Fußball-Deutschland darf träumen
09.09.2024 | 01:34 Uhr
Nicht erst das 5:0 zum Nations-League-Start gegen Ungarn zeigt: Der DFB hat wieder eine echte Mannschaft mit einer sehr guten Chemie auf und neben dem Platz. Der starke Zusammenhalt und die beiden Zauberer Jamal Musiala und Florian Wirtz lassen Fußball-Deutschland zu Recht träumen. Ein Kommentar von Sky Reporter Kerry Hau.
9. September 2023. Das DFB-Team blamiert sich beim Testspiel gegen Japan in Wolfsburg mit 1:4. Es ist der letzte Abend von Hansi Flick als Bundestrainer. Und der Tiefpunkt einer katastrophalen Talfahrt, die nach der verkorksten Wüsten-WM in Katar eigentlich nicht mehr schlimmer hätte werden können.
Doch was die Spieler mit dem Adler auf der Brust an jenem Abend zeigen, gleicht einer kollektiven Arbeitsverweigerung. Die Stimmung in der Kabine und unter den Verantwortlichen: am Boden. Es hagelt Hohn und Spott.
Unglaublich, dass das erst ein Jahr her sein soll. Denn heute, am 9. September 2024, ist die Nationalmannschaft wieder des Deutschen liebstes Kind. Begeisternd. Harmonisch. Völlig losgelöst. Sie lässt sogar die härtesten Vereinsfußball-Fans Spaß an der lange ungeliebten UEFA Nations League haben. Verrückt!
Julian Nagelsmann, sein Trainerteam und seine Spieler haben etwas Besonderes geschaffen. Und das geht über reine Resultate wie das eindrucksvolle 5:0 gegen Ungarn hinaus. Das DFB-Team tritt auf und neben dem Platz wieder als Mannschaft auf, mit der sich jeder identifizieren kann. Als geschworene Einheit, die sich gegenseitig unterstützt, die gerne Zeit miteinander verbringt, die nahbar ist, die abseits des Rasens auch mal Quatsch macht und sogar Botaniker-Herzen höherschlagen lässt.
Wer glaubte, das bittere EM-Aus und die Rücktritte der vier Musketiere Manuel Neuer, Toni Kroos, Ilkay Gündogan und Thomas Müller würden daran etwas ändern, lag falsch. Der Spirit ist derselbe wie bei der EM.
Co-Trainer Sandro Wagner rief zum Ende der ersten Trainingseinheit im Basecamp in Herzogenaurach über den Platz: "Jungs, ihr habt drei Optionen. Die erste: Wir machen noch Torschüsse. Die zweite: Wir machen noch Flanken und Kopfbälle. Die dritte: Feierabend."
Keiner machte Feierabend. Fleiß, Gier und Stolz, das Trikot zu tragen, zeichnen diese Truppe aus. Und auch ein bisschen "Jogo Bonito". Jamal Musiala und Florian Wirtz - von Kapitän Joshua Kimmich als "Zauberer" getauft - haben keine Limits. Wenn sie gesund bleiben und so zocken wie gegen Ungarn, wird auch France Football nicht umherkommen, sie bald ganz vorne ins Schaufenster zu stellen.
Speziell Musiala - der mit einem Tor und drei Vorlagen der überragende Mann gegen Ungarn war- zählt aktuell nicht zu den 30, sondern zu den zehn besten Fußballern der Welt. Er, Wirtz und der Rest laden Fußball-Deutschland zum Träumen ein. Endlich macht die Nationalmannschaft wieder Bock! Wer hätte das vor 365 Tagen gedacht?
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