DFB-Team: Sky zieht Bilanz nach "Operation Neuanfang"
Partien gegen Frankreich und Peru
10.09.2018 | 23:12 Uhr
Das DFB-Team beendet die erste Länderspielwoche nach dem WM-Debakel mit einem starken Remis und einem mühevollen Sieg. Vier Sky Reporter ziehen Bilanz.
Es lastete viel Druck auf den Schultern von Joachim Löw. Nach seiner tiefgreifenden Analyse mussten beim DFB-Team die Antworten in den vergangenen fünf Tagen auf dem Platz folgen.
Mit einem starken 0:0 gegen Weltmeister Frankreich startete man in die Nations League. Beim mageren 2:1-Erfolg über Peru rotierte der Bundestrainer hingegen wieder und gab Debütanten und Spielern aus der zweiten Reihe wichtige Einsatzminuten im DFB-Trikot.
Die Sky Reporter Christian Akber-Sade, Marco Wiefel, Alexander Bonengel und Uli Köhler haben die "neue" Mannschaft unter die Lupe genommen und eine Zwischenbilanz nach dem Neuanfang gezogen.
Sky Reporter Christian-Akber Sade
Die Sehnsucht nach einem Neuanfang in des Deutschen liebster Fußballmannschaft wirft auch immer die Frage nach dem Potential im Nachwuchsbereich auf. Und wenn U21-Nationalcoach Stefan Kuntz zugibt: "Wir stellen fest, dass sich pro Altersjahrgang die Vielzahl der Talente reduziert", wird deutlich, dass dieses für einen Weltmeister von 2014 zu gering ist.
Gerade im Sturm liegt das auf der Hand. In der U21 drängt sich bisher nominell niemand für eine Beförderung durch Joachim Löw auf. Das Kuntz-Team stürmt vor allem mit zwei Kielern Zweitliga-Kickern und einem Schalker Reservisten.
Mit dem positionsunabhängigen Blick auf die Jahrgänge darunter ist Kai Havertz' Nominierung für die A-Nationalmannschaft die absolute Ausnahme. Natürlich darf nicht vergessen werden, dass Sané, Brandt, Tah, Werner und Kehrer auch noch in der U21 spielen dürften, allerdings ist Letzterer neben Havertz der einzige aktuelle Debütant aus den U-Nationalteams.
Noch ist Deutschland also auf der Suche nach den Ausnahmetalenten für einen Neuanfang, der diesen Namen auch verdient. Die vor einiger Zeit gegründete DFB-Kommission für die Zukunft des Fußballs hat alle Hände voll zu tun.
Sky Reporter Marco Wiefel
Einen kompletten Umbruch geschweige denn Neuanfang zu fordern, ist schnell getan. Es ist völlig klar, dass Joachim Löw auch weiterhin eine gewisse Erfahrung, Struktur, Hierarchie und wichtige Führungsspieler in seiner Mannschaft braucht. Nur so kann man einen Umbruch vollziehen.
Aber der Bundestrainer hat es verpasst, mal einen wirklich neuen Impuls zu setzen. Ja, Brandt und Schulz haben von Anfang an gespielt. Aber: Warum ließ man die Gelegenheit verstreichen, der Öffentlichkeit und sich selbst etwas mehr Unverbrauchtes, Frisches, Innovatives, Interessantes und durchaus Riskantes zu bieten, um Erkenntnisse zu gewinnen?
Eine hier mögliche Formation wäre: Ter Stegen - Schulz, Süle, Tah, Kimmich - Kroos, Goretzka - Draxler, Havertz, Brandt - Reus. Lasst sie nicht nur schnuppern, lasst sie (zusammen) spielen. Brecht mit dem "Weiter so!" und probiert was Neues. Man sollte nicht nur davon reden.
Sky Reporter Alexander Bonengel
Ja, Brandt hat gegen Peru von Anfang an gespielt. In einem unbedeutenden Freundschaftsspiel. Aber warum nicht vorher? Zum Beispiel gegen Frankreich?
Dieses Zögern ist für mich nicht nachvollziehbar. Brandt hatte schon bei der WM nur wenige Minuten, war aber auf Anhieb ein Lichtblick in einem Team, das in weiten Teilen völlig neben sich stand. In diesen wenigen Minuten hat er mehr Impulse gebracht, als viele andere Akteure im gesamten Wettbewerb.
Natürlich kann man eine endlose Diskussionen darüber führen, wen Löw spielen lassen soll und wen nicht. Aber bei Brandt war es nur allzu offensichtlich. Mehr und besser als er kann man sich nicht anbieten.
Sky Reporter Uli Köhler
Es fehlt natürlich noch immer die Sicherheit. Auf dem Spiel gegen Peru war noch eine Menge Druck, selbst wenn gegen Frankreich schon alles super war.
Joachim Löw ist schon von seiner Philiosophie abgewichen, was Abwehrverhalten und Spielfluss angeht. Das hat man in der Defensive schon gesehen. Er macht die richtigen Dinge. Es kommen wieder ein paar Junge Leute wie Kai Havertz nach, der zukünftig auch mal mehr Einsatzzeit bekommen wird. Die Spieler sind schon da, sie müssen nur noch herangeführt werden.
Dazu kommt: Die Mannschaft ist als Team aufgetreten. Jedem Spieler hat man angemerkt, dass er was erreichen und es den Kritikern zeigen will.