Frankfurts (riskante) Wette auf die Zukunft
18.07.2024 | 13:04 Uhr
Eintracht Frankfurt setzt seinen Kurs rigoros fort und geht voll auf die Jugend. Das zeigt die Transferstrategie der Hessen. Diese bietet große Chancen, birgt aber auch einige Risiken. Geht die (riskante) Wette auf die Zukunft auf?
Can Uzun, Krisztian Lisztes, Oscar Hojlund. Sie alle eint nicht nur, dass Frankfurt viel Geld für die Neuzugänge in die Hand genommen hat, sondern auch, dass alle jünger als 20 Jahre alt sind. Aktuell beträgt das Durchschnittsalter des Kaders in der neuen Saison 23,2 Jahre - der jüngste der Bundesliga!
"Die neuen jungen Spieler passen in die Transferstrategie, hochtalentierte Spieler auf der sportlichen und finanziellen Seite weiterzuentwickeln. Das hat in der Vergangenheit sehr gut funktioniert. Larsson, Marmoush, Knauff und Pacho sind einige Beispiele von Spielern, die sich brutal gut entwickelt haben. Jetzt geht Frankfurt seinen Weg weiter", sagt Sky Reporter Dennis Bayer.
In Spielern wie Hugo Ekitike, Jean-Matteo Bahoya, Nathaniel Brown, Fares Chaibi, Junior Dina Ebimbe und den Neuzugängen steckt großes Potenzial. "Ich sehe aber auch Risiken. Die jungen Spieler haben altersbedingt noch mehr Schwankungen in ihren Leistungen als erfahrenere Spieler. Dazu kommt, dass die Eintracht so viele junge Spieler hat, die alle Spielpraxis zur Entwicklung brauchen, sich aber gegenseitig die Plätze streitig machen. Da hast du wenig Kredit als junger Spieler", so Bayer.
Nach den Karriereenden von Makoto Hasebe und Sebastian Rode sind mit Kevin Trapp, Robin Koch, Mario Götze, Philipp Max, Ellyes Skhiri und Timothy Chandler nur noch wenige Routiniers vorhanden. "Das ist also auch ein kalkuliertes Risiko, was Frankfurt mit der jungen Truppe eingeht. Die Hierarchie in der Mannschaft muss sich erstmal finden. Eine fehlende Hierarchie führt auch schnell zu Unzufriedenheit", meint Bayer.
Trainer Dino Toppmöller muss aber nicht nur seinen jungen Kader managen, er soll auch einen ansehnlicheren Fußball spielen lassen und dazu Erfolg haben. Diesen Spagat muss der 43-Jährige finden, die Ansprüche der SGE sind mittlerweile enorm gestiegen. Mindestziel: Europa. Nicht nur in der Bundesliga hat die Eintracht sich etabliert, sondern ist auch international Dauergast. Dort wird Frankfurt in der neuen Spielzeit zum sechsten Mal in den vergangenen sieben Jahre dabei sein.
"Die Frage ist: Hat Frankfurt jetzt genug akute Qualität, die auf Anhieb funktioniert? Sie haben viel Geld für die jungen Spieler ausgegeben, die Erwartungen sind hoch. Das Potenzial ist zweifelsohne da, doch jetzt muss das ganze Konstrukt auch zusammen funktionieren und auf hohem Niveau in drei Wettbewerben regelmäßig liefern", betont Bayer.
Sollte dies gelingen, sieht die Frankfurter Zukunft rosig aus. Schließlich steckt bei allen sportlichen Zielen auch ein wirtschaftlicher Anspruch hinter den Gedanken der Führungsebene um Sportvorstand Markus Krösche. Im Vorjahr machte die SGE mit Randal Kolo Muani einen Gewinn von 95 Millionen Euro. "Nun ziehen Spieler wie Marmoush oder Pacho viel Interesse auf sich. Aber wenn verkaufen, dann teuer. Das ist die Marschroute", erklärt Bayer.
Zeigen müssen sich die Eintracht-Stars direkt zum Saison-Auftakt. Da wartet ein knallhartes Programm: Pokalspiel in Braunschweig, Bundesliga-Start beim BVB. Die jungen Adler müssen liefern, ansonsten wird der eingeschlagene Küken-Weg zumindest hinterfragt werden.
Mehr zum Autor Peer Kuni / Mehr zum Autor Dennis Bayer
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