als ein Empfehlungsschreiben. Nach nur 31 Ballaktionen wurde der schier unsichtbare Spielmacher ausgewechselt. Dabei strahlte der Brasilianer weder Kreativität, noch große Leidenschaft aus.

Das Kapitel Reinier in Dortmund neigt sich mit dem viertletzten BVB-Pflichtspiel vor Saisonschluss dem Ende entgegen. Die Rückkehr zu Real Madrid ist mit Auslaufen der Leihe beschlossen - doch wie geht es weiter? Dass das einstige Fußball-Wunderkind beim CL-Halbfinalisten im kommenden Jahr eine Chance auf Einsatzzeit hat, ist fast ausgeschlossen. Wohin also mit dem 30-Millionen-Mann?

Für Reinier bleibt nur die nächste Leihe

Nach zwei Jahren mit nur 735 Minuten Spielzeit brennt der junge Kreativspieler auf Einsätze. Die gibt es nur in einem neuen Klub. Durch die hohe Ablöse für den Youngster, die er im kommenden Sommer wohl kaum wieder einspielen dürfte, scheint ein Verkauf ausgeschlossen. Übrig bleibt also nur eine weitere Leihe, bei der Reinier nach den vergangenen zwei Spielzeiten wohl sehr genau auf den abnehmenden Klub schauen wird.

Laut Vater Brasilia gab es im Winter noch immer viele Top-Klubs, die Interesse an seinem Sohn hätten. Konkrete Gerüchte gab es bislang jedoch nicht. Reinier wird sich wohl auch die Frage stellen müssen, ob ein echter Spitzenklub wirklich die richtige Adresse ist, um wieder zur Top-Form zurückzufinden und auf die nötige Spielpraxis zu kommen.

Von einem Stammplatz bei Real Madrid, was der Youngster einst als Lebenstraum bezeichnet hatte, ist der 20-Jährige aktuell jedenfalls weit entfernt.

Mehr zum Autor Lars Pricken

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