Der FC Bayern zeigt den gefeierten "Jungen Wilden" von Bayer Leverkusen beim 5:1-Sieg die Grenzen auf und sendet mit einer Demonstration der Stärke ein deutliches Signal an die Konkurrenz. Julian Nagelsmann hebt ein Trio hervor, doch auch selbstkritische Töne bleiben nicht aus.
Ein sonniger Sonntagnachmittag, eine ausverkaufte BayArena und zwei spielfreudige sowie offensiv ausgerichtete Mannschaften - eigentlich war alles angerichtet für ein Fußball-Leckerbissen zwischen dem Zweiten Bayer Leverkusen und dem Tabellenführer FC Bayern. Doch daraus wurde nichts, die als Topspiel titulierte Partie wurde früh zu einer einseitigen Angelegenheit.
Robert Lewandowski schockte die Gastgeber bereits in der vierten Minute mit einem traumhaften Hacken-Tor. Damit beendete der Weltfußballer auch seine "Mini-Flaute" von zwei Bundesliga-Spielen in Folge ohne Treffer. "Natürlich freut es mich, dass ich nach zwei Spielen wieder getroffen habe. Ich habe aber keine Angst davor, wenn so etwas passiert", sagte der Torjäger.
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Das Selbstvertrauen des 33-Jährigen und überhaupt des FC Bayern bleibt auch nach kleineren Rückschlägen unerschütterlich. Eines der wesentlichen Merkmale, die den Rekordmeister seit Jahren auszeichnet.
Nagelsmann: "War nicht einkalkuliert"
Das Traumtor des polnischen Superstars war zugleich der Auftakt einer ersten Halbzeit, die Joshua Kimmich im Anschluss als "gigantisch" bezeichnete. Zwischen der 30. und 37. Minute stellten Lewandowski, Thomas Müller und zwei Mal Serge Gnabry das Ergebnis auf 5:0. Ein Klassenunterschied, der in einem Spiel zwischen Zweiter und Erster an Absurdität grenzt, zumal Leverkusen mit den fünf Gegentoren noch gut bedient war.
"Wir hätten sogar zwei bis drei Tore mehr machen können in der ersten Halbzeit", befand auch Trainer Julian Nagelsmann und fügte lobend hinzu: "Das war beeindruckend. Wir hatten eine tolle Kontrolle und viele Chancen. Der Gegner hat herausragend gespielt bis jetzt - daher war das nicht einkalkuliert."
Wohl auch nicht bei den Rivalen, witterten diese doch nach dem überraschenden Ausrutscher des Serienmeisters zuhause gegen Eintracht Frankfurt (1:2) etwas Morgenluft. Der BVB und Erling Haaland legten mit dem Sieg gegen Augsburg sogar vor und übten dadurch leichten Druck auf den Konkurrenten aus dem Süden der Republik aus. Druck? Davon war in Leverkusen überhaupt nichts zu spüren.
Taktik-Kniffe von Nagelsmann gehen auf
Stattdessen bewiesen die Münchner einmal mehr ihre Fähigkeit, in den Spitzenspielen nochmal deutlich fokussierter, konzentrierter und disziplinierter zu Werke gehen zu können. Nicht umsonst war es für den Branchenprimus das 16. Bundesliga-Spiel ohne Niederlage, in dem der Erste gegen den Zweiten spielte (zwölf Siege, vier Unentschieden). Eine herausragende Qualität, die verdeutlicht, dass die Bayern in ihrer eigenen Liga unterwegs sind.
Mit einer gnadenlosen Dominanz sorgten die Gäste auf den Rängen bei den zuvor euphorisierten Leverkusen-Anhängern für Fassungslosigkeit. Diverse taktische Kniffe von Nagelsmann, die allesamt ihren Zweck erfüllten, überforderten die junge Werkself.
In der Offensive agierte der umtriebige Leroy Sane über weite Strecken als zweiter Zehner neben Müller und öffnete somit den linken Flügel immer wieder für Alphonso Davies. "Die erste Halbzeit war natürlich brutal", sagte Bayer-Coach Gerardo Seoane bei DAZN und weiter: "Dann gab es sieben wahnsinnige Minuten, wo die Bayern sehr effizient waren und uns klar aufgezeigt haben, wieso sie die beste Mannschaft Deutschlands sind."
Nagelsmann lobt Bayern-Trio
Ein weiterer entscheidender Aspekt war Bayerns Raumaufteilung. Die Idee von Nagelsmann, das Spiel zu dritt zu eröffnen, ging auf. "Mit einer klaren Zuordnung haben wir ihre Konterstärke weggenommen", erläuterte der 34-Jährige. Dazu ließen sich Kimmich und Goretzka immer wieder abwechselnd vor die Viererkette fallen, um die tiefen Zuspiele auf Shootingstar Florian Wirtz oder Patrik Schick zu verhindern.
"Wir hatten immer wieder viele Spieler zwischen den Ketten, gerade hinter den beiden Sechsern", erklärte Kimmich, der ebenfalls eine Gala-Vorstellung (Sky Note 1) ablieferte und die Tore eins und drei mit einem gut getimten Freistoß bzw. Eckball initiierte. Nagelsmann bescheinigte seinem "Quarterback" hinterher "ein herausragendes Spiel" gemacht zu haben, bezeichnete Goretzka auf einer etwas ungewohnten Position als einen der "Schlüsselspieler der ersten Halbzeit" und hob noch einen weiteren Spieler hervor: Lucas Hernandez.
Dem französischen Weltmeister droht in Spanien eine Haftstrafe wegen der Missachtung eines Gerichtsurteils. Am Dienstag - dem Tag vor der Champions-League-Partie in Lissabon - muss der 25-jährige Franzose vor einem Strafgericht in Madrid erscheinen. Stand jetzt muss Hernandez in den Tagen danach eine sechsmonatige Haftstrafe antreten.
Selbstkritische Töne trotz Machtdemonstration
Der Verteidiger spielte trotz des Wirbels um seine Person von Beginn an und ließ sich nichts anmerken. "Seine beste Saisonleistung", attestierte Nagelsmann Hernandez.
Die Bayern wären aber nicht die Bayern, wenn sie nicht auch bei solch einer Machtdemonstration kleine Mängel und Verbesserungspotenzial sehen würden. "Ehrlicherweise fand ich die ersten zehn, 15 Minuten nicht so überzeugend. Da war es ein Hin und Her, ein sehr intensives Spiel", schlug Kimmich auch selbstkritische Töne an - und war damit nicht alleine. "Die ersten zehn bis 15 Minuten haben wir etwas zu tief gespielt", bemängelte Lewandowski und Nagelsmann bilanzierte, dass "wir ein bisschen gebraucht haben, um reinzukommen".
Es sind genau diese Aussagen, die stellvertretend für Bayerns Gier und Unersättlichkeit stehen. Der Umgang mit dem Gala-Sieg gegen Leverkusen dürfte bei der Konkurrenz Angst und Schrecken verbreiten, womöglich sogar noch mehr als der Auftritt in Leverkusen.
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