Deutschland: Lothar Matthäus zweifelt an DFB-Zukunft von Hansi Flick

Matthäus: "Ich bezweifele, ob man Flick jetzt noch halten kann"

Lothar Matthäus zählt Bundestrainer Hansi Flick an.
Image: Lothar Matthäus zählt Bundestrainer Hansi Flick an.  © DPA pa

Lothar Matthäus hat nach dem DFB-Debakel in Wolfsburg gegen Japan deutliche Worte gefunden und dabei auch die Zukunft von Bundestrainer Hansi Flick infrage gestellt.

"Das Schlimme ist, das Ergebnis geht in Ordnung. Japan hatte noch drei, vier hundertprozentige Chancen, wo sie auf ter Stegen zugelaufen sind. Die deutsche Mannschaft einfallslos, ohne Kompaktheit, ohne Freude im Spiel, keine Begeisterung, kein Selbstvertrauen. Mit Ausnahme von Sane und seiner Schnelligkeit. Wir haben nicht viele Torschüsse gehabt, wir sind gar nicht gefährlich in den Strafraum reingekommen", analysierte Matthäus bei RTL nach der deutschen 1:4-Pleite.

ZUM DURCHKLICKEN: Die DFB-Noten gegen Japan

  1. MARC-ANDRE TER STEGEN: Bei allen Gegentoren chancenlos. Verhinderte dann gegen Ueda (41., 48.) und Asano (70.) dreimal stark weitere Treffer. - NOTE: 2
    Image: MARC-ANDRE TER STEGEN: Bei allen Gegentoren chancenlos. Verhinderte dann gegen Ueda (41., 48.) und Asano (70.) dreimal stark weitere Treffer. - NOTE: 2 © Imago
  2. JOSHUA KIMMICH:
    Image: JOSHUA KIMMICH: Mit Bart in neuer Doppelrolle. Verteidigte hinten rechts und wechselte bei eigenem Ballbesitz auf die Sechs. Lief viel, hatte defensiv gegen den starken Mitoma Mühe. - NOTE: 4 © Imago
  3. NIKLAS SÜLE:
    Image: NIKLAS SÜLE: Nach der Nicht-Berücksichtigung und der öffentlichen Kritik von Flick im Juni stand er in der Startelf. Der Dortmunder hatte allerdings große Probleme und sammelte keine Argumente für sich. - NOTE: 5 © Imago
  4. ANTONIO RÜDIGER:
    Image: ANTONIO RÜDIGER: Auch der Abwehrchef verlieh der Defensive keine Stabilität. Fälschte den Ball beim ersten Gegentor unglücklich ab. Mit Süle nicht das erhoffte Bollwerk. - NOTE: 5 © Imago
  5. NICO SCHLOTTERBECK:
    Image: NICO SCHLOTTERBECK (bis 64.): Als Linksverteidiger völlig überfordert. Beide Gegentore in der ersten Halbzeit wurden über seine Seite eingeleitet. Warum Flick ihn nicht in der Pause erlöste, ist ein Rätsel. - NOTE: 6 © Imago
  6. EMRE CAN:
    Image: EMRE CAN (bis 64.): Als Sechser nicht der erhoffte Stabilisator vor der Abwehr. Seine Möglichkeiten im Spielaufbau sind begrenzt. Zeigte viele ungenaue Aktionen. Wurde in der 64. Minute ausgewechselt. - NOTE: 5 © Imago
  7. ILKAY GÜNDOGAN:
    Image: ILKAY GÜNDOGAN: Führte das DFB-Team als neuer Kapitän aufs Feld. Leitete den Ausgleich von Sane mit dem vorletzten Pass ein. Viel mehr gelang nicht. - NOTE: 5 © Imago
  8. LEROY SANE:
    Image: LEROY SANE: Dem Münchner war das Selbstvertrauen seines starken Saisonstarts anzumerken. Wirbelte auf der rechten Seite und traf überlegt zum 1:1. Er war zwar nicht frei von Fehlern, aber der beste deutsche Feldspieler. - NOTE: 2 © Imago
  9. FLORIAN WIRTZ:
    Image: FLORIAN WIRTZ (bis 73.): Legte seine schon öfters gezeigte Nervosität im Nationaltrikot ab. Bereitete Sanes Treffer vor. Darauf kann der Leverkusener zumindest etwas aufbauen. - NOTE: 3 © Imago
  10. SERGE GNABRY:
    Image: SERGE GNABRY (bis 81.): In der ersten Halbzeit sah er kaum einen Ball. Nach der Pause etwas besser eingebunden, aber ohne große Wirkung. - NOTE: 5 © Imago
  11. KAI HAVERTZ:
    Image: KAI HAVERTZ (bis 73.): Hatte unter der Woche die Fans aufgrund mangelnder Unterstützung kritisiert. Engagement konnte man ihm nicht absprechen, die Wirkung war äußerst überschaubar. - NOTE: 6 © Imago
  12. ROBIN GOSENS:
    Image: ROBIN GOSENS (ab 64.): Der Berliner ersetzte in der zweiten Halbzeit den überforderten Schlotterbeck. Führte sich mit einem Foul gegen Ito ein und sah direkt die Gelbe Karte. Schlimmer Fehler vor dem 1:3. - NOTE: 5  © Imago
  13. PASCAL GROß:
    Image: PASCAL GROß (ab 64.): Kam für Can und feierte mit 32 Jahren sein Länderspiel-Debüt. - NOTE: 4 © Imago
  14. THOMAS MÜLLER:
    Image: THOMAS MÜLLER (ab 73.): War für den verletzten Niclas Füllkrug nachnominiert worden. Durfte noch für Havertz ran. - ohne Note © Imago
  15. JULIAN BRANDT:
    Image: JULIAN BRANDT (ab 73.): In der Schlussphase für Wirtz eingewechselt. - ohne Note / KEVIN SCHADE (ab. 81.): Kam am Ende für Gnabry rein. - ohne Note  © Imago

Beim DFB wird es brodeln

Matthäus erwartet nun, dass es hinter den Kulissen richtig brodelt beim DFB: "Ich glaube, es gibt mehr als eine Diskussion nach dem Spiel. Es gab Pfiffe vom Publikum, diese Reaktion war eindeutig. Ich weiß, was in den letzten Monaten beim DFB gelaufen ist, da haben nicht mehr viele hinter Hansi Flick gestanden. Rudi Völler ja, aber ob man Flick jetzt noch halten kann, das bezweifele ich."

Der deutsche Rekordnationalspieler ging noch weiter ins Detail: "Ich höre es auch nur aus der Mannschaft, dass sie den Trainer unterstützen müssen. Aber irgendetwas stimmt da nicht, irgendwo hat er das Vertrauen verloren, was er sich mit großem Respekt bei Bayern München erarbeitet hat, mit seinen vielen Erfolgen. Das letzte Jahr war nicht das Jahr von Hansi Flick und nicht das Jahr der deutschen Nationalmannschaft."

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Matthäus zählt Flick an

Flick habe in den vergangenen Monaten den Zuspruch seiner Spieler verloren. "Irgendwas ist da vorgefallen. Ich glaube den Worten der Spieler nicht mehr ganz, weil sie ja sagen: 'Wir müssen Hansi Flick etwas zurückgeben'. Warum geben sie ihm seit Monaten nichts zurück? Das macht mich sehr nachdenklich und ich glaube, dass da das Zwischenmenschliche nicht so ist, wie es nach außen hingetragen wird", so Matthäus.

Der 62-Jährige zählte Flick anschließend an: "Oft hat der DFB vielleicht keinen Plan B. Aber es geht ja auch um die Stimmung im Lande. Es geht darum, wie die Medien in den nächsten Tagen berichten. Ich glaube, es war schon hart nach den drei Spielen vor der Sommerpause. Dieses 1:4 jetzt ist gegen Japan passiert, nicht gegen Brasilien oder Frankreich. Auch das wäre schlimm gewesen. Wir sind eine Fußball-Nation, aber wir zeigen es nicht."

Deutliche Kritik an DFB-Spielern

Matthäus übte zudem deutliche Kritik an den DFB-Spielern. "Wir sind nicht mehr Weltspitze. Die Ergebnisse lügen ja nicht. Und nicht nur die Ergebnisse, man kann ja mal unglücklich verlieren. Bei der WM hat die Mannschaft zumindest 70 Minuten in jedem Spiel gut funktioniert, weil sie die Torchancen hatten. Wir sind im Moment so schlecht, das hört sich auch hart an. Was die Leistung betrifft in den letzten Monaten sind wir ganz weit weg von oben, wo wir eigentlich hingehören."

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Abschließend sprach der Weltmeister von 1990 der Mannschaft auch die Qualität ab und meinte dabei mit einem Kopfschütteln: "Wir sind aktuell nicht gut genug, um die hohen Erwartungen, die wir in der Nationalmannschaft haben, zu erfüllen und Resultate zu bringen. Die Japaner waren besser. Aber natürlich ist das für mich ein vernichtendes Urteil, dass wir die ganzen Basics nicht haben, das wir schlechter sind als Japan."

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