FC Bayern: Leon Goretzka nur Joker: Ausnahme oder Dauerlösung?
Wird Goretzka Tuchels "Meister-Opfer"?
15.05.2023 | 21:10 Uhr
6:0-Gala, Tabellenführung untermauert, nur noch zwei Schritte bis zur Meisterschaft: Während die Bayern abstiegsbedrohten Schalkern keine Chance gelassen haben, ist für Leon Goretzka nur die ungewohnte Jokerrolle geblieben. Die Gründe dafür liegen jedoch auf der Hand.
Müller, Kimmich, zweimal Gnabry, Tel und Mazraoui: Die Bayern ließen beim 6:0-Sieg gegen völlig überforderte Schalker nichts anbrennen und spazierten zum dritten Sieg in Serie. "Es war der nächste Schritt in die richtige Richtung, verschüttetes Selbstvertrauen kommt zurück", betonte Trainer Thomas Tuchel nach dem Abpfiff. Zum letzten verbliebenen Saisonziel - der 33. Meisterschaft - fehlen nur noch zwei weitere Schritte.
Goretzka wird "Opfer" von Tuchels Systemumstellung
Gut möglich, dass diese ohne den sonst unantastbaren Leon Goretzka in der Startelf gegangen werden. Dem 28-jährigen Mittelfeldmotor blieb bei der Schalke-Gala zunächst nur die Zuschauerrolle. Der 50-malige deutsche Nationalspieler ist erst in der 71. Minute positionsgetreu für Joshua Kimmich eingewechselt worden. Eine ungewohnte Rolle: Goretzka kam in dieser Saison insgesamt nur viermal von der Bank, stand sonst in 21 Partien in der Startelf. Fünf Spiele verpasste er aufgrund Verletzungen.
Gegen Schalke 04 entschied sich Tuchel für ein offensivausgerichtetes 4-1-4-1-System mit nur einem zentralen Sechser. Da Kimmich diese Rolle begleiten durfte und die offensiv ausgerichteten Jamal Musiala und Thomas Müller auf der Acht den Vorzug erhielten, blieb für Goretzka nur der Platz auf der Bank. Tuchels Plan ist aufgegangen: "Wir haben schneller und flüssiger kombiniert, dabei nie die Grundordnung verloren, um uns gegen Konter abzusichern. Da waren wir sehr aufmerksam", zeigte sich der Trainer zufrieden.
Schalke hat über den gesamten Platz Mann-gegen-Mann gespielt und versucht, den Spielaufbau der Bayern frühzeitig zu stören. "Der Nachteil an dieser Spielweise ist, dass wenn du das Eins-gegen-Eins durch einen Doppelpass oder Dribbling überspielt hast, dann brechen die Dämme relativ schnell zusammen durch einen Tiefpass", erklärte Müller. "Wenn wir das geschafft haben, dann waren die Chancen groß." Natürlich kommt dieser Strategie ein zusätzlicher Offensivspieler zugute.
Goretzkas Bankplatz gegen Schalke - die logische Konsequenz
Dass Tuchel dafür den nahezu unantastbaren Goretzka "geopfert" hat, kommt allerdings nur wenig überraschend: Der deutsche Nationalspieler hinkt seiner Bestform weit hinterher und musste beispielsweise gegen Hertha BSC nach einer desolaten Vorstellung zur Halbzeit weichen. Gegen Werder Bremen fehlte er gelbgesperrt. Nun musste sich Goretzka folgerichtig auch gegen Schalke 04 hinten anstellen.
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Ob sich der Bayern-Trainer auch im Topspiel gegen RB Leipzig (Samstag, ab 17.30 Uhr live auf Sky Sport Bundesliga) für die risikoreiche Ausrichtung mit nur einem zentralen Mittelfeldspieler entscheidet, ist jedoch fraglich. Gut möglich, dass der Bayern-Trainer gegen konterstarke Leipziger wieder vermehrt auf Stabilität und das 4-2-3-1 setzt. In diesem Fall wäre eine Rückkehr Goretzkas denkbar - aber auch nicht in Stein gemeißelt. Neben Ryan Gravenberch ist beispielsweise auch Musiala eine Option auf der Doppelsechs. Diese Rolle hat der Youngster beispielweise in der vergangenen Spielzeit immer wieder neben Kimmich begleiten dürfen.
So dürfte auch Müller, der für den Sky Experten Lothar Matthäus "nicht nur aufgrund der Form, sondern auch aufgrund seiner Persönlichkeit von Anfang an in diese Mannschaft" gehört, seinen Platz in der ersten Elf behalten. Beim Sky Experten würde der Weltmeister von 2014 "immer spielen". Für ihn sei "fast unerklärlich", dass Tuchel zuletzt nicht häufiger auf den 33-jährigen Routinier gesetzt hat, machte Matthäus bei Sky90 deutlich. Laut dem deutschen Rekordnationalspieler würden sich "alle Bayern-Spieler freuen, wenn Thomas Müller auf dem Rasen ist, weil sie sich dann sicherer fühlen".
Zwei Etappen bis zur Meisterschaft - Tuchel drückt auf Euphoriebremse
Ob mit oder ohne Goretzka gegen Leipzig - am Ende ist klar: "Wir müssen das nächste Spiel wieder mit dem Willen, der Leichtigkeit und der Freude angehen", forderte Tuchel am Sky Mikro. Das 6:0 gegen Schalke ist für den Trainer bereits abgehakt. "Es geht nächste Woche wieder bei 0:0 los, daher besteht kein Grund, komplett euphorisch zu werden und an irgendwelche Vorentscheidungen zu denken", warnte der Trainer. Am Ende zählen nur zwei Siege und die daraus resultierende 33. Deutsche Meisterschaft.
"Die Kunst ist jetzt", sagte der Trainer abschließend, "fokussiert und im Tunnel zu bleiben."
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