Es zeichnete sich bereits seit Monaten ab, seit dem gestrigen Dienstag ist es offiziell. Schalke 04 steigt aus der Bundesliga ab. Ein Verein, der vor etwas mehr als zwei Jahren noch im Achtelfinale der Champions League stand, muss sich nun neu erfinden. Sky Sport zeigt, wie es bei den Knappen weitergeht.
"Tut noch mehr weh als erwartet. Scheiße!" - so kommentierte der FC Schalke 04 über seine Social-Media-Plattformen kurz nach der 0:1-Niederlage bei Arminia Bielefeld den vierten Abstieg der Vereinsgeschichte. Verein und Fans konnten sich aufgrund der katastrophalen Saison der Knappen zwar seit Monaten auf den Moment einstellen, aber als es offiziell wurde, fühlten sich wohl viele, die den Verein im Herzen tragen, wie Gerald Asamoah, der am Sky Mikro mit den Tränen rang.
Asamoah den Tränen nahe
"Mir gehts nicht gut und ich kann mir schon vorstellen, wie viele Schalker jetzt am Fernseher sind und weinen. Wir haben alle enttäuscht", erklärte die königsblaue Vereinslegende im Gespräch mit Sky Reporter - und gebürtigem Gelsenkirchener und Schalke-Fan - Uli Potofski.
Enttäuscht hat Schalke in dieser Saison tatsächlich auf ganzer Linie. Dass ein zwar nicht ausbalancierter Kader, der zudem auch von Verletzungspech verfolgt wurde, gerade einmal zwei - in Worten: zwei - von 30 Bundesligaspielen gewinnt, ist unerklärlich.
Vor allem, wenn man sich die durchaus vorhandene individuelle Qualität mit Namen wie Matija Nastasic, Salif Sane, Suat Serdar, Mark Uth oder Amine Harit - um nur einige zu nennen - ansieht. Asamoah wird daher deutlich: "Jeder in dieser Mannschaft muss sich hinterfragen und wenn einer sagt, er hat alles dafür gegeben, dann weiß ich nicht, was ich mit der Person machen würde."
Fans attackieren Mannschaft nach Ankunft
500 bis 600 Fans hatten leider ganz klare Vorstellungen, wie mit den Profis umzugehen ist und attackierte das Team nach der Rückkehr an der VELTINS Arena. Der Verein verurteilte den Vorfall zu Recht aufs Schärfste, zumal die Spieler keinesfalls alleine schuld sind an dieser beispiellosen Bankrotterklärung, die die aktuelle Spielzeit darstellt.
Ex-Sportvorstand Jochen Schneider, der in seiner Amtszeit kapitalen Fehler an kapitalen Fehler reihte, ist der Abstieg genauso zuschreiben wie seinen Vorgängern Christian Heidel und sogar auch Horst Heldt, die für die finanzielle Schieflage mitverantwortlich sind. Auch der langjährige Finanzboss Peter Peters trägt eine Mitschuld und natürlich ist auch der lange Zeit untätige Aufsichtsrat - sowohl unter als auch nach Clemens Tönnies - zu nennen, wenn es um die Schuldigen geht. Speziell in der Causa Ralf Rangnick gab das Kontrollgremium ein miserables Bild ab.
Doch all das ist nun egal. Der Abstieg ist besiegelt und Schalke muss nach vorne schauen, wenn der Klub nicht das gleiche Schicksal erleiden möchte wie viele andere Traditionsvereine. Unter anderem der 1. FC Kaiserslautern oder 1860 München haben gezeigt, wie schnell es auch noch eine Etage tiefer gehen kann. Auch dem HSV gelang die geplante schnelle Rückkehr ins Oberhaus in den ersten beiden Versuchen noch nicht und auch in dieser Saison könnte der Ex-Dino den Aufstieg verpassen.
Hat Grammozis noch eine Zukunft?
Schalke, mit über 160.000 Mitgliedern zweitgrößter Verein Deutschlands, will es besser machen, muss dabei aber vor allem aus eigenen Fehlern lernen. Bereits vor dieser Spielzeit machte S04 den großen Fehler, mit einem angeschlagenen Trainer in die Saison zu gehen. Damals hieß der Coach David Wagner, heute Dimitrios Grammozis, der natürlich für den Abstieg relativ wenig kann. Dennoch hat er auch einige blutleere Auftritte wie in Wolfsburg, Freiburg oder beim endgültigen K.o. auf der Alm mit zu verantworten.
Sollten weitere derartige Vorstellungen in den verbleibenden vier Auftritten folgen, ist ein Neuanfang auch auf der Trainerposition unausweichlich, auch wenn der neue Sportchef Peter Knäbel dem Übungsleiter eine Jobgarantie ausgesprochen hat.
Die Mannschaft wird ohnehin ein völlig neues Gesicht erhalten. Nach Sky Informationen haben beispielsweise die bei den Fans umstrittenen Benjamin Stambouli und Bastian Oczipka keine Verträge für die 2. Bundesliga. Auch bei vielen anderen vermeintlichen Stars ist das der Fall. Und selbst Spieler mit gültigem Arbeitspapier dürften Schalke größtenteils verlassen, um Ablösen zu generieren und auch Gehaltskosten einzusparen.
Zum Durchklicken: Der FC Schalke 04 im Kader-Check für Liga zwei
Das Ziel wird es sein, um junge Spieler wie Malick Thiaw, Timo Becker, Can Bozdogan, Mehmet Aydin, Kerim Calhanoglu oder Matthew Hoppe eine schlagfertige Mannschaft aufzubauen, die sich wieder mehr mit dem Verein und den Werten identifiziert. Dies tut der erste offizielle Neuzugang zu 100 Prozent: Für Mainz-Kapitän Danny Latza ist die Rückkehr nach Schalke als gebürtiger Gelsenkirchener eine Herzensangelegenheit. Gleiches gilt bei Klaas-Jan Huntelaar, falls der Angreifer noch eine Saison dranhängt. Aktuell laufen die Gespräche.
Klar ist aber auch, dass Schalke um das bestehende Gerüst, zu dem auch Torwart-Rückkehrer Markus Schubert gezählt werden kann, auch etablierte Spieler braucht, die den Unterschied ausmachen und sich in der 2. Bundesliga behaupten können, wenn Schalke wieder in die Bundesliga zurück will.
Mentalität, Charakter und Qualität sind gefragt
"Du musst dich mit dieser zweiten Liga anfreunden und dafür brauchst du natürlich auch gestandene Spieler. Für Peter Knäbel gilt es nun die Spieler herauszufiltern, die die nötige Mentalität und Charakter, aber auch die fußballerische Qualität haben, die zweite Liga anzunehmen, denn das ist kein Honigschlecken", erklärt Ex-Manager Andreas Müller exklusiv bei Sky Sport News.
Und weiter: "Du brauchst Spieler, die dementsprechend auftreten und agieren, denn Schalke wird - egal wie die Mannschaft aussieht - immer als Favorit anreisen und jeder will Schalke ein Bein stellen".
Schalke will um Aufstieg mitspielen
Der 58-Jährige geht von einem "sehr sehr harten Weg" aus, aber zumindest das nötige Geld scheint trotz der finanziellen Probleme vorhanden zu sein. "Wir können einen Etat darstellen, der es uns ermöglicht, um den Aufstieg mitzuspielen", sagte Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers vor wenigen Wochen noch und erklärte im Interview mit Sky Sport zudem, dass Existenzängste unbegründet sind.
Einfach wird es für Knäbel dennoch nicht, zumal nach der Mitgliederversammlung im Sommer auch der Aufsichtsrat wieder völlig anders zusammengestellt sein dürfte. Der 54-Jährige muss also schnell die richtigen Schlüsse aus dieser historisch verkorksten Saison ziehen. Gelingt dies nicht, dürfte Schalkes Social-Media-Abteilung auch nach der Saison 2021/22 wieder verlauten lassen: "Tut noch mehr weh als erwartet. Scheiße!"