Deutschland schlägt Niederlande - ein Kommentar zum DFB und Nagelsmann
Nagelsmanns Risiko-Plan ging auf!
27.03.2024 | 12:09 Uhr
Die deutsche Nationalmannschaft schlägt nach den Franzosen auch die Niederlande. Julian Nagelsmann ging Risiko und wurde belohnt, meint Sky Reporter Patrick Berger.
2:0 gegen Frankreich, 2:1 gegen die Niederlande! Das DFB-Team setzt zweieinhalb Monate vor der Heim-EM zwei Ausrufezeichen und dreht zum richtigen Zeitpunkt die Stimmung im Land.
"Wir tun gut daran, jetzt nicht in völliger Euphorie auszubrechen", sagte Holland-Siegtorschütze Niclas Füllkrug noch etwas zurückhaltend. Völlig richtig, dass der BVB-Profi mit Blick auf die Krisenjahre mahnt.
Ein bisschen mehr Euphorie darf es dann aber doch sein. Die Fans zumindest dürfen träumen von einem Sommermärchen 2.0.
Der Länderspiel-Lehrgang hat viele Gewinner (Robert Andrich, Maximilian Mittelstädt oder Jonathan Tah) hervorgebracht und folgende Erkenntnisse gezeigt:
Nagelsmanns Risiko-Plan ging auf
Mit der mutigen Kaderauswahl (sechs Neulinge, kein Hummels, Goretzka, Gnabry, Süle etc.) hat Nagelsmann einen Volltreffer gelandet. Der Bundestrainer ist All-in gegangen, hat alles auf die "Form- und Momentum"-Karte gesetzt und die aktuell besten Spieler nominiert - der Plan ging auf! Der im November noch heftig kritisierte DFB-Coach hat den Spielern zudem in so genannten Rollengesprächen ihre klare Aufgabe mitgeteilt, sie in einer Ansprache emotional angezündet ("Wir können Europameister werden!") und ihnen zudem das defensive Denken eingehaucht.
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Selbst die Zauberfüße Florian Wirtz und Jamal Musiala arbeiteten fleißig nach hinten mit. "Es ist in der letzten Woche auf jeden Fall etwas entstanden, das vorher nicht da war", sagte Rückkehrer Toni Kroos. Und Musiala befand: "Es ist ein guter Vibe im Team!"
Die DFB-Noten gegen die Niederlande:
Für die Aussortierten ist die EM-Tür zu
Mit der Nicht-Nominierung der BVB-Stars Süle, Schlotterbeck, Hummels Brandt und Co. sowie von Goretzka und Gnabry sorgte Nagelsmann für eine Überraschung. Gibt es keine Verletzungen mehr, werden die Aussortierten wohl nicht mehr auf den EM-Zug aufspringen. "Wenn alle fit sind, dann werden wir im Sommer keinen zehn Spieler austauschen", sagte Nagelsmann auf Sky Nachfrage. "Auch keine fünf. Vielleicht nur ein bis zwei. Die, die jetzt nicht dabei waren, müssen besser sein als die jetzt."
Kroos ist der heimliche Kapitän
Die DFB-Rückkehr von Toni Kroos nach knapp 1000 Tagen war eine erfolgreiche. Sofort trat der Real-Star als Lenker und Denker im Mittelfeld auf und machte seine Nebenleute mit seiner Genialität automatisch besser. Auf dem Rasen und in der Kabine ist der 34 Jahre alte Routinier der heimliche Kapitän.
Von Gündogan muss mehr kommen
Die Binde trägt allerdings Ilkay Gündogan. Der Barca-Star zeigte aber - anders als seit vielen Jahren im Verein - wieder mal zwei durchwachsene Leistungen im DFB-Dress und fiel im Vergleich zu den anderen Spielern ab. Seine Rolle hat der Ex-Dortmunder, der als eine Art "Zehner" vor Kroos und Robert Andrich auflief und für Klarheit und Struktur sorgen sollte, offenbar noch nicht gefunden. Vom Kapitän muss mehr kommen!
Füllkrug muss starten
Der einzige BVB-Star im DFB-Kader betrieb Eigenwerbung - gegen die Holländer gelang ihm als Joker der 2:1-Siegtreffer. Auch wenn Kai Havertz gegen die Franzosen ebenfalls traf, haben die beiden Spiele gezeigt, dass es einen klassischen "Neuner" als Ziel- und Wandspieler vorne drin braucht. Füllkrug macht Bälle fest, setzt seinen Körper clever ein und ist immer für ein Tor gut. Er muss bei der EM starten!
Deutschland hat wieder ein Top-Abwehrduo
Antonio Rüdiger und Jonathan Tah zeigten zwei Top-Leistungen. Endlich hat Deutschland wieder ein starkes Abwehr-Duo. Das letzte richtig gut funktionierende Paar bildeten Mats Hummels und Jerome Boateng. Rüdiger und Tah treten als Bodyguards auf, die hinter Kroos alles wegräumen und sich in hitzigen Phasen auch mal mit den Gegenspielern anlegen, sollten sie einem Kollegen an den Kragen wollen. Das sind die richtigen Zeichen!
Nur noch 69 Tage sind es bis zum EM-Eröffnungsspiel in München gegen Schottland. Die beiden Auftritte der deutschen Mannschaft haben Lust auf das Heim-Turnier gemacht und eine vorsichtige Euphorie entfacht.