Champions League News: Hamann-Kolumne über Haaland, Terzic und Mbappe
Hamanns Top 3: BVB muss Sevilla-Coup gegen Schalke bestätigen
19.02.2021 | 09:03 Uhr
In seiner Kolumne analysiert Sky Experte Dietmar Hamann die Leistungen der deutschen Mannschaften in der Champions League. Dieses Mal blickt er auch auf das Duell zwischen Lionel Messi und Kylian Mbappe und schätzt den Wechsel von Mönchengladbachs Trainer Marco Rose zu Borussia Dortmund ein.
TOP1: Dortmund muss den Sieg bestätigen
Was Erling Haaland mit seinen erst 20 Jahren schon leistet, ist Wahnsinn. Er hat enorme Power, Tempo und Willensstärke. Er ist einfach ein Macher. Er schnappt sich den Ball, dreht sich, spielt einen super Doppelpass mit Sancho und hat den Mut, vor dem Tor voll reinzugehen und nicht zurückzuziehen. Es ist auch sehr beachtlich und bemerkenswert, welche Stabilität er schon in seinen Leistungen hat.
Im Gegensatz zu seiner Mannschaft. Das Spiel in Sevilla war wieder mal ein positives Ausrufezeichen, aber die Dortmunder müssen diese Leistung in der Bundesliga bestätigen. Wenn der BVB am Samstag gegen Schalke (ab 17:30 live auf Sky Bundesliga 1) nicht gewinnt, war der Sieg nur die Hälfte wert.
Die Dortmunder haben sich eine super Ausgangslage verschafft. Wenn man in Sevilla drei Tore macht, dann muss man auch weiterkommen - ohne Wenn und Aber. Wenn du aber in Dortmund spielst, reicht es nicht, wenn du zwei gute Spiele im Monat machst, du musst fünf gute Spiele machen. Ich hoffe, dass ihr Selbstvertrauen durch den Sieg gewachsen ist und sie eine gewisse Professionalität in ihren Leistungen zeigen, die wir leider in den letzten Wochen und Monaten nicht gesehen haben.
Erleichterung bei Terzic und Rose
Ich glaube, dass durch die Entscheidung in der Trainerfrage der Druck von Edin Terzic ein Stück weit abgefallen ist. Ich kann mir vorstellen, dass es bei ihm im Hinterkopf den einen oder anderen Gedanken gab, dass, wenn es gut läuft, es vielleicht eine Situation wie in München mit Hansi Flick geben könnte. Terzic wird im Sommer ins zweite Glied zurücktreten, die Entscheidung ist gefallen.
Wie seine Rolle unter dem zukünftigen Dortmunder Cheftrainer Marco Rose sein wird, muss man mal sehen. Ich will ihm nicht die Fähigkeit absprechen, in den nächsten Jahren ein guter Cheftrainer zu werden, aber ich glaube, ein guter Co-Trainer zu sein, heißt nicht automatisch, dass du ein guter Cheftrainer wirst. Rose bringt Alexander Zickler und andere Leute aus seinem Gladbacher Team mit. Man muss schauen, inwieweit Terzic da eingebunden sein wird. Darüber können sich die Dortmunder nach der Saison ihre Gedanken machen.
Bis dahin wird Marco Rose noch Trainer in Mönchengladbach sein. Ich bin sicher, dass er sein volles Herzblut in diese Aufgabe legt. Etwas anderes zu behaupten, ist Unsinn. Der Verein und er selbst gehen mit der Situation professionell um, deswegen verstehe ich die Aufregung nicht. Das Problem ist, und das betrifft nicht nur den Fußball, dass heutzutage häufig Halbwahrheiten als Fakten dargestellt werden. Ich kann voll nachvollziehen, dass sich Max Eberl über diese Geschichten aufgeregt hat. Und ich kann mir vorstellen, dass durch die Verkündung der Entscheidung auch in Gladbach der Druck ein Stück weit weg ist.
Ich gehe davon aus, dass die Gladbacher jetzt einen richtigen Endspurt in der Bundesliga hinlegen und sich im Pokal und in der Champions League gut verkaufen werden.
TOP 2: Leipzig hat Lehrgeld gezahlt
Die Leipziger haben gegen Liverpool zwei kapitale Fehler gemacht und dadurch ein Spiel, bei dem sie eigentlich auf Augenhöhe waren, verloren. Leipzig hat ein Stück weit Lehrgeld gezahlt.
Um gegen Teams wie Liverpool bestehen zu können, brauchst du 90 Minuten hundertprozentige Konzentration. Solche Fehler kann man in der Bundesliga vielleicht wieder ausbügeln, in der Champions League wird das sehr schwer.
TOP 3: Das fehlt Haaland und Mbappe noch zu Ronaldo und Messi
Dass Barcelona Probleme hat, hat man schon im Halbfinale der vergangenen Saison beim 2:8 gegen den FC Bayern gesehen, jetzt wieder beim 1:4 gegen PSG mit einem überragenden Kylian Mbappe. Dass die Leistung bei einem 33-Jährigen wie Lionel Messi irgendwann weniger werden, ist verständlich. Was Messi und Cristiano Ronaldo in den vergangenen Jahren geleistet haben, war fast unmenschlich, wenn man sich ihre Tore, Titel und Trophäen anschaut.
Um diese Fußstapfen zu füllen, musst du zehn, zwölf Jahre auf höchstem Niveau spielen. Ob ein Erling Haaland oder Kylian Mbappe das können, muss sich erst noch zeigen. Es ist gut, dass es mit Haaland und Mbappe zwei Spieler mit solch einer starken Entwicklung gibt. Der Fußball braucht diese Superstars, auch um das Spiel den jungen Leuten zu vermitteln. Vor zehn Jahren wollten die Kinder auf dem Bolzplatz wahrscheinlich Messi und Ronaldo sein, heute wollen viele Haaland und Mbappe sein.
Ich sehe das positiv, doch das Wort Wachablösung gefällt mir nicht. Mbappe ist Weltmeister und stand im Champions-League-Finale, aber vor dem Spiel in Barcelona hatte er erst einen Treffer in K.o.-Duellen erzielt. Mbappe und Haaland sind noch jung und haben die Anlagen, den Weltfußball in den nächsten Jahren zu dominieren. Dazu gehört aber auch eine unheimliche mentale Stärke über viele Jahre. Man vergisst häufig, was Messi und Ronaldo auch in dieser Hinsicht geleistet haben. Es gehört mehr dazu als das fußballerische Talent. Diesen Beweis sind Haaland und Mbappe noch schuldig.