Nach einem unrühmlichen Ende beim FC Bayern hat sich Douglas Costa in die Herzen der Tifosi von Juventus Turin gespielt. Im exklusiven Interview mit Sky spricht er über den kommenden Champions-League-Gegner FC Barcelona und das Zusammenspiel mit Paulo Dybala und Sami Khedira bei Juve.
Skysport: Der FC Barcelona hat im Sommer mit Neymar einen Superstar verloren. Was hat sich bei den Katalanen seitdem spielerisch geändert?
Douglas Costa: Egal welche Mannschaft der Welt einen Spieler wie Neymar verliert, wird an Qualität einbüßen. Neymar ist nicht ersetzbar, ganz einfach. Mit ihm haben sie einen Spieler verloren, der den Unterschied ausmacht. Aber Barcelona bleibt Barcelona, Messi und Suarez haben sie ja behalten. Paulinho macht einen guten Job. Ob mit Neymar oder ohne, es bleibt Barca.
Skysport: In der vergangenen Saison stand Juve im Champions-League-Finale. Was ist in dieser Spielzeit drin?
Costa: Es ist schwierig zu sagen, wo genau wir landen werden und was konkret möglich ist. Aber ich glaube, dass wir eine fantastische Saison spielen werden. Wir sind jetzt nicht so gut gestartet wie zum Beispiel damals 2015 mit den Bayern. Wir haben sensationell begonnen und in der entscheidenden Phase ist uns die Luft ausgegangen. Jetzt verbessern wir uns von Spiel zu Spiel und der Moment kommt, an dem es läuft. Im Sommer sind viele Jungs neu dazugekommen: Ich, Blaise Matuidi, Bernadeschi und andere. Wir alle kannten uns nicht. Jetzt verstehen wir uns auf dem Platz schon besser. Als ich 2015 zu den Bayern kam, kannten sich die meisten schon lange und das hat man auf dem Platz gesehen. Es ist immer schwer, wenn man so viele Neuzugänge integrieren muss.
Skysport: Aber mit Paolo Dybala, Gonzalo Higuain und anderen haben Sie enorme individuelle Qualität im Kader…
Costa: Das stimmt, wir haben extrem viel Qualität. Aber wir kennen uns nicht, das ist der Punkt. Wenn man bei Bayern schaut wie lange sich Robben und Lewandowski jetzt schon kennen. Dann ist es klar, dass der eine den Laufweg des anderen genau kennt und weiß, was er machen wird. Solche instinktiven Dinge brauchen Zeit. Zwischenmenschlich lernt man sich schnell kennen, aber auf dem Platz ist es anders.
Skysport: Sie haben bislang drei Vorlagen gegeben und ein Tor selbst erzielt. Sind Sie zufrieden mit Ihrer Saison?
Costa: Nein! Ich kann mich noch sehr verbessern. Alle im Klub wissen, dass sie auf mich zählen können, dass ich alles geben werde. Ich habe aus jeder Situation, in der es für mich nicht so lief, enorm viel gelernt. Es ist besser etwas schwächer anzufangen und dann immer stärker zu werden als andersrum, wie es bei den Bayern bei mir der Fall war. Ich gehe jetzt den anderen Weg und will mich immer weiter steigern.
Skysport: Seit seinem Transfer 2015 ist Sami Khedira ein zentraler Bestandteil der Mannschaft. Warum ist er so wichtig für Juventus?
Costa: Khedira ist einer dieser Spieler, der in vielen Spielen gar nicht so richtig auffällt. Er schließt unglaubliche viele Räume im Mittelfeld und hilft uns auch immer wieder in der Offensive. Sei es mit einem Tor, einer Vorlage oder einfach einem Laufweg, der neue Räume öffnet. Sami ist enorm wichtig für unser Team.
Skysport: Paolo Dybala entwickelt sich bei Juventus gerade zum Superstar. Sie sehen ihn täglich im Training. Was macht ihn so speziell?
Costa: Er ist außergewöhnlich, auch eine fantastische Person übrigens. All die Lobeshymnen der Medien sind völlig gerechtfertigt. Auf dem Platz ist er eine Nummer für sich und außerhalb behandelt er jede Person gleich. Und Paolo ist noch lange nicht am Ende, er hat unglaubliches Potential und wir für Juve viele Titel gewinnen. Aber es geht nicht nur um Dybala, auch Higuain und Pjanic sind sehr wichtig. Unser Kader hat höchste Qualität. Ich kann auch auf dieses Niveau kommen - jedes Training messe ich mich mit den besten der Welt.
Skysport: Bei den Bayern sind vor allem Ihre ersten sechs Monate unter Trainer Guardiola in Erinnerung geblieben, danach haben Sie mehr Probleme gehabt. Was müssen Sie verbessern, damit Sie Ihr Potential kontinuierlich abrufen können?
Costa: Das Wichtigste für mein Spiel ist, dass ich verletzungsfrei bleibe. Ich brauche eine gewisse Selbstverständlichkeit in den Eins-gegen-Eins-Situationen. Jetzt kann ich alle meine Bewegungen absolvieren, ohne irgendwo Schmerzen zu verspüren. Ich bin nicht weit entfernt von meiner optimalen Verfassung und bald wird man den alten Douglas Costa wiedersehen. Als ich damals zu Bayern kam, bin ich von einem Tag auf den anderen in einer neuen Welt gewesen. Alles war neu, Bayern ist eben ein Weltklub. Jetzt weiß ich genau, was auf mich zukommt. Ich weiß, was von mir erwartet wird. Es hängt alles nur von mir selbst ab.
Skysport: Giangluigi Buffon wird im kommenden Sommer seine Karriere beenden. Er hat unglaublich viele Titel gesammelt, ist Weltmeister, aber ein Erfolg in der Champions League fehlt ihm noch. Wie gerne würde das Team ihm diesen Titel zum Abschied schenken?
Costa: Das wäre so wichtig! Wir arbeiten täglich sehr hart daran, dass wir Gigi dieses Geschenk machen können. Er ist ein unglaublicher Torwart. Ich hatte in meiner Karriere immer Glück, mit großartigen Torhütern zu spielen, zuletzt ja mit Manuel Neuer.
Skysport: Und wenn Sie auf dem Weg ins Finale auf die Bayern treffen sollten?
Costa: Zuerst würde ich denken, dass das ein verdammt schwieriges Spiel wird. Ich wäre dann gut auf sie vorbereitet und würde mein Bestes dafür geben, dass Juve dieses Mal als Gewinner vom Platz geht.
Skysport: Aber emotional wäre es auch gegen Thiago, Rafinha…
Costa: Klar. Es ist der Klub, der mich groß gemacht hat.
Skysport: Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Saison.
Das Interview führte Sky Sport News HD Reporter Maximilian Bielefeld