Frankreich gegen Deutschland: Lehren aus dem Spiel
Nach dem 1:2 des DFB-Teams beim Weltmeister
17.10.2018 | 18:51 Uhr
Nach dem 1:2 in Frankreich droht in der UEFA Nations League zwar der Abstieg. Doch es gab einige positive Aspekte. Bundestrainer Joachim Löw scheint auf dem richtigen Weg.
Trotz der Niederlage macht das Spiel beim amtierenden Weltmeister auch Hoffnung auf eine erfolgreichere Zukunft der DFB-Elf. Sky Sport sagt, was gut lief und was noch fehlt.
POSITIV:
Löw hat reagiert
Bundestrainer Joachim Löw hat nach der bitteren Pleite in den Niederlanden reagiert. Wenn auch vielleicht eher notgedrungen. In der Startelf gegen Frankreich fanden sich fünf neue Spieler. Niklas Süle, Thilo Kehrer, Nico Schulz, Leroy Sane und Serge Gnabry sorgten für frischen Wind und haben gezeigt, dass Löw bei seinem Neustart auch in Zukunft auf die jungen Wilden setzen sollte.
Frischer Wind in der Offensive
Sane, Gnabry und Werner haben sich Chancen erspielt, gut harmoniert und immer wieder die Positionen in der Offensive getauscht. In der Abwehr standen Kehrer, Schulz und Süle in der ersten Halbzeit sicher und haben die französischen Weltstars gut in Schach gehalten. Lob gibt es auch von Lothar Matthäus für die Jungen. "Disziplin in der Defensive, spielerische Kreativität im Mittelfeld, Geschwindigkeit in der Offensive. Mit schnellen, ehrgeizigen, jungen Spielern. Spieler mit Herz, die alles für ihr Land geben wollen", so der Sky Experte.
Diese Spieler müssen mit Blick Richtung EM 2020 und WM 2022 Erfahrungen sammeln. Es müssen ihnen aber von allen Seiten Fehler verziehen und Selbstvertrauen gegeben werden.
Leidenschaft und Teamgeist
Die gesamte Mannschaft zeigte, dass die Einstellung gestimmt hat und mit viel Herz gespielt wurde. Mit Leidenschaft und als Einheit kann man Defizite wettmachen. "Es hat Spaß gemacht, zuzuschauen. Gerade in der ersten Halbzeit", so Matthäus.
Kimmich als Führungsspieler
Allerdings braucht eine junge Mannschaft auch Führungsspieler, an den sie sich orientieren kann. Zu einem solchen scheint sich jetzt endlich Joshua Kimmich zu entwickeln. Gegen Frankreich zeigt er neben Toni Kroos eine starke Präsenz im Mittelfeld und tritt aus dem Schatten der anderen WM-Fahrer heraus.
Die Änderungen und der engagierte Auftritt gegen Frankreich haben auch den Bundestrainer etwas aus der Schusslinie genommen und ihm etwas Luft gegeben. "Die Niederlage tut weh, weil sie überflüssig war. Aber sie hat gezeigt, dass man an Löw nicht zweifeln muss. Er hat seine Qualitäten", gibt Sky Experte Lothar Matthäus dem Bundestrainer Rückendeckung.
NEGATIV:
Chancenverwertung bleibt Problem
Das größte Problem liegt in der Offensive. Ein ganz dickes Minus steht bei der Chancenverwertung. Aus den erarbeiteten Möglichkeiten wurden keine Tore gemacht, Konter teils nicht konzentriert ausgespielt. Der letzte Pass kam nicht genau genug oder zu spät. Gerade in der zweiten Hälfte waren die Zuspiele in der nur noch seltenen Vorwärtsbewegung zu ungenau. Elf Treffer in den vergangenen 13 Länderspielen zeigen das größte deutsche Problem auf: Es fehlt ein Torjäger.
Führungsachse weiter außer Form
Die Achse der Leistungsträger ist immer noch im Formtief. Toni Kroos ist noch nicht wieder der souveräne Chef im Mittelfeld, Mats Hummels leistet sich zu viele Fehler und Manuel Neuer spielte in seinen letzten sechs Länderspielen nur einmal zu Null. Thomas Müller befindet sich in einem anhaltenden Tief und saß gegen Frankreich zu Recht 88 Minuten auf der Bank.
Kein Plan B in Hälfte zwei
In der zweiten Halbzeit zahlte die Mannschaft gegen den Weltmeister Lehrgeld und gab das Spiel aus der Hand. Nach dem Rückstand ließ man dann, wie auch schon gegen die Niederlande, ein Aufbäumen vermissen. Löw konnte dem Spiel keinen Impuls zur Wende geben.
FAZIT: Löw muss Umbruch fortsetzen
Man sollte sich die Niederlage gegen Frankreich jetzt nicht schön reden, allerdings ist auch nicht alles so schlecht, wie es nach dem 0:3 in den Niederlanden gemacht wurde.
Der Bundestrainer muss an diesem Umbruch aus dem Frankreich-Spiel festhalten und ihn fortsetzen, er darf nicht in seinen alten Trott zurückfallen. Das angekündigte "Aufarbeiten" nach der Weltmeisterschaft lies Löw bisher vermissen. Die Kritiker fragen zu recht, warum er erst so spät damit beginnt. Er muss jetzt auf die junge Generation um Sane, Süle und Gnabry setzen und auch weiter neuen frischen Spielern die Chance in der Nationalmannschaft geben.
Reinhard Grindel sieht den ersten Schritt gemacht: "Ich finde, dass wir ein Stück Umbruch gesehen haben, der Mut macht für die Zukunft", so der DFB-Präsident: "Was diese junge Mannschaft heute gezeigt hat, darauf lässt sich aufbauen. Man kann mit Zuversicht auf die nächsten Wochen schauen."