Schaffen es Kovac & Co. aus der Krise?
19.10.2018 | 21:06 Uhr
1:1, 0:2, 1:1, 0:3 – der Trend war zuletzt definitiv nicht der Friend des FC Bayern. Nach zwei Wochen Länderspiele wartet nun die Auswärtshürde Wolfsburg auf den FC Bayern. Und auch diese birgt Gefahren.
Krisengipfel! Wenn der VfL Wolfsburg den FC Bayern empfängt (Samstag ab 15:30 live auf Sky und im Liveblog auf skysport.de), dann ist es das Duell des 16. gegen den 17. Diese Platzierungen belegen die Teams in der Tabelle der letzten drei Bundesliga-Spieltage. Das entspricht nicht dem Anspruch der gut gestarteten Wolfsburger. Und schon gar nicht dem Anspruch der noch viel besser gestarteten Bayern.
Zwei Wochen hatte Niko Kovac dank Länderspielpause Zeit, die Durststrecke der letzten Partien aufzuarbeiten. Dass diese in der Autostadt endet, ist noch längst nicht beschlossene Sache. Warum es auch in Wolfsburg schwierig wird:
Nach vier sieglosen Spielen mit dem FC Bayern wird manch einer froh gewesen sein, zur Nationalmannschaft reisen zu dürfen. Den Kopf frei bekommen haben dort aber nur die Wenigsten. Die deutschen Nationalspieler kassierten zwei Pleiten, Robert Lewandowski stieg mit Polen aus Liga A der Nations League ab und Thiago durfte beim Sieg in Wales nur zuschauen, ehe er mit Spanien eine 2:3-Niederlage gegen England hinnehmen musste. "Die Nationalspieler kehren nicht gerade mit einem Rucksack voller Selbstvertrauen zurück an die Säbener Straße", berichtet Sky Reporter Torben Hoffmann.
Nur James Rodriguez feierte mit Kolumbien zwei Siege. Dafür kehrte der Offensivstar erst am Donnerstag zurück. "Die Vorbereitung auf das Spiel in Wolfsburg war alles andere als optimal. Niko Kovac stand nur ein kleiner Kader zur Verfügung. Richtig mannschafts-taktische Inhalte einzustudieren war also nicht möglich", erklärt Hoffmann.
Die vergangenen zwei Wochen brachten jedoch auch Lichtblicke: So kehrten David Alaba und Rafinha zurück ins Mannschaftstraining. Leon Goretzka reiste nicht mit dem DFB-Tross, Jerome Boateng kehrte vorzeitig zurück und scheint auch wieder fit.
Gerade defensiv war die Situation für Niko Kovac schon einmal komfortabler: Zwar stieg David Alaba nach seinem Muskelfaserriss wieder ins Training ein. Ob es aber schon für die Startelf reicht? Ein Wettlauf gegen die Zeit. Mats Hummels dürfte nach der Länderspiel-Belastung eine Pause erhalten, sein Vertreter Jerome Boateng präsentierte sich zuletzt alles andere als formstark. Lediglich Niklas Süle und Joshua Kimmich zeigten Normalform. Im Tor gibt es beim FC Bayern, anders als in der Nationalmannschaft, keine Diskussion um Manuel Neuer. Die Statistik des viermaligen Welttorhüters in dieser Saison aber ist erschreckend.
Und vorne? Von den Offensivkräften machte Serge Gnabry mit einer couragierten Leistung gegen Weltmeister Frankreich auf sich aufmerksam. Macht Niko Kovac also den Jogi Löw und verzichtet für Gnabry auf einen der älteren Akteure? Für Sky Reporter Hoffmann unwahrscheinlich, da die Routiniers Robben und Ribery als zwei der Wenigen voll mittrainierten. In seiner Aufstellung wird die Offensive ergänzt durch Thiago und Leon Goretzka, im Sturm steht Robert Lewandowski trotz Formtief außer Frage. Gegen Mönchengladbach brachte es der Pole auf gerade einmal 13 Ballaktionen, vier davon beim Anstoß. Wollen die Bayern nicht erstmals seit über acht Jahren drei Spiele in Folge torlos bleiben, müssen mehr Chancen herausgespielt werden. Gnabrys Dynamik könnte dabei nicht schaden.
Der VfL ist eigentlich kein Angstgegner der Münchner. Aus 42 Liga-Duellen gab es nur vier Siege für die Wölfe, die letzten vier Gastspiele in der Autostadt gewann der FC Bayern allesamt. Doch genau hier lauert die Gefahr: Drei Punkte sind absolute Pflicht: "Für Niko Kovac und die Mannschaft ist es wichtig, jetzt ein Zeichen zu setzen. Sollten sie auch nach der Länderspielpause wieder verlieren, wird der Druck nochmal größer", erklärt Hoffmann. Doch schon vor dem Spiel gegen Mönchengladbach hatten alle mit dem turn-around gerechnet. Es folgte eine 0:3-Pleite.
Hinzu kommt, dass die Gastgeber trotz zuletzt überschaubarer Punkteausbeute, einen Spielstil pflegen, der den Bayern nicht liegt. So hatten Niko Kovacs Mannen große Probleme gegen Teams, die sie früh anliefen. Wolfsburg ist per Statistik belegt die Pressingmaschine der Bundesliga. Was die Wölfe ebenfalls hoffen lässt: Wenige Chancen könnten zur Überraschung reichen. Schließlich verwerteten die Bundesligisten bislang gegen keinen anderen Klub mehr Großchancen, als gegen die Bayern (83 Prozent). Auch Mönchengladbach reichten gegen den Rekordmeister sieben Torschüsse für drei Treffer..
Und noch ein Fakt dürfte den VfL frohlocken lassen: Niko Kovac ist mit 1,86 Punkte pro Bundesligaspiel der nach Punkteschnitt schwächste Bayern-Trainer des Jahrtausends. Zugegeben, nach sieben Partien ist der Punkteschnitt noch nicht wirklich aussagekräftig. Allerdings kam kurioserweise ein anderer Bayern-Trainer auf den exakt gleichen Schnitt: Jürgen Klinsmann. Der trainierte die Bayern 2008/2009 - also ausgerechnet in der erfolgreichsten Saison der Wolfsburger Vereinsgeschichte. Wenn das mal keine Motivation für die Wölfe ist. Also: Obacht, FC Bayern!