Was wäre, wenn... Salihamidzic Bayern verlassen müsste?
14.04.2021 | 10:06 Uhr
Beim FC Bayern erscheint eine gemeinsame Zukunft mit dem aktuellen Trainer Hansi Flick und dem amtierenden Sportvorstand Hasan Salihamidzic kaum noch vorstellbar.
Salihamidzic gilt für viele als derjenige, der beim FC Bayern am längeren Hebel sitzt. Aber was wäre, wenn es am Ende zur Trennung käme und nicht der Coach, sondern der Sportchef gehen müsste? Wer könnte den Posten übernehmen? Ein Gedankenspiel.
"Hasan Salihamidzic und Hansi Flick werden in der nächsten Saison nicht mehr zusammenarbeiten. Es muss und wird einer gehen", schreibt Sky Experte Lothar Matthäus in seiner Kolumne "So sehe ich das" auf skysport.de und kommt zu dem Schluss: "Hansi ist für die Bayern wichtiger als Brazzo."
Zwar tat FCB-Präsident Herbert Hainer den Zwist am Sonntag bei Sky90 zwar als einen "vermeintlichen Konflikt" ab und meinte, Flick und Salihamidzic müssten "kein Liebespaar sein". Doch völlig ohne Harmonie funktioniert es halt auch nicht. Sollte der ehemalige Fan-Liebling "Brazzo" den Laufpass bekommen, gäbe es nicht viele, die seinen Posten übernehmen könnten.
In Frankfurt wird gerade die Ehe zwischen der Eintracht und Fredi Bobic geschieden. Der Vorstand Sport wird die Hessen im Sommer auf eigenen Wunsch verlassen. Nur die Einigung steht noch aus, es geht noch ums Geld, wie so oft am Ende einer Beziehung.
Sein Flirt mit der Hertha, für die Bobic einst auf Torejagd ging, ist bekannt - und nachvollziehbar. Wohnt doch seine Familie in der Hauptstadt.
Alles spricht dafür, dass Bobic nach Berlin wechselt, aber falls sich der FC Bayern von seinem leitenden Angestellten Salihamidzic trennen sollte, wäre der einstige Stürmer zumindest eine interessante Alternative. Und wer würde nicht gerne beim deutschen Rekordmeister arbeiten? Die Voraussetzungen für den Job in München würde er in jedem Fall mitbringen.
Der 49-Jährige hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Top-Manager im deutschen Fußball entwickelt, von 2010 bis 2014 als Sportvorstand beim VfB Stuttgart, seit 2016 in Frankfurt. Als er zur Eintracht kam, hatten die Hessen gerade mit Mühe und Not die Relegation überstanden. Unter der Führung von Bobic legte der Klub eine steile Entwicklung hin, erreichte vor zwei Jahren das Halbfinale der Europa League und steht aktuell auf einem Champions-League-Platz.
Bobic wurde 1996 mit Deutschland Europameister, ist international bestens vernetzt, er wird von Fachleuten geschätzt, seine Außendarstellung ist hoch professionell. Dass er Deutscher ist, dürfte ein klarer Pluspunkt im Vergleich zu internationalen Branchengrößen sein, die man sich bei einem Weltverein wie dem FC Bayern vorstellen könnte.
Eric Abidal zum Beispiel war bis zum vergangenen August Geschäftsführer Sport beim FC Barcelona. Der Franzose wurde nach dem 2:8 im Champions-League-Viertelfinale gegen die Bayern entlassen.
Oder Fabio Paratici, der bei Juventus Turin tolle Arbeit leistet, aber nach Sky Informationen durchaus im Sommer eine neue Herausforderung sucht.
Ein anderer in Deutschland höchst anerkannter "Macher" ist Max Eberl. Mönchengladbachs Sportchef war wegen seiner herausragenden Arbeit (und wegen seiner Münchner Vergangenheit), einst als möglicher Kandidat für den FC Bayern gehandelt worden.
Am Niederrhein hat er die Fohlen, die 2011 noch in der Relegation gegen Bochum knapp dem Abstieg entronnen waren, zu einem Champions-League-Teilnehmer geformt, Spieler wie Thuram oder Plea verpflichtet und nun Adi Hütter als Nachfolger von Marco Rose als Cheftrainer geholt. Im vergangenen Winter verlängerte Eberl seinen Vertrag bis 2026.
Es sieht so aus, als habe er mit Gladbach noch viel vor und es wird deutlich, wie schwierig für die Bayern die Suche nach einem geeigneten Nachfolger werden würde, sollten sie sich von Salihamdizic trennen.
Der ehemalige Bayern-Mittelfeldspieler wurde 2017 beim deutschen Rekordmeister Sportdirektor, im Juli 2020 wurde er zum Sportvorstand befördert. In dieser Funktion hat der 44-Jährige die Entscheidungsgewalt in Sachen Transfers. Zum Leidwesen von Flick, der fehlendes Mitspracherecht bei der Kaderplanung beklagt.
Die diesjährige Mannschaft sei schwächer als in der vergangenen Saison, als die Bayern sechs Titel gewannen, meinte Flick in der vergangenen Woche. Dass der auslaufende Vertrag mit Jerome Boateng gegen den Willen des Trainers nicht verlängert wurde, goss zusätzlich Öl ins Feuer.
Vor dem Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League bei Paris Saint-Germain am Dienstag (live und exklusiv bei Sky) ist im Konflikt zwischen Chefcoach und Sportvorstand Druck auf dem Kessel. Ein Aus in der Königsklasse dürfte die Stimmung weiter anheizen.
Dann könnte es - trotz aller Beteuerungen der Bosse - am Ende heißen: Flick oder Salihamidzic.