Haaland-Transfer ein "Coup!": BVB mit Statement an Konkurrenz
30.12.2019 | 14:30 Uhr
Der Poker um die Dienste von Youngster Erling Haaland hat ein Ende! Borussia Dortmund hat den begehrten Angreifer von RB Salzburg verpflichtet und damit nicht nur eigene Problemzonen behoben, sondern gleichzeitig ein großes Ausrufezeichen gesetzt.
Am Sonntag, den 29. Dezember, um 15.30 Uhr war es soweit: Der BVB gab die Verpflichtung des heiß umworbenen Stürmer-Talents Erling Haaland bekannt. Mit den Worten "Der BVB hat eine klassische 'Nummer 9' verpflichtet", leitete die Borussia die offizielle Pressemitteilung ein.
Blickt man ein paar Wochen zurück, wird auch klar, warum Dortmund genau diese Formulierung gewählt hat. Über die gesamte Hinrunde zog sich bei der Borussia die Kritik durch, an vorderster Front zu wenige Alternativen zu haben. Besonders wenn der zentrale Angreifer Paco Alcacer verletzungsbedingt ausfällt wie zuletzt.
Auch die Verantwortlichen um BVB-Boss Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc identifizierten diesen Umstand als begangenen Fehler in der vergangenen Transferperiode.
Mit der Verpflichtung von Haaland hat der BVB somit nun seine größte Baustelle geschlossen. "Er ist ein cooler Typ und ein richtig guter Stürmer. Genau das, was Borussia Dortmund auch braucht. Er hat körperliche Präsenz, ist ein bulliger Typ aber auch dynamisch und kann auch kicken. Das ist Lucien Favre ganz wichtig. Denn er braucht nicht nur einen, der den Schädel hinhält, sondern auch mitspielen kann - und Haaland knipst einfach", schätzt Sky Reporter Jesco von Eichmann die Personalie Haaland ein.
Und weiter: "Das fehlte der Mannschaft bislang. Alcacer ist eigentlich der Knipser, allerdings außer Dienst zur Zeit, weil er zu oft angeschlagen oder verletzt ist und seit September kein Tor mehr geschossen hat. Deswegen hat der BVB auf dieser Position ganz dringend einen gebraucht und den haben sie in Haaland nun gefunden. Das ist ein echter Coup für den BVB", lobt von Eichmann den getätigten Transfer.
Die Zahlen, die Haaland in dieser Saison für RB Salzburg aufgelegt hat, bestätigen die lobenden Worte des Sky Reporters. In wettbewerbsübergreifend 22 Spielen in dieser Saison gelangen dem 19-Jährigen satte 28 Treffer. Zudem legte er weitere sieben Tore auf.
Besonders in der Champions League sorgte Haaland für Furore, als er bei seinem Debüt gegen den KRC Genk gleich dreifach traf und auch dem amtierenden Champions-League-Sieger FC Liverpool einen Treffer einschenkte.
Doch diese Zahlen bedeuten auch, dass der BVB für den norwegischen Youngster tief in die Tasche greifen musste. "Das ganze Paket für Haaland soll sich auf rund 90 bis 100 Millionen Euro belaufen. Da ist aber alles drin: die Ablöse, das Gehalt, das Handgeld. Er hat bis 2024 unterschrieben, weshalb die Summe beim Gehalt auch ordentlich sein dürfte. Das ist schon eine gewaltige Streckung, die Dortmund hinlegt", erklärt von Eichmann.
Trotz der großen finanziellen Aufwendungen hat der Transfer wohl aber einen größeren positiven Effekt. "Der BVB zeigt damit natürlich auch Muskeln - besonders im europäischen Vergleich. Zahlreiche Topklubs wie Manchester United, Juventus Turin und RB Leipzig waren an Haaland dran. Er war das heißeste Eisen, das im Sturm in Europa im Feuer lag - und das hat eben Dortmund herausgezogen. Das ist mal ein Statement in Richtung der anderen Spitzenvereine in Europa."
Der erste Konkurrent, der dieses Statement auch auf dem Platz erleben könnte, ist Paris Saint-Germain - der Achtelfinal-Gegner des BVB in der Königsklasse. Denn Haaland darf trotz seiner Einsätze für Salzburg im wichtigsten europäischen Vereinswettbewerb für die Schwarz-Gelben in der Champions League auflaufen.
Von Haaland dürfen jedoch trotz seiner beeindruckenden Zahlen nicht von Beginn an Wunderdinge erwartet werden. Der BVB ist nach Molde und Salzburg seine erste große Station in einer der fünf Top-Ligen - ein Umstand, der sicherlich eine Eingewöhnungsphase mit sich bringt. Der lange Vertrag zeigt aber auch, dass die BVB-Verantwortlichen auf eine über Jahre andauernde Entwicklung des Angreifers hoffen.
"Wir alle dürfen uns auf einen ehrgeizigen, athletischen und physisch starken Mittelstürmer mit ausgeprägtem Torinstinkt und beeindruckendem Tempo freuen, den wir in Dortmund weiterentwickeln möchten. Mit 19 Jahren steht Erling selbstverständlich noch am Anfang einer hoffentlich großen Karriere", wird Zorc in der Pressemitteilung zitiert.
Der konkrete kurzfristige Plan steht allerdings schon fest. Am 3. Januar wird Haaland zum Team stoßen und mit diesem dann ins Trainingslager nach Marbella reisen. Dort wird er seine Kollegen kennenlernen und auch seine Sturmkonkurrenz um Paco Alcacer und Mario Götze.
Dass diese beiden aufgrund der Verpflichtung des Norwegers nun aber im Winter verkauft werden sollen oder selbst die Flucht ergreifen, hält von Eichmann für unwahrscheinlich.
"Im Sturm ist der BVB sowieso nicht so dicke besetzt. Klar geistern dennoch mit Götze und Alcacer ein paar Namen möglicher Abgänge umher. Aber ich kann es mir nicht vorstellen, da man mit Haaland im Sturmzentrum eigentlich nur eine Lücke gestopft hat, die man sich mit einem neuen Verkauf wieder aufreißen würde. Deshalb macht es für mich wenig Sinn, wenn da im Winter einer abgegeben wird."
Eines ist jedoch klar: Der BVB hat mit Haaland einen bislang noch nicht vorhandenen Spielertypen in den Kader geholt und damit seine Optionen deutlich vergrößert. Neben den eher quirligen Alcacer, Götze, Reus, Sancho und Hazard verfügt Coach Favre nun auch über einen wuchtigen Spieler, der in der Hinrunde in der einen oder anderen Situationen vermisst wurde.
Gelingt die Integration in der Wintervorbereitung relativ zügig, dürfte Haaland dem BVB in allen drei Wettbewerben einen Push verleihen - keine allzu schlechten Aussichten, um ins neue Jahr zu gehen ...