Beim FC Bayern hängt der Haussegen schief. Zwei Lager prallen aufeinander. Ein Spieler steht exemplarisch für den schwelenden Konflikt.
Beim FC Bayern brodelt es vor dem wichtigen Viertelfinal-Rückspiel bei Paris Saint-Germain in der Champions League (Dienstag LIVE & EXKLUSIV ab 19:30 Uhr auf Sky) hinter den Kulissen. Trainer Hansi Flick antwortet nur noch mit "nächste Frage", wenn er auf seine Zukunft und sein Verhältnis zu Sport-Vorstand Hasan Salihamidzic angesprochen wird. Letzteres scheint nicht das Beste zu sein.
Deutlich wird das bei der Personalie Jerome Boateng. Unterschiedliche Interessen verschiedener Protagonisten prallen aufeinander, am Ende gibt es keinen Gewinner.
Bayern lassen Boateng nicht ziehen
Rückblick: Im Sommer 2019 will Boateng den Verein verlassen und sich Paris Saint-Germain anschließen, der FC Bayern lehnt ab, Uli Hoeneß rät dem Weltmeister von 2014 aber, sich einen neuen Klub zu suchen, der Verteidiger bleibt trotzdem. Weiter geht es im Winter 2019. Juventus interessiert sich für Boateng. Aber auch diesmal wollen ihn die Münchner nicht ziehen lassen.
Eine andere Idee wird im Sommer 2020 geboren. Ein Tauschgeschäft, bei dem Boateng zu Inter Mailand wechselt, im Gegenzug soll Christian Eriksen an die Isar kommen. Beide Spieler haben ein ähnliches Gehalt, doch aus dem Tausch wird nichts, die Bayern wollen Boateng behalten.
Im Herbst 2020, nachdem Boateng maßgeblich zum Gewinn des Triples beigetragen hat, will man mit dem Spieler sprechen. Nach Sky Informationen haben diese Gespräche aber nicht stattgefunden. Im Frühjahr 2021 - so hört Sky - wird klar, dass der Verteidiger langsam mit den Bayern abgeschlossen hat und einen Wechsel ins Ausland ins Auge fasst.
Rummenigge lässt Tür für Boateng wohl offen
Die Boateng-Seite will aber noch ein finales Gespräch mit dem aktuellen Arbeitgeber. Das gibt es vor zwei Wochen mit Karl-Heinz Rummenigge, den Beratern und Boateng selbst. Dort hat Rummenigge die Tür für einen Boateng-Verbleib wohl noch offen gelassen.
In der vergangenen Woche, am Tag des Champions-League-Spiels gegen PSG, nimmt Sport-Vorstand Salihamidzic Boateng zur Seite und teilt ihm mit, dass er keine Zukunft mehr beim Rekordmeister habe. Hinzu kommt die Abfuhr von Hoeneß in Richtung Europameisterschaft, die ihm der Ehrenpräsident in seiner Funktion als TV-Experte in der Länderspielpause erteilt.
All diese Scharmützel zeigen: Boateng wird zum Spielball der Bosse. Mal soll er gehen, mal bleiben. Wer verfolgt dabei welche Interessen? Hasan Salihamidzic möchte eine neue Innenverteidigung aufbauen. Seine Transfers Dayot Upamecano, Lucas Hernandez und Tanguy Nianzou sollen künftig den Abwehrriegel der Münchner bilden. Für Boateng ist dort mit einem Gehalt von zwölf Millionen Euro kein Platz mehr in Planungen des Sport-Vorstands.
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Hansi Flick dagegen hätte Boateng gerne behalten. Der Nachfolger von Niko Kovac installierte ihn und David Alaba als eine seiner ersten Amtshandlungen im Abwehrzentrum. Beide Eckpfeiler werden den Klub nach der Saison ablösefrei verlassen. Es fehlt damit zumindest ein erfahrener Innenverteidiger, der einen Youngster wie Nianzou bei den Bayern einlernt. Vor allem aber möchte Flick mehr Mitspracherecht, welche Spieler in sein Team kommen.
Sinnbildlich für die Kommunikation bei den Bayern steht, dass Flick offenbar von der definitiven Absage an Boateng überrumpelt wurde. "Ich weiß jetzt nicht, ob das einhundertprozentig ist", erklärte der Coach vor dem Viertelfinal-Hinspiel gegen PSG am vergangenen Mittwoch bei Sky.
STIMMT AB!
Das Kommunikations-Wirrwarr machte Präsident Herbert Hainer bei Sky90 am Sonntag perfekt, indem er Flick widersprach. "Da kann ich Ihnen nur sagen, dass im Verein und für alle verantwortlichen Personen, die mit der sportlichen Leitung zu tun haben, klar war - inklusive Hansi Flick - dass wir den Vertrag von Jerome nicht verlängern."
Sky Transfer-Experte Max Bielefeld verdeutlicht nochmal den Zwist, der hier auf dem Rücken von Boateng ausgetragen wird. "Rummenigge sagt nicht zu 100 Prozent ab, weil das Team Flick-Rummenigge ihn noch irgendwie ganz gerne behalten möchte, aber Team Hoeneß und Team Salihamidzic sagen: 'Wir wollen dich nicht mehr''.
Wie geht es weiter für Boateng? Der Weltmeister von 2014 wird wohl ins Ausland wechseln. Aktuell führt die Spur nach England. Nach Sky Infos ist Tottenham Hotspur an Boateng dran. Es gab bereits konkrete Gespräche. Auch mit dem FC Barcelona wird er in Verbindung gebracht. Nach Sky Infos ist das aber aktuell überhaupt kein Thema - auch weil Barca einen anderen Innenverteidiger holen wird.
*Summen sind nach Recherchen geschätzt / Brutto pro Jahr