Kann Nagelsmann den Rekordmeister erneut ärgern?
07.09.2017 | 17:34 Uhr
Mit sechs Zählern aus zwei Spielen ist der FC Bayern perfekt in die Saison gestartet. Jedoch lief noch einiges nicht nach Plan. Mit dem Gastspiel in Sinsheim (Sa. ab 17:30 Uhr live und exklusiv auf Sky) wartet nun eine nicht zu unterschätzende Aufgabe auf die Münchner. Gründe, warum der FC Bayern beim Team von Julian Nagelsmann stolpern kann.
Zwei Spiele, zwei Siege, 5:1 Tore. Blickt man rein auf die Ausbeute des Bundesligaauftakts, ist dem FC Bayern wenig vorzuwerfen. Dennoch lösten die ersten beiden Partien der neuen Saison nicht gerade Jubelstürme aus.
Beim 3:1-Auftaktsieg über Leverkusen waren es drei Standards, die zu den Bayern-Toren führten. In der Defensive hatte der Rekordmeister ein ums andere Mal Glück, dass sich die Werkself nicht für eine couragierte Leistung belohnte.
Gegen Bremen präsentierten sich die Münchner defensiv verbessert und ließen kaum Torchancen zu. Offensiv tat sich das Team von Carlo Ancelotti aber auch bei Werder schwer, erst zwei späte Lewandowski-Tore sorgten für den Sieg.
Die ersten Saisonspiele zeigen: Der FC Bayern hat noch viel Luft nach oben. Unschlagbar ist der Rekordmeister in der aktuellen Form mit Sicherheit nicht. Hoffenheim hat trotz Champions-League-Aus angedeutet, dass es auch in dieser Saison eine gute Rolle spielen kann, holte trotz des ungewohnten Drei-Tage-Rhythmus vier Punkte.
Jahrelang war die TSG einer der absoluten Lieblingsgegner der Münchner. Doch dann kam Julian Nagelsmann. Unter dem jungen Trainer gelang den Kraichgauern im 18. Aufeinandertreffen der erste Sieg über den FC Bayern. Beim 1:0-Erfolg Anfang April bestrafte Andrej Kramaric nachlässige Münchner.
Die Balance aus sicherer Defensive und schnellen Gegenangriffen schmeckte dem Ancelotti-Team nicht wirklich. Weil Hoffenheim auch im Hinspiel mit einem 1:1 gepunktet hatte, holte 1899 in der vergangenen Saison gegen den Meister die meisten Zähler aller Klubs.
Überhaupt ist Julian Nagelsmann ein wahrer Bayern-Experte: Als A-Jugendtrainer traf der gebürtige Bayer mit Hoffenheim fünf Mal auf die Münchner, ging dabei vier Mal als Gewinner vom Platz und holte ein Remis. Fünf Siege, zwei Unentschieden, keine Niederlage - eine viel bessere Bilanz dürfte gegen den FC Bayern nur schwer zu finden sein.
Seit 18 Spielen ist die TSG 1899 Hoffenheim in der heimischen Wirsol Rhein-Neckar-Arena ungeschlagen. 282 Minuten ist das Team um Oliver Baumann zu Hause zudem ohne Gegentreffer.
Kein Wunder also, dass sich die Hoffenheimer Nummer eins auch vor dem Duell mit dem Rekordmeister selbstbewusst zeigt: "Letztlich gehen wir dieses Spiel ebenso an wie das gegen jedes andere Team: wir wollen gewinnen. Dass das gegen die Bayern einen Tick schwieriger ist als gegen andere Mannschaften, ist jedem klar. Wir haben aber in der vergangenen Saison gezeigt, dass wir auch die Bayern schlagen können", wird der Schlussmann auf der Vereinswebsite zitiert.
Der FC Bayern konnte in Hoffenheim erst einmal mit mehr als einem Tor Differenz gewinnen (2:0 am April 2015). Zudem kurios: Die Bayern kassierten in Sinsheim schon zwei Gegentreffer in der ersten Spielminute (August 2015 und September 2010). Beide Male gewann der FC Bayern aber noch mit 2:1.
Zugegeben, der FC Bayern hatte in den letzten Jahren schon schlimmere Verletzungsmiseren. Dennoch wiegt der Ausfall von David Alaba schwer. Der Österreicher war als Linksverteidiger gesetzt, wegen einer Sprunggelenksverletzung fehlt er den Münchnern vorerst. Auch Juan Bernat fällt nach seinem Syndesmosebandriss noch wochenlang aus.
Ins Mannschaftstraining zurückgekehrt ist hingegen Jerome Boateng. Der Weltmeister trainierte in dieser Woche erstmals nach dreieinhalb Monaten wieder. Ob ein Einsatz schon gegen Hoffenheim möglich ist, ist noch unklar. Besser sieht es aus bei Sebastian Rudy. Der Neuzugang kam zwar angeschlagen von der Nationalmannschaft zurück, wird aber voraussichtlich rechtzeitig fit für das Aufeinandertreffen mit den alten Kollegen.
Wieder genesen ist James Rodriguez: Der Kolumbianer kehrte für sein Heimatland nach fünfwöchiger Verletzungspause gegen Brasilien auf den Platz zurück. Fraglich jedoch, ob Ancelotti ihn prompt von Beginn an bringt. Der Neuzugang bestritt für die Bayern noch kein Pflichtspiel.
Neben James waren insgesamt zwölf Bayern-Spieler auf Länderspielreise und kehrten erst in diesen Tagen zurück nach München. Carlo Ancelotti hatte also nur einen Bruchteil seines Kaders zur Topspiel-Vorbereitung zur Verfügung, für den erfahrenen Italiener jedoch keine ungewohnte Situation. Interessant wird es sein zu sehen, wie sich die Diskussion um Thomas Müller entwickelt. Der Stürmer hatte zuletzt viel Unterstützung erfahren.
Auch aus den Hoffenheimer Reihen waren 13 Spieler für ihr Heimatland im Einsatz. Anders als beim FC Bayern handelt es sich bei den Hoffenheimer Nationalspielern aber nicht ausschließlich um Stammspieler. Das Gros der Startformation stand Julian Nagelsmann auch während der Länderspielpause zur Verfügung.
Doch auch die TSG bangt vor dem Topspiel um wichtige Spieler: Bayern-Leihgabe Serge Gnabry fällt aufgrund einer Sprunggelenksverletzung ebenso aus wie Stürmer Adam Szalai, der angeschlagen von der Nationalmannschaft zurück kam. Hinter dem Einsatz der Defensivstützen Kevin Vogt und Benjamin Hübner steht noch ein Fragezeichen.