Deutschland: Kai Havertz mit bemerkenswertem Auftritt vor Länderspiel gegen Japan
Havertz-Auftritt mit Symbolcharakter
07.09.2023 | 21:08 Uhr
Vorwurf des mangelnden Supports, Forderung nach Geschlossenheit und das "Begräbnis" der immer wiederkehrenden Neunerfrage - der bissige Auftritt von Kai Havertz vor dem richtungsweisenden Spiel gegen Japan überrascht durchaus und lässt Interpretationsspielraum zu: Eine Trotzreaktion auf die sportliche Misere oder ein Anstoß für die (lang ersehnte) Wende?
Ohne diesen Rückenwind aus der Heimat seien Erfolge schwierig zu erreichen. "Das ist wichtig, weil das auch Kraft verleiht", sagte der 75-Millionen-Euro-Neuzugang des FC Arsenal und warf aller Voraussicht nach den Blick in Richtung Argentinien, Marokko und Co.: "Was andere Mannschaften da für Support hatten - das hat bei uns ein bisschen gefehlt."
Die Forderung nach dem zwölften Mann
Selbiges fordert der 24-jährige Offensivallrounder nun auch vom deutschen Publikum. Schließlich seien die Fans "der zwölfte Mann" und gäben insbesondere in schlechten Phasen den benötigten Support. "Und den haben wir nicht jedes Mal hundertprozentig gespürt." Die Kritik der vergangenen Monate sei oftmals nicht zurecht ausgesprochen worden.
Natürlich soll und muss die DFB-Performance nach katastrophalen Leistungen bei den jüngsten Turnieren und Testspielen wieder in die richtige Bahn gelenkt werden: "Zuletzt war die Mannschaftsleistung eher dürftig", betonte der zweimalige A-Nationalspieler Horst Heldt in der Primetime auf Sky Sport News. "Die Mannschaft muss so Fußballspielen, dass sie die Menschen wieder anstachelt."
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Das möchte auch Havertz erreichen: "Wir wollen damit anfangen, für Euphorie im ganzen Land zu sorgen", machte der Arsenal-Profi, der wohl im Test gegen Japan wieder auf der Neunerposition beginnen darf, deutlich.
Trotzreaktion auf die sportliche Misere?
Schon beim 5:0 im Geheimtest gegen die deutsche U20-Auswahl ersetzte der Premier-League-Legionär den angeschlagenen Niclas Füllkrug im Sturmzentrum und reihte sich beim "drei-mal-zwölf-Minuten-Test" direkt in die Torschützenliste ein. Ein kleines Erfolgserlebnis - nicht mehr, nicht weniger.
Schließlich wartet Havertz in der Premier League seit mittlerweile 13 Partien auf eine Torbeteiligung, hat auch nach seinem Wechsel zu den Gunners noch nicht richtig Fuß fassen können. "Klar beschäftigt einen das", gab Havertz in Wolfsburg zu. "Aber ich hatte in meiner Karriere schon die eine oder andere Phase, die etwas holpriger lief", fügte der ehemalige Leverkusener hinzu und ergänzte trotzig: "Natürlich weiß ich, dass ihr auch nach vier Spieltagen direkt das Negative seht oder viel Schlechtes geschrieben wird." Havertz betonte, dass die Anlaufzeit nach einem Vereinswechsel immer etwas länger dauert und solche Phasen dazugehören.
Sky Premier-League-Experte Rene Adler sieht dies ähnlich: "Es ist völlig normal, dass man da eine gewisse Zeit benötigt, um anzukommen", holte der ehemalige DFB-Keeper in seiner Kolumne auf skysport.de aus und erläuterte: "Jetzt spielt er [bei Arsenal] plötzlich wieder auf der Acht, beim FC Chelsea hatte er von Coach zu Coach unterschiedliche Rollen und ist häufig als Neuner aufgestellt worden." Da könne man irgendwann als Spieler gar nicht mehr wissen, was man eigentlich machen soll.
Und dennoch müsse er sich gefallen lassen, dass seine Scorerwerte zuletzt immer "leicht" unter den Erwartungen geblieben seien. "Die Erwartungshaltung ist natürlich nach wie vor groß, logisch", bekräftigte der Sky Experte: "Er kam für 75 Millionen Euro vom FC Chelsea (ist damals schon für 80 Millionen Euro aus Leverkusen nach England gewechselt), hat den entscheidenden Treffer im Champions-League-Finale erzielt, spielt schon seit drei Jahren auf höchstem Premier-League-Niveau und ist mit 24 Jahren auch kein Talent mehr."
Havertz und das Ende der Neunerfrage
Im Gegensatz zur DFB-Elf läuft es beim FC Arsenal unter dem Strich rund (zehn Punkte aus vier Spielen) - und das ohne einen Havertz in Bestform. Dennoch wird vom ehemaligen Bundesliga-Star in Zukunft mehr kommen müssen. "Da muss mehr Konstanz rein", betonte Adler. Eine Forderung, die sowohl auf die Vereins- als auch die Nationalmannschaftsebene zutrifft, schließlich sind die Hoffnungen in den Premier-League-Star weiter groß. Torbeteiligungen sollen und müssen folgen - vor allem, wenn der Offensivspezialist wieder einmal auf der Neunerposition aufgestellt wird.
Nicht unbedingt Havertz' Paradeposition, oder?
"Die Frage kommt jetzt gefühlt zum 1000. Mal und ich habe schon oft genug gesagt, dass die Stürmerposition nichts Schlimmes für mich ist", antwortete er aufgewühlt vor dem Japan-Spiel und erläuterte: "Ich habe bei Chelsea gefühlt anderthalb Jahre auf der Neunerposition gespielt und war da sehr erfolgreich. Deshalb verstehe ich nicht, warum da so eine große Sache daraus gemacht wird." Und weiter: "Jeder weiß, dass ich immer alles geben werde - egal wo ich spiele."
Folgt auf die Frustaktion die Initialzündung?
Havertz hat Blut geleckt. Das ist mit seinem Auftritt vor dem Japan-Duell deutlich geworden - eine denkwürdige Performance mit Symbolcharakter und ein Zeichen für Frust und Angriffslust zugleich. Am Ende müsse der Funke aber vom Rasen ausgehen, stellte Heldt klar: "Man muss immer das Gefühl haben, dass sich die Mannschaft zerreißt, versucht alles zu geben und sich gegen mögliche Niederlagen zu wehren."
Das sei zuletzt nicht unbedingt der Fall gewesen. Das weiß natürlich auch Havertz, der Monate vor der Heim-EM auf einen Schulterschluss mit den Zuschauern hofft: "Wir wollen alles dafür tun, um die Fans wieder stolz und glücklich zu machen."
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Bleibt zu hoffen, dass auf die Frustaktion auch die Initialzündung erfolgt und die lang ersehnte Wende endlich angestoßen wird. Erfolgserlebnisse gegen Japan (Samstag, um 20.45 Uhr im Liveticker auf skysport.de und in der Sky Sport App) und Frankreich (Dienstag, um 21 Uhr im Liveticker auf skysport.de und in der Sky Sport App) wären dabei sicherlich kein schlechter Anfang...
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