FC Bayern: Diese Probleme muss Julian Nagelsmann lösen
Chance in der Krise: Diese Bayern-Probleme muss Nagelsmann lösen
19.09.2022 | 22:21 Uhr
Julian Nagelsmann erlebt die bis dato schwerste Zeit als Trainer beim FC Bayern. Auf den jungen Coach warten nach der Länderspielpause richtungsweisende Spiele, doch die aktuelle Krise ist für Nagelsmann auch eine große Chance.
1:1, 1:1, 2:2, 0:1. Vier sieglose Bundesliga-Spiele in Folge sind eine Seltenheit für den FC Bayern. Beim zuvor letzten Mal war Rudi Völler Teamchef der deutschen Nationalmannschaft, spielte Manchester City in der zweiten englischen Liga, feilte Cristiano Ronaldo in der U19 von Sporting Lissabon an seinen Skills. Es war im November/Dezember 2001, ergo: Das aktuelle Ergebnistief hat ein historisches Ausmaß angenommen.
Dafür mitverantwortlich ist Julian Nagelsmann, doch grämen muss sich der junge Bayern-Trainer dafür nicht. Schließlich war mit Ottmar Hitzfeld auch ein zweimaliger Champions-League-Sieger und einer der erfolgreichsten Trainer in der Vereinsgeschichte des deutschen Rekordmeisters mit all seiner Erfahrung vor solch einer Serie nicht gefeit. Dennoch gibt es an der Säbener Straße Anlass zur Sorge.
Nagelsmann hat seinen Welpenschutz verloren
Gerade weil eine derartige Sieglos-Serie in der jüngeren Vergangenheit beim erfolgsverwöhnten Branchenprimus nicht vorgekommen ist, ist das Wort Krise nicht von der Hand zu weisen. Zumal sich der nach drei Spieltagen historisch beste Saisonauftakt binnen weniger Wochen in den schlechtesten Start seit zwölf Jahren umgewandelt hat. Eine eigenartige Metamorphose, die ausgerechnet zur Wiesn'-Zeit für Katerstimmung sorgt und eindeutige Reaktionen aus der Führungsriege hervorruft.
Ob Hasan Salihamidzic, Oliver Kahn oder Herbert Hainer - Bayerns Triumvirat positionierte sich in diesen Tagen öffentlich klar und stärkte Nagelsmann unisono. Sie sind weiterhin überzeugt von dem jungen Coach. Das müssen sie auch, schließlich haben sie ihn seinerzeit für eine Rekordablöse aus Leipzig losgeeist und mit einem Fünfjahresvertrag ausgestattet. "Das ist die längste Vertragslaufzeit, die je ein Trainer in München erhalten hat und deshalb werden alle miteinander versuchen, aus dieser Situation wieder herauszukommen", meint Lothar Matthäus.
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Dass Nagelsmann bei allem Talent noch kein fertiger Trainer von Weltformat ist und Fehler begehen würde, dürfte allen von Anfang an bewusst gewesen sein. Rückschläge gehören zu einer gesunden Entwicklung dazu, entscheidend ist der Umgang mit den Problemen. Genau darauf wird es für Nagelsmann nun ankommen, denn Fakt ist auch: Den Welpenschutz, den er in seinem Premierenjahr genossen hatte, hat er verloren.
Wechselt Nagelsmann das System?
Bis zum nächsten Spiel gegen Leverkusen gilt es für ihn, die vergangenen Wochen intensiv zu analysieren und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Auffällig ist, dass sich die Bayern zuletzt gegen körperlich spielende Gegner extrem schwer taten. "Wir haben brutale Probleme gegen Mannschaften, die gegen uns körperlich spielen und uns auf die Socken hauen", stellte auch Salihamidzic verwundert fest. Nagelsmann kündigte nach der Niederlage in Augsburg genervt und trotzig an, alles hinterfragen zu wollen. Auch sich selbst.
Auf den Prüfstand könnte das zu Saisonbeginn implementierte 4-2-2-2-System kommen. Dass Torhüter Manuel Neuer in Augsburg in der Schlussminute die gefährlichste Aktion des FCB hatte, sagt vieles über die Offensiv-Performance der Münchner aus. Der neue flexible Angriffsstil scheint entschlüsselt.
Chancen erspielen sich Thomas Müller, Leroy Sane und Co. zwar, doch die Verwertung lässt zu wünschen übrig. Nagelsmann sieht in einer Laissez-faire-Haltung im letzten Drittel den Grund dafür. Dazu sei das Passspiel zu "schlampig", die "Abschlusstechnik" zu ungenügend. Es sind Kritikpunkte, die bei der Qualität des Kaders im alltäglichen Training zu beheben sein müssten. Ein anderer Ansatz wäre ein Systemwechsel.
Nagelsmann muss Mane in die Spur bringen
Matthäus bringt in seiner Sky Kolumne "So sehe ich das" eine Rückkehr zur altbewährten 4-2-3-1-Formation ins Spiel. Die Neuner-Position könnten beispielsweise Thomas Müller, Serge Gnabry oder der junge Mathys Tel einnehmen, Sadio Mane könnte wie in Liverpool die linke Außenbahn besetzen.
Der Senegalese agierte nach einem starken Start zuletzt glücklos und befindet sich seit einigen Wochen im Formtief. Für die nächsten Spiele gegen Leverkusen, Pilsen und Dortmund braucht Nagelsmann aber einen Mane in Top-Form. Doch wie kann er seinen Star-Neuzugang wieder in die Spur bringen?
Sollte eine Umstellung dabei helfen, muss Nagelsmann diese Option in Betracht ziehen, womöglich auch im Austausch mit den Führungsspielern. Zwanghaft am 4-2-2-2 nur um des Systems willen festzuhalten, wäre mit der größte Fehler, den er begehen könnte. Dabei steht außer Frage, dass seine Mannschaft in dieser Formation auch schon glänzende Partien abgeliefert hat, vor allem in der Champions League beim 2:0-Auswärtssieg gegen Inter Mailand.
Muss Nagelsmann weniger rotieren?
Positive Leistungsnachweise allein in der Königsklasse reichen in München jedoch nicht aus, dafür waren die Vorstellungen in der Bundesliga zu schwach. Dies könnte allerdings auch mit einer Müdigkeit für das Alltagsgeschäft zusammenhängen. Es wäre nur allzu menschlich nach zehn Meisterschaften in Folge und für Nagelsmann alles andere als eine einfache Aufgabe, dem entgegenzusteuern.
Ohnehin muss er sich in dieser Saison mit vielen Aspekten auseinandersetzen, die neu für ihn sind. Er hatte noch nie ein Aufgebot mit 17 oder 18 Stars, die den Anspruch auf viel Spielzeit erheben. Dies zu moderieren ist die vielleicht größte Herausforderung für einen Bayern-Trainer, besonders im Alter von 35 Jahren. In den ersten Wochen probierte er mit Großrotationen seine Spieler allesamt bei Laune zu halten. Das ging allerdings sichtbar zu Lasten von Automatismen.
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Ein anderer Weg wäre, die 13 bis 14 Spieler herauszufiltern, denen er vertrauen kann und punktuell zu rotieren. Für Sky Experte Didi Hamann ist die Rotation per se "eine Kunst. Die Intensität und die Balance müssen dieselbe bleiben. Das muss Nagelsmann lernen". Im Umgang mit dem zusammengestellten Luxus-Kader muss der gebürtige Landsberger seinen eigenen Stil erst noch finden. Beim FC Bayern schneller als sonst wo - diese Erfahrung hat er in den vergangenen Monaten bereits gemacht.
Dennoch liegt für Nagelsmann in der Krise eine große Chance. Er war immer ein Highflyer, für ihn ging es in seiner Trainer-Laufbahn bisher eigentlich stets bergauf. Krisen können lehren, Stärken zu erkennen und stärker zurückzukommen. Auch wenn er die Chance umgehend nutzen muss, kann Nagelsmann nun zeigen, dass er ein großer Trainer und für einen europäischen Top-Klub wie den FC Bayern dauerhaft geeignet ist.
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