Nach Türkgücü-Einspruch: DFB sagt Schalker Pokalspiel ab
12.09.2020 | 20:42 Uhr
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat das für Sonntag geplante Pokal-Erstrundenspiel von Schalke 04 gegen Schweinfurt 05 nach juristischer Intervention von Türkgücü München vorerst abgesetzt.
Der altehrwürdige DFB-Pokal wird zum Gerichtsfall, Schalke 04 muss seine Planung über den Haufen werfen. Das für Sonntag geplante Erstrundenspiel des Bundesligisten gegen Schweinfurt 05 ist nach juristischer Intervention von Türkgücü München vorerst abgesetzt. Das teilte der Deutsche Fußball-Bund am Freitagabend nach einer spektakulären Wende mit. Über die Neuansetzung werde entschieden, "sobald die juristische Klärung herbeigeführt ist".
Der Drittliga-Aufsteiger Türkgücü hatte beim Münchner Landgericht I per Einstweiliger Verfügung seine Pokal-Teilnahme erwirkt und dies am frühen Abend auf seiner Homepage öffentlich gemacht. Die Entscheidung geht zulasten des Regionalligisten Schweinfurt, der am Sonntag eigentlich die Schalker herausfordern wollte.
Der DFB verwies in einer knappen Dreisatz-Mitteilung auf die "noch nicht rechtskräftige Entscheidung" des Gerichts und nahm die Begegnung sicherheitshalber vom Spielplan. Schweinfurt behielt sich auf sid-Anfrage weitere Schritte vor.
Es geht nicht nur um die Chance, als David gegen einen Goliath anzutreten, sondern auch um die 180.000 Euro Antrittsprämie, die jeder Teilnehmer erhält. Hat die Entscheidung Bestand, werden die Münchner die große Pokalbühne betreten.
Der DFB konferierte am Abend eilig mit dem Bayerischen Fußball-Verband (BFV), um eine Lösung zu finden. Schalke reagierte mit scharfer Kritik. "Das ist sehr ärgerlich", sagte Sportvorstand Jochen Schneider: "Man kann nur den Kopf über die Vorgehensweise des Bayerischen Fußball-Verbandes schütteln, der über Wochen und Monate hinweg offensichtlich nicht in der Lage war, den rechtmäßigen Vertreter am DFB-Pokal zu bestimmen."
Der BFV hatte dem früheren Zweitligisten Schweinfurt bei der Pokal-Nominierung in komplizierter Lage den Vorzug vor Türkgücü gegeben. Die Münchner waren nach dem Abbruch der Regionalliga-Saison aufgrund der Corona-Pandemie als klarer Tabellenführer zum Aufsteiger ernannt worden. Anschließend gab es eine Kontroverse darum, wie mit dem Pokal-Einzug zu verfahren ist. Gemäß Gerichtsbeschluss müsse der BFV "die Meldung von Schweinfurt widerrufen und Türkgücü zum Pokal melden", teilte Türkgücü mit: "Der DFB muss diese Maßnahmen zulassen."
Schweinfurt will sein weiteres Vorgehen sorgsam prüfen. "Wir haben uns umgehend mit dem BFV in Verbindung gesetzt, können aber noch nicht sagen, wie unsere Schritte sein werden", sagte Pressesprecherin Jessica Oldenburger.
Türkgücü-Geschäftsführer Max Kothny zeigte sich "zufrieden, dass wir dieses Ergebnis vor dem Landgericht München erzielen konnten". Es sei seit Jahren "gelebte Praxis des Bayerischen Fußball-Verbandes", die beste bayerische Amateurmannschaft am DFB-Pokal teilnehmen zu lassen.
"Die kurzfristige Satzungsänderung des BFV, die Schweinfurt 05 zum DFB-Pokal zugelassen hätte, zeigt, dass die ursprüngliche und stets von Türkgücü München verteidigte Position rechtmäßig ist", erklärte Kothny. "Unsere Teilnahme an der 3. Liga war von Anfang an auch mit der geplanten Teilnahme am DFB-Pokal verbunden."
Eine Terminoption für eine Neuansetzung des Spiels wäre der 15. Oktober. An diesem Tag bestreitet Triple-Gewinner Bayern München sein Erstrundenspiel gegen den 1. FC Düren.