Supertalent Noah Darvich: vom Goldjungen zum Milliarden-Spieler
08.08.2023 | 22:30 Uhr
Mit gerade einmal 16 Jahren hat Noah Darvich den Schritt vom SC Freiburg zum FC Barcelona gewagt. Dort sind die Erwartungen an den Youngster so riesig, dass er sogar eine Milliarden-Klausel erhält.
Mit bangem Blick schaute Noah Darvich seinem Teamkollegen hinterher: Assan Ouedraogo marschierte geradewegs zum Elfmeterpunkt, mit der Chance, die deutsche U17-Nationalmannschaft zum EM-Titel zu schießen. Darvich schlug seine Hände gespannt vors Gesicht, bevor er wenige Sekunden später in Ekstase verfiel. Übermannt von seinen Emotionen stürmte das Top-Talent wie entfesselt auf Ouedraogo zu, der mit seinem platzierten Schuss für einen DFB-Lichtblick am zuletzt mausgrauen Nationalmannschafts-Himmel gesorgt hatte.
Darvich durfte als Kapitän der Mannschaft wenige Minuten später dann als Erster den Pokal in die Höhe recken und seiner eigenen Sahne-Leistung beim Turnier die Kirsche aufsetzen. In den sechs Spielen hatte der 16-Jährige zwei Treffer und vier Vorlagen beigesteuert, womit er in das "Team des Turniers" gewählt wurde.
Etwas mehr als zwei Monate nach dem Gold-Triumph steht das Talent nun erneut im Fokus der Öffentlichkeit: Darvich verlässt seinen Jugendklub SC Freiburg, um sich dem FC Barcelona anzuschließen. Mit elf Jahren war das Offensiv-Juwel erstmals bei den Breisgauern vorstellig geworden und hatte im Anschluss jahrelang sämtliche Jugendabteilungen des SC durchlaufen. Er wusste dabei von Jahr zu Jahr mehr mit seiner Spielintelligenz und seiner enormen technischen Versiertheit zu überzeugen. Die fußballbegeisterten Eltern des Talents hatten Darvich zuvor zum Sport gebracht, wo er von Beginn an die übrigen Kinder seiner Altersklasse alt aussehen ließ.
Nach Sky Informationen erhalten die Breisgauer knapp drei Millionen Euro für den Youngster. Die Summe könnte aufgrund von vereinbarten leistungsbezogenen Bonuszahlungen aber noch enorm in die Höhe steigen, zudem sicherte sich der Bundesligist eine Weiterverkaufsbeteiligung. Eine Besonderheit bildet jedoch die Ausstiegsklausel, die Barcelona mit einer Höhe von einer Milliarde Euro im Vertrag des Top-Talents verankerte.
Der Gold-Junge der EM ist innerhalb von zwei Monaten zum Milliarden-Talent avanciert, was den Freiburger Cheftrainer Christian Streich zu einer Warnung veranlasste: "Wenn so ein 16-Jähriger sieht, was die ganze Zeit im Fußball abgeht, wie soll er da einen klaren Kopf behalten, ich hoffe, er hat eine gute Entscheidung getroffen." Darvich soll bei den Katalanen zunächst in der zweiten Mannschaft auflaufen, die derzeit in der dritten spanischen Liga verkehrt und in der renommierten Barca-Jugendabteilung La Masia weiter reifen.
SC-Sportdirektor Clemens Hartenbach machte keinen Hehl daraus, dass der Bundesligist nur allzu gerne weiter Darvich in seinen eigenen Reihen behalten hätte. In der Vorbereitung setzte der SC sein Juwel bereits bei den Profis und in der U23 ein, doch gegen Barca-Trainer Xavi, Sportdirektor Mateu Alemany und dem ehemaligen Weltklasse-Spieler und heutigen Manager Deco, die allesamt persönlich bei Darvich und seiner Familie vorstellig wurden, hatte Freiburg keine Chance.
Einen Funken Hoffnung auf eine Rückkehr des Talents ließ Hartenbach jedoch noch durchklingen und sprach davon, dass "die Türen in Freiburg nicht zugeschlagen, sondern nur angelehnt" sind.
Der 16-Jährige irakischer Abstammung schwärmt laut eigener Aussage jedoch bereits seit Kindheitstagen von den Katalanen und hat in Barcelona eine weltweit angesehene deutsche Schule, die sich nur zehn Minuten entfernt vom Barca-Trainingsgelände befindet. Dort soll Darvich sein Abitur absolvieren, womit auch die schulische Zukunft bereits geklärt wäre.
Von einer gesicherten sportlichen Zukunft Darvichs ist DFB-U17-Trainer Christian Wück, der mit Darvich den EM-Titel feierte, vollends überzeugt. "Um ihn mache ich mir wirklich keine Sorgen, definitiv nicht", sagte Wück im Interview mit der Süddeutschen Zeitung, wobei er Darvich als "Führungsperson auf und neben dem Platz" bezeichnete. Der 1,84 Meter große Offensiv-Akteur besticht auch durch ein präzises Kopfball-Spiel und verfügt zudem seit frühester Kindheit über eine exzellente Technik.
Mit einem Blick auf das katalanische Mittelfeld zeigt sich, dass Barcelona nicht davor zurückschreckt, seinen Youngsters Vertrauen zu schenken. So sind Gavi, Pedri, Aljandro Balde oder auch Ansu Fati bei den Blaugrana noch vor ihrem 20. Lebensjahr zu Stammkräften und Nationalspielern gereift. Mit der Milliarden-Klausel machte der FC Barcelona deutlich, dass man in Spanien an die Qualitäten des Linksfußes glaubt und langfristig mit Darvich plant.
Nimmt die Karriere des Ex-Freiburgers einen ähnlich steilen Verlauf wie die seiner künftigen Mittelfeld-Partner, dürfte der Gold-Junge schon bald häufiger in den Genuss von Ekstasen kommen.