Eintracht Frankfurt präsentiert sich momentan in bestechender Form und kämpft sogar um die Champions-League-Plätze. Der Lauf der Adler hat viele Gründe.
Eintracht Frankfurt bläst zum Angriff in der Bundesliga. Standen die Hessen nach dem elften Spieltag noch auf Rang neun, so hat sich die SGE mittlerweile auf Platz sechs vorgeschoben. Der Rückstand auf die Champions-League-Plätze beträgt nur noch zwei Punkte. Ein Blick auf die Formtabelle verdeutlicht die momentane Serie der Hessen.
Fünf Siege und nur zwei Remis! Aus den letzten sieben Spielen holte die SGE 17 Punkte, nur der FC Bayern war mit einem Zähler mehr besser. Betrachtet man nur die letzten fünf Partien, liegt die Eintracht sogar an der Tabellenspitze.
Erst zwei Saisonniederlagen
Insgesamt haben die Hessen in dieser Saison erst zwei Bundesliga-Spiele verloren: 1:2 beim VfL Wolfsburg (zugleich die bislang letzte Pleite) und 0:5 beim FC Bayern. Trotzdem dümpelte das Team lange nur im Tabellenmittelfeld herum. Grund dafür waren die vielen Unentschieden. In sieben der ersten elf Partien gab es für Frankfurt jeweils nur einen Punkt.
Damit ist nun Schluss. Aus Unentschieden sind Siege geworden, knappe Spiele werden gewonnen. Das Team von Adi Hütter hat an einigen Stellschrauben gedreht. Dabei lohnt sich ein Blick auf die Statistik. An den ersten elf Spieltagen erzielte Frankfurt durchschnittlich 1,5 Tore pro Spiel, zwischen Spieltag zwölf und 18 waren es derer 2,7 pro Partie. Die Eintracht schießt seit dem 12. Spieltag nicht viel häufiger auf den gegnerischen Kasten als zuvor - 14-mal durchschnittlich pro Partie (zuvor waren es zwölf Schüsse pro Spiel).*
Frankfurt nutzt Großchancen besser
Vielmehr haben die Adler ihr Visier justiert. Verwerteten die Hessen an den ersten elf Spieltagen nur 15 Prozent ihrer Chancen, waren es an den vergangenen sieben Spieltagen 24 Prozent. Auch bei der Großchancenverwertung hat die Eintracht sich verbessert, von 50 auf 62 Prozent.
Den größten Anteil am Tor-Kuchen der Frankfurter, die bislang 35 Treffer in dieser Bundesliga-Saison verbuchten, hat Andre Silva. Der Portugiese lieferte bereits in der vergangenen Saison mit zwölf Toren in 25 Bundesliga-Partien ein ordentliches erstes Jahr für die Eintracht ab. In der aktuellen Spielzeit legt der 25-Jährige nochmal eine Schippe obendrauf. 14 Tore in 17 Bundesliga-Spielen machen ihn aktuell hinter Robert Lewandowski (23 Treffer) gemeinsam mit Erling Haaland zum zweitbesten Torschützen.
In den letzten vier Spielen schlug der Serientäter Silva gleich fünfmal zu - dabei mit jeweils einem Doppelpack gegen Mainz und Bielefeld. Besonders treffsicher ist er vom Elfmeterpunkt. Fünf seiner 14 Saisontore erzielte der Portugiese nach Elfmetern. Er verwandelte alle seine acht Versuche vom Punkt für die Eintracht - 100 Prozent Quote.
Hütter gerät ob der Kaltschnäuzigkeit seines Stürmers ins Schwärmen. "Die Souveränität bei den Elfmetern erinnert mich an Robert Lewandowski. Andre macht das in seiner Art und Weise sehr, sehr souverän", sagte der Coach nach dem 2:0-Erfolg in Mainz, wo Silva zwei Elfer verwandelte.
Bobic gelingt Jovic-Coup
Der Portugiese ist nicht der einzige Top-Stürmer, den die Eintracht im Kader hat. Seit Mitte Januar ist Luka Jovic zurück am Main. Mit der Ausleihe des 23-Jährigen von Real Madrid hat Sportvorstand Fredi Bobic ein Transfercoup gelandet. "Real hätte Jovic auch woanders unterbringen können. Dass es wieder Frankfurt geworden ist, ist ein Paradestück des Managers gewesen", meint Sky Reporter Alexander Bonengel. Und Jovic zahlt zurück. Bei drei Kurzeinsätzen netzte der Serbe in lediglich 76 Minuten Einsatzzeit schon drei Mal ein.
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Image:Gareth Bale wechselt 2013 für die damalige Rekordsumme von 101 Millionen Euro von Tottenham zu Real Madrid. Nach sieben Jahren kehrte er im Sommer 2020 auf Leihbasis zu seiner alten Lieben zurück. Hat 2023 sein Karriereende verkündet.
Die Offensive der SGE besteht aber nicht nur aus Silva und Jovic. Da sind auch noch Amin Younes, Aymen Barkok oder Daichi Kamada, die durchs Zentrum wirbeln. Im Zusammenspiel mit den Außen Filip Kostic und Erik Durm macht das die Eintracht sehr flexibel und für den Gegner schwer ausrechenbar.
Das bekam auch Bayer Leverkusen beim 1:2 im Deutsche Bank Park Anfang Januar zu spüren. Das Team verfolge "einen aggressiven und offensiven Ansatz", äußerte sich Bayer-Geschäftsführer Rudi Völler lobend im Kicker. Die Spiele der Eintracht seien "häufig durchaus spektakulär und fußballerisch attraktiv".
Nicht nur offensiv hat sich Frankfurt gesteigert, auch die Defensive ist besser geworden. Von Spieltag eins bis elf lies die SGE im Durchschnitt 14 Torschüsse pro Partie zu, zwischen Spieltag zwölf und 18 waren es nur noch neun pro Spiel. Als logische Konsequenz fängt sich das Team nur noch 1,1 Gegentore pro Spiel (zuvor 1,7 pro Begegnung).
Bereits 27 Gegentore
Trotzdem bleibt die Abwehr vielleicht die Achillesferse der Eintracht im Kampf um die Europapokal-Plätze. Die Hessen haben bereits 27 Gegentore kassiert - zweitschlechtester Wert unter den Top 6 der Tabelle.
Für die Doppel-Sechs verfügt Hütter mit Makoto Hasebe, Sebastian Rode und Djibril Sow über gleich drei Hochkaräter. Sorgen bereitet eher die hinterste Reihe. Abwehrchef David Abraham hat sich nach dem Spiel gegen den FC Schalke 04 vom Verein verabschiedet.
Wie ersetzt Frankfurt Abraham?
Wie kann Frankfurt diese Lücke füllen? Martin Hinteregger ist zweifelsohne ein gestandener Bundesliga-Verteidiger, doch mit Evan N'Dicka und Tuta hat er zwei junge Kollegen an seiner Seite, denen es noch an Erfahrung fehlt. Sollte allerdings die Offensive wie zuletzt in Bielefeld mit fünf Toren weiter so treffsicher sein, wäre wohl auch die eine oder andere Abwehrschwäche im Kampf um die internationalen Tickets zu verkraften und es könnte vielleicht sogar in Richtung Champions League gehen.
Die Königsklasse wäre vielmehr die Kirsche auf der Torte als ein fest eingeplantes Saisonziel. Das Projekt Eintracht ist langfristig angelegt. Das Management um Bobic leistet hervorragende Arbeit. Nach dem Verkauf der Büffelherde (Luka Jovic, Ante Rebic und Sebastien Haller) 2019 hat es die sportliche Führung geschafft, dies mit cleveren Transfers zu kompensieren. Und auch wirtschaftlich sind die Hessen auf dem Vormarsch.
Frankfurt in Top 20 der umsatzstärksten Klubs
In der kürzlich vom Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte veröffentlichten Studie zu den finanzkräftigsten Fußballklubs hat es die Eintracht erstmals unter die Top 20 geschafft. Die Frankfurter erzielten 2020 einen Umsatz von 174 Millionen Euro. Corona drückt zwar auch am Main die Einnahmen, doch die Erfolge aus den letzten Jahren in der Europa League und im DFB-Pokal haben den Bekanntheitsgrad des Klubs enorm gesteigert.
Das schlägt sich in der Studie im Bereich "Commercial Revenue" nieder, wozu auch Sponsoring und Partnerschaften zählen. Dort hat die SGE um sieben Prozent zugelegt im Vergleich zum Vorjahr und um 60 Prozent in den letzten fünf Jahren. Eine höherer Bekanntheitsgrad sorgt für bessere Sponsorendeals. Sollte das Team von Adi Hütter mit seiner attraktiven Spielweise weiter für Furore sorgen und diesen Trend fortsetzen, steht der Eintracht eine blühende Zukunft ins Haus.