FC Schalke 04: Nach Kramer-Aus: Fragen & Antworten zur Trainer-Suche bei S04
Ilzer oder doch Mister X - worauf kommt es bei Schalkes neuem Coach an?
21.10.2022 | 12:12 Uhr
Anders als zunächst erwartet, wird am kommenden Sonntag noch kein neuer Trainer auf der Schalker Bank Platz nehmen. Co-Trainer Matthias Kreutzer wird die Knappen interimsweise betreuen, weil S04 noch keinen neuen Trainer präsentieren kann. Fragen und Antworten zu einer verzwickten Lage.
Nach dem größtenteils desolaten Abschneiden des FC Schalke 04 in der aktuellen Saison zog man in Gelsenkirchen am Mittwochvormittag die Reißleine: Frank Kramer musste seinen Posten räumen. Einen Nachfolger gibt es aber noch nicht. Co-Trainer Matthias Kreutzer wird vorerst übernehmen und den Tabellenvorletzten in das Kellerduell bei Hertha BSC am kommenden Sonntag führen.
Die Trainersuche gestaltet sich als schwierig und der FC Schalke steckt wieder einmal in einer sportlichen Krise. Wie geht es nun weiter? Fragen und Antworten zur aktuellen Lage.
Woran ist Frank Kramer gescheitert?
Die Liste der Gründe, warum Frank Kramer nicht mehr Trainer der Schalker ist, ist lang. Teilweise liegt es an Kramer selbst, teilweise liegt es an den Möglichkeiten des FC Schalke und dem vorhandenen Spielermaterial.
Die Bilanz: Nur zwölf Pflichtspiele hielt es Kramer beim FC Schalke auf der Bank. Zwei Siege, drei Remis und sieben Niederlagen resultieren in Platz 17 in der Liga, in der man lediglich gegen den langen sieglosen Tabellenletzten aus Bochum gewinnen konnte, und dem Zweitrunden-Aus im DFB-Pokal. Das sportliche Abschneiden von Kramer und seiner Mannschaft gleicht auch für einen Aufsteiger, dessen Ziel in erster Linie der Klassenerhalt war und ist, einer Katastrophe.
Nie der Favorit und fehlender Fan-Rückhalt: Kramer war nie die absolute Wunschlösung der Schalker Verantwortlichen und vor allem auch nicht die der Fans. Er passte aber ins Budget und verzichtete darauf, ein eigenes Trainerteam mitzubringen, was den Knappen bei beschränkten Möglichkeiten entgegenkam. Die Zweifel an seinen Fähigkeiten konnte Kramer zu keinem Zeitpunkt beheben.
Die Planlosigkeit: Kramer konnte aus der neu zusammengewürfelten Mannschaft, über deren Bundesligaqualität sich wahrlich streiten lässt, keine Einheit formen. Er schaffte es nicht, die Aufstiegseuphorie zu konservieren oder neue Anreize zu setzen. Das Schalker Spiel wirkte über weite Strecken der bisherigen Saison planlos. Defensive Stabilität konnte er der Mannschaft nicht vermitteln. Das ist auch dem geschuldet, dass der 50-Jährige zuletzt auf fragwürdige taktische Entscheidungen zurückgriff. Mittelfeldspieler Alex Kral musste zuletzt plötzlich als rechter Verteidiger in der Dreierkette aushelfen, Linksaußen Tobias Mohr wurde auf die Rechtsverteidigerposition beordert, um dann noch vor der Pause ausgewechselt zu werden. Die vielen Verletzten erschwerten die Aufgabe für Kramer.
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Was wird Kreutzer in kürzester Zeit ändern?
"Ich glaube nicht, dass Matthias Kreutzer viel verändern wird", erklärt Sky Reporter Dirk große Schlarmann. Er werde sich in erster Linie auf die Basics fokussieren, so der Schalke-Experte. Tiefgreifende Entscheidungen werden eher dem neuen Coach überlassen.
Denn auch Kreutzer wird der strauchelnden Mannschaft nicht innerhalb kürzester Zeit einen neuen Fußballstil injizieren können. Wahrscheinlich wird der Interimstrainer so weit wie möglich auf Experimente a la Mohr und Kral verzichten. Lange Bälle sind bei Kreutzer nicht zu erwarten, die Spielanlage könnte der beim letzten Heimspiel gegen Hoffenheim gleichen, als Schalke trotz der Niederlage zu gefallen wusste.
Wie ist der Stand bei der Trainersuche?
Schalke sucht nach Sky Informationen schon seit zwei Wochen nach einem möglichen Nachfolger für Kramer. Und eigentlich wollten die Knappen zeitig nach der Kramer-Entlassung einen Nachfolger präsentieren. Der Klub steht bei der Suche jedoch vor ähnlichen Problemen wie bereits in der Sommerpause. Die sportlichen Aussichten sind dürftig, das Konto ist klamm. Das grenzt die Suche nach einem neuen Coach deutlich ein.
Nahezu auszuschließen ist die Verpflichtung eines klassischen Feuerwehrmannes oder die Verpflichtung von Bochums Ex-Trainer Thomas Reis. Absagen gab es beispielsweise von Florian Kohfeldt und Bruno Labbaddia. Auch Knappen-Ikone Mike Büskens will die Aufgabe aktuell kein weiteres Mal übernehmen.
Schalke hat aber schon einen neuen Favoriten. Dabei soll es sich laut Bild um Christian Ilzer von Sturm Graz handeln. Nach Sky Informationen hat Schalke tatsächlich beim Österreicher angefragt. Ilzer war schon im Sommer bei den Königsblauen auf der Wunschliste. Ob es kurzfristig zu einer Verpflichtung kommt, ist offen. Ilzer fühlt sich in Graz wohl und will den Klub wohl vor dem Winter nicht verlassen. Schalke müsste sich außerdem gegen andere Klubs durchsetzen. Schröder und Co. haben daher noch eine weitere Alternative im Blick.
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Welche Eigenschaften braucht der neue Trainer?
Menschenfänger, Motivator und am besten günstig. Das sind Kernelemente, die der Kramer-Nachfolger mitbringen muss. Laut Sky Reporter Dirk große Schlarmann braucht der neue Trainer nämlich eines: die Fähigkeit zu überzeugen. "Der neue Trainer muss einer sein, der sofort funktioniert, der die Mannschaft sofort zum Brennen bringt, der die Mannschaft dazu bringt, dass sie eine Einheit wird. Das hat Kramer nie geschafft." Zudem müsse der neue Coach das Team dazu bringen, über sich hinauszuwachsen. "Fehlende Qualität muss die Mannschaft mit den Fans im Rücken durch Einsatz wettmachen."
Welche Hebel kann der neue Trainer kurzfristig umlegen und welche nicht?
Um kurzfristig Effekte zu erzielen, könnte der neue Mister X neben den gefragten Motivationskünsten drastische Zeichen setzen. So wäre beispielsweise ein Wechsel auf der Torhüterposition eine denkbare Option. Alexander Schwolow konnte seit seinem Wechsel zu den Knappen nicht die erhoffte Stabilität bringen. Ralf Fährmann wäre möglicherweise allein schon emotional ein anderes Kaliber.
Zudem ist es die Aufgabe des neuen Coachs, die bisher eher selten berücksichtigten Spieler wieder ins Boot zu holen und ihnen neue Chancen zu geben. Versteckte Potenziale gilt es zu wecken und damit auch neues Selbstvertrauen zu schaffen. Ein Beispiel ist Neuzugang Florent Mollet, der in der aktuellen Saison noch nicht richtig zum Zuge kam, zuletzt aber einer der Lichtblicke im Schalker Team war.
Eine schwierige Aufgabe wird sein, die wackelige und durch Verletzungen ausgedünnte Defensive zu stabilisieren. Vier Verteidiger fehlen aktuell verletzungsbedingt. Nur Maya Yoshida ist noch übrig, konnte den Erwartungen eines Abwehrchefs auch aufgrund seines fehlenden Tempos bisher nicht einmal ansatzweise gerecht werden. Kann Mister X hier kurzfristig eine Lösung finden, wäre der FC Schalke, der aktuell nach Bochum (27 Gegentore) mit 24 Gegentoren die zweitschwächste Abwehr der Liga stellt, schon ein ganzes Stück weiter. Das wird bei dem vorhandenen Spielermaterial jedoch eine Herkulesaufgabe.
Genauso schwierig wird es für den Kramer-Nachfolger, den anhaltenden Ausfall von Rodrigo Salazar aufzufangen. Der Kreativspieler fehlt Königsblau an allen Ecken und Enden in der Offensive.
Worauf kommt es in der Winterpause an?
Die Winterpause wird der Zeitpunkt sein, in der der neue Trainer dann die Zeit bekommt, der Mannschaft seinen Stil und seine Vorstellung vom Fußball zu lehren. Hier wird es dann darauf ankommen, in die Detailarbeit zu gehen und die Mannschaft für den Abstiegskampf in der Rückrunde sowohl physisch als auch spielerisch zu rüsten.
Die Winterpause ist aber auch die Zeit, in der die Verantwortlichen des Klubs den Rechenschieber nochmal eifrig bedienen müssen. Ohne personelle Verstärkungen ist in der Rückrunde für S04 nach derzeitigem Stand keine Verbesserung in Sicht. Sowohl die anfällige und lädierte Defensive als auch die lahme Offensive (nur zehn Tore) benötigen schnelle Hilfe.