Hamann: Bayern sollte Trennung von Kane diskutieren
13.05.2024 | 14:38 Uhr
Für Harry Kane nahm der FC Bayern im vergangenen Sommer ganz viel Geld in die Hand. Einen Titel holten die Münchner in dieser Saison aber mit dem englischen Superstürmer nicht. Sky Experte Didi Hamann stellt die Notwendigkeit des Mega-Transfers infrage.
Wirft man einen Blick auf die persönlichen Zahlen von Harry Kane, müsste man meinen, dass der FC Bayern im vergangenen Sommer einen Top-Transfer getätigt hat. 36 Tore in 32 Bundesliga-Spielen, acht Treffer in zwölf Champions-League-Partien. Der deutsche Rekordmeister überwies umgerechnet fast 100 Millionen Euro nach England an Tottenham Hotspur und hatte wieder eine Tormaschine in seinen Reihen.
"Aber wie viele Titel haben sie geholt?", fragte Didi Hamann am Sonntagabend in die Runde von Sky90 - die Fußballdebatte. Die Münchner werden diese Saison erstmals seit zwölf Jahren ohne einen Titelgewinn beschließen. Keine Meisterschale, kein DFB-Pokal, kein Henkelpott. Kanes Titelfluch geht weiter. Schon in seiner Zeit bei den Spurs blieb dem englischen Stürmer ein großer Titel verwehrt.
"Die Bayern haben letztes Jahr ohne Kane mehr Tore geschossen, als sie es jetzt gemacht haben. Es hat auch seinen Preis gehabt. Das ist ein sehr hohes Gehalt und das hat über 100 Millionen gekostet", sagte Hamann und stellte die Frage: "Hätte ein Tel da vorne gespielt, würden sie zwingend schlechter dastehen? Ich mache ihm gar keinen Vorwurf, dass er da dran schuld ist - natürlich nicht."
Der Sky Experte betonte, dass das Gesamtkonstrukt - auch nach solch einem Mega-Transfer - passen müsse. Hamann zog einen Vergleich zum langjährigen Rivalen Borussia Dortmund. "Haaland ging weg, dann haben wir gesagt: 'In Dortmund bricht alles zusammen.' Dann hätten sie das Jahr darauf die Bundesliga gewinnen müssen. Bellingham geht, dann sagst du: 'Um Gottes Willen, wie soll das denn weitergehen?' Jetzt stehen sie im Champions-League-Finale", so Hamann.
Der 50-Jährige hatte neben der Kritik am Kane-Transfer noch einen persönlichen Rüffel für den Kapitän der englischen Nationalmannschaft in petto. "Gegen Arsenal haben sie es gut gemacht - da war er wenig zu sehen. Gegen Madrid war er auch wenig zu sehen - hat eine Chance zum 2:0, die war schwer mit dem linken Fuß ans Außennetz. Und dann geht er nach 80 Minuten raus, weil der Rücken zumacht. Da muss ich ganz ehrlich sagen: Da habe ich kein Verständnis für", echauffierte sich Hamann über die verletzungsbedingte Auswechslung des 30-jährigen Angreifers im CL-Halbfinal-Rückspiel von Madrid.
Für Real sei dies das Zeichen gewesen, dass beim Stand von 1:0 für die Bayern noch etwas ging. Am Ende gewannen die Madrilenen auf dramatische Art und Weise mit 2:1 und zogen ins Endspiel der Königsklasse ein.
Hamann: "Ich hatte das Glück, dass ich in Mannschaften gespielt habe, die viele Finals und noch mehr Halbfinals gespielt haben. Ich habe nicht einen Spieler gesehen, der in so einem wichtigen Spiel - du bist zehn Minuten entfernt vom Champions-League-Finale - rausgeht, weil der Rücken zumacht. Da habe ich überhaupt kein Verständnis für."
Hamann würde Kane und den Transfer aus dem vergangenen Sommer aufgrund dieser Vorkommnisse intern infrage stellen. "Aber der Verein hat viele Trikots verkauft. Das war der Star-Einkauf. Der Verein würde sich eingestehen, dass es in Anführungszeichen ein Fehler war - kann man darüber streiten, ob es ein Fehler war", sagte der Sky Experte.
Interesse von europäischen, vor allem englischen, Klubs würde es laut Hamann sicherlich geben - auch wenn der Champions-League-Sieger von 2005 von einer Fortführung der Zusammenarbeit zwischen Kane und den Münchnern ausgeht. Immerhin hat Kane sein Näschen für Tore auch in seiner Premierensaison beim FC Bayern durchgängig unter Beweis gestellt. Aber: "Ich würde intern auf jeden Fall die Frage stellen: Sind sie besser aufgestellt mit 100 Millionen in der Bank und er wieder auf der Insel?"
Ex-Nationalspieler Steffen Freund war bei Sky90 - die Fußballdebatte gänzlich anderer Meinung und sagte: "Kane muss gesetzt sein. Du hast den Schlüsselstürmer. Lewandowski weg und alles fing genau da an beim FC Bayern in die negative Richtung. Kane kenne ich persönlich - was für ein Typ."
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