"Neu-Alt" folgt auf Notbremse! FCB will zur Normalität zurück
31.05.2023 | 22:26 Uhr
Führungs-Krise, Unruhen, FC Hollywood 2.0! Mit den Freistellungen von Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn haben die Bayern die Notbremse gezogen und "Alte Bekannte" reinstalliert. Während die Hoffnung auf Besserung besteht, sind bereits neue Probleme vorprogrammiert…
"So einen Wahnsinn habe ich noch nicht erlebt", betont der langjährige Bayern-Reporter Uli Köhler zum Führungs-Beben der Münchner auf Sky Sport News. "Es herrscht Alarm an allen Fronten und ich bin gespannt, wie sie das jetzt in den Griff bekommen." Das Aus von Julian Nagelsmann, der "Punch" von Sadio Mane ins Gesicht von Leroy Sane sowie die jüngsten Freistellungen von CEO Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic - der FC Hollywood ist zurück und präsenter denn je.
Dieses Image gilt es nun erst einmal zu bereinigen - aber wie? "Die Bayern brauchen Stabilität, klare Hierarchien und klare Strukturen - auch in der Mannschaft", macht Köhler deutlich. In dieses Drei-Säulen-Modell haben sowohl Kahn als auch Salihamidzic nicht mehr hineingepasst. Dem ausgeschiedenen Vorstandsvorsitzenden sind Mängel in Sachen "Menschenführung", "Emotionen" und "Empathie" vorgeworfen worden. Dazu sei er laut Köhler zu weit von den Fans distanziert gewesen. Gegen Salihamidzic sprachen beispielsweise Defizite in der Kommunikation.
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Nachdem es an allen Fronten krachte, zogen die Bayern am Ende die Notbremse, stellten sich neu auf. "Es geht drum, dass das Erbe von Uli Hoeneß, auch diese DNA, dieses Mia san Mia, komplett den Bach runtergegangen ist", sagt Köhler und ergänzt. "Das ist ja nicht nur ein Slogan. Es bedeutet Selbstbewusstsein, aber auch Familie, Erfolg und Ehrgeiz." Diese DNA haben sowohl Hoeneß als auch Karl-Heinz Rummenigge über Jahre verkörpert. Nun sind sie zurück und sollen den FC Bayern wieder in sichere - oder besser gesagt ruhigere - Fahrwasser führen.
"Die Weiterentwicklung muss passieren. Jetzt müssen die Neuen ran", führt der Sky Reporter aus. Rummenigge wird sich zusammen mit Thomas Tuchel und dem Technischen Direktor Marco Neppe um die Kaderplanung kümmern. Der frisch berufene Aufsichtsrat macht sich direkt ans Werk und aktiviert dabei direkt sein internationales Netzwerk.
Auf der Suche nach neuen Stars ist selbst die einstige Transfer-Schallmauer kein Tabu mehr in München. "Ich kann mir schon vorstellen, dass ein Spieler kommt, der 100 Millionen Euro kostet", hatte Hoeneß erst im März gesagt. Und diese magische Marke könnte nun fallen - beispielsweise mit West-Ham-Star Declan Rice, mit dem Tuchel nach Sky Informationen schon ein Telefonat geführt hat.
Generell darf sich der Bayern-Trainer über mehr Macht freuen, in dem er sich in Anlehnung an das englische "Teammanager"-Modell aktiver an den Transfer-Bemühungen beteiligen kann. "Das findet er glaube ich gar nicht so schlecht", schätzt Köhler ein. "Eigentlich wollen die Bayern, dass der Trainer nicht so viel Einfluss hat. Aber Tuchel kennt sich da ganz gut aus." Schon beim FC Chelsea kümmerte er sich aktiv um Neuverpflichtungen.
Dazu kann er wahrscheinlich auf die Unterstützung von Neppe hoffen. "Er ist in erster Linie ein Kaderplaner", betonte Köhler. Er habe jedoch sehr eng mit Salihamidzic gearbeitet. Folglich ist auch über seine Zukunft zuletzt viel spekuliert worden. Nach dem Abgang des Sportvorstands ist die Position allerdings vakant. Hier kommt Neppe wieder ins Spiel: "Ob er noch lange bei den Bayern ist, weiß ich nicht", holt der Sky Reporter aus. "Aber wenn es ums Kerngeschäft Fußball geht, kann er sicherlich helfen - gerade bei Transfers."
Nach Sky Informationen sind Max Eberl und Markus Krösche die Top-Favoriten auf die Salihamidzic-Nachfolge. Beide befinden sich allerdings mit RB Leipzig, beziehungsweise Eintracht Frankfurt in bestehenden Arbeitsverhältnissen.
Im Falle Eberl gab es gar schon den ersten Korb: "Die Frage stellt sich für mich nicht. Max hat gerade bei uns einen Vertrag unterschrieben", sagte Red-Bull-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff der Sport Bild. Eberl wirke "sehr zufrieden" und bereite gerade die neue Saison bei RB Leipzig vor.
Die Münchner haben auf dieser Position ohnehin keine Eile. "Da gibt's jetzt keinen Schnellschuss, die Bayern werden sich Zeit lassen", betonte Köhler. Hoeneß sprach im Kicker davon, dass bis Weihnachten ein neuer Sportvorstand vorgestellt werden soll.
Der neue CEO Jan-Christian Dreesen wird dagegen verhältnismäßig wenig mit der Mannschaft zu tun haben. Er gilt als nahbar, einer, der gerne im Austausch mit den Fans steht und für Verbesserungsvorschläge offen ist - ein kompletter Kontrast also zu seinem Vorgänger Kahn, der sich abschottete, unnahbar wirkte und durch seine Berater eine "katastrophal schlechte Stimmung" im Verein produzierte, wie Hoeneß erst kürzlich im kicker kritisierte. Dazu kennt der ehemalige Finanzvorstand den Klub und seine Zahlen schon seit zehn Jahren. "Ich bin maximal der 'Neue Alte'", machte Dreesen bei seiner Vorstellung deutlich.
Selbiges gilt auch für Rummenigge und Hoeneß, die kurzfristigen Erfolg garantieren sollen. "Die Bayern müssen sich stabilisieren und dafür ist Rummenigge genau der Richtige. Seine Expertise ist immer gefragt. Dazu ist er auch gut vernetzt", erklärte Köhler und weiter. "Die Bayern sind gefragt, wieder näher an die Fans ranzukommen und die Kommunikation zu verbessern, Thomas Tuchel muss die Mannschaft in den Griff bekommen und Hoeneß wacht darüber."
Der Sky Reporter sieht dennoch ein Problem: "Der FC Bayern war ja immer ein sehr hierarchisch gegliederter Verein. Folglich gab es für Hoeneß und Rummenigge wenig Widerrede", holt Köhler aus und erläutert. "Das ist jetzt nicht so dieser Verein, bei dem offen diskutiert und jede Meinung umgesetzt wird, wenn sie vernünftig ist." Hier müsse eine Weiterentwicklung stattfinden.
Nichtsdestotrotz scheinen die Bayern nicht ohne ihre beiden Aushängeschilder der letzten Jahre zu können. "Ja, aktuell ist das so", betonte der Sky Reporter, wenngleich ihr erneutes Engagement natürlich keine Dauerlösung sei. "Erstmal muss man kurzfristig denken", sagte Köhler. Beide kennen den FC Bayern bestens, brauchen keine Einarbeitungszeit und haben immer ein kritisches Auge auf den Verein. Ist das die Lösung?
Irgendwann - wenn sich die Bayern wieder in ruhigeren Fahrwassern bewegen - müssen Hoeneß und Rummenigge allerdings loslassen und Platz für Neue schaffen.
Und genau an diesem Punkt geht das Problem wieder von vorne los…
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