Matthäus: "Ich bezweifele, ob man Flick jetzt noch halten kann"
09.09.2023 | 23:31 Uhr
Lothar Matthäus hat nach dem DFB-Debakel in Wolfsburg gegen Japan deutliche Worte gefunden und dabei auch die Zukunft von Bundestrainer Hansi Flick infrage gestellt.
"Das Schlimme ist, das Ergebnis geht in Ordnung. Japan hatte noch drei, vier hundertprozentige Chancen, wo sie auf ter Stegen zugelaufen sind. Die deutsche Mannschaft einfallslos, ohne Kompaktheit, ohne Freude im Spiel, keine Begeisterung, kein Selbstvertrauen. Mit Ausnahme von Sane und seiner Schnelligkeit. Wir haben nicht viele Torschüsse gehabt, wir sind gar nicht gefährlich in den Strafraum reingekommen", analysierte Matthäus bei RTL nach der deutschen 1:4-Pleite.
Matthäus erwartet nun, dass es hinter den Kulissen richtig brodelt beim DFB: "Ich glaube, es gibt mehr als eine Diskussion nach dem Spiel. Es gab Pfiffe vom Publikum, diese Reaktion war eindeutig. Ich weiß, was in den letzten Monaten beim DFB gelaufen ist, da haben nicht mehr viele hinter Hansi Flick gestanden. Rudi Völler ja, aber ob man Flick jetzt noch halten kann, das bezweifele ich."
Der deutsche Rekordnationalspieler ging noch weiter ins Detail: "Ich höre es auch nur aus der Mannschaft, dass sie den Trainer unterstützen müssen. Aber irgendetwas stimmt da nicht, irgendwo hat er das Vertrauen verloren, was er sich mit großem Respekt bei Bayern München erarbeitet hat, mit seinen vielen Erfolgen. Das letzte Jahr war nicht das Jahr von Hansi Flick und nicht das Jahr der deutschen Nationalmannschaft."
Flick habe in den vergangenen Monaten den Zuspruch seiner Spieler verloren. "Irgendwas ist da vorgefallen. Ich glaube den Worten der Spieler nicht mehr ganz, weil sie ja sagen: 'Wir müssen Hansi Flick etwas zurückgeben'. Warum geben sie ihm seit Monaten nichts zurück? Das macht mich sehr nachdenklich und ich glaube, dass da das Zwischenmenschliche nicht so ist, wie es nach außen hingetragen wird", so Matthäus.
Der 62-Jährige zählte Flick anschließend an: "Oft hat der DFB vielleicht keinen Plan B. Aber es geht ja auch um die Stimmung im Lande. Es geht darum, wie die Medien in den nächsten Tagen berichten. Ich glaube, es war schon hart nach den drei Spielen vor der Sommerpause. Dieses 1:4 jetzt ist gegen Japan passiert, nicht gegen Brasilien oder Frankreich. Auch das wäre schlimm gewesen. Wir sind eine Fußball-Nation, aber wir zeigen es nicht."
Matthäus übte zudem deutliche Kritik an den DFB-Spielern. "Wir sind nicht mehr Weltspitze. Die Ergebnisse lügen ja nicht. Und nicht nur die Ergebnisse, man kann ja mal unglücklich verlieren. Bei der WM hat die Mannschaft zumindest 70 Minuten in jedem Spiel gut funktioniert, weil sie die Torchancen hatten. Wir sind im Moment so schlecht, das hört sich auch hart an. Was die Leistung betrifft in den letzten Monaten sind wir ganz weit weg von oben, wo wir eigentlich hingehören."
Abschließend sprach der Weltmeister von 1990 der Mannschaft auch die Qualität ab und meinte dabei mit einem Kopfschütteln: "Wir sind aktuell nicht gut genug, um die hohen Erwartungen, die wir in der Nationalmannschaft haben, zu erfüllen und Resultate zu bringen. Die Japaner waren besser. Aber natürlich ist das für mich ein vernichtendes Urteil, dass wir die ganzen Basics nicht haben, das wir schlechter sind als Japan."
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