Ungewöhnliche Karriere! Deutscher EM-Finalheld plötzlich MVP-Kandidat
19.11.2021 | 09:41 Uhr
Hany Mukhtar ist einer von fünf MVP-Kandidaten der MLS. Seine Saison verläuft beeindruckend. Allerdings waren seine Leistungen nicht immer so stark. In Deutschland begann seine Karriere - wirklich gut verlief sie aber damals nicht.
Am Montag gab die MLS die MVP-Kandidaten der Saison bekannt, darunter auch ein deutscher Spieler - Hany Mukhtar. Seine Leistungen sind beeindruckend. Die Bilanz: 31 Spiele, 16 Tore, 10 Vorlagen - 26 Torbeteiligungen können sich durchaus sehen lassen. Es läuft bei ihm.
Für den Nashville SC ist er ohnehin praktisch unverzichtbar. Seine Scorerpunkte führten dazu, dass man sich auf Platz drei der Eastern Conference wiederfindet. Damit hat man es in die Endrunden-Playoffs geschafft. Kann der 26-Jährige vielleicht sogar sein persönliches Double aus MVP- und MLS-Titel holen?
Erste Erfahrungen mit Trophäen machte Mukhtar schon in seiner Jugend. 2012 wurde er mit Hertha BSC deutscher U17-Meister. Mit 16 Toren und 18 Vorlagen in 24 Spielen steuerte er maßgeblich zu diesem Triumph bei. Belohnt wurde das vielversprechende Talent mit der Berufung in den Profikader der Hauptstädter ab der Saison 2012/2013.
Bei den Berliner Profis sollte es für den offensiven Mittelfeldspieler aber nicht so erfolgreich werden. Zwar feierte er am Ende den Meistertitel in der 2. Bundesliga und damit den Aufstieg in die Bundesliga, allerdings kam er in sieben Einsätzen nur auf 112 Spielminuten. Außerdem gelang ihm in dieser Zeit keine einzige Torbeteiligung. Auch in der Bundesliga sollte es für Mukhtar nicht besser laufen. Drei Mal mehr als in der vorherigen Spielzeit wurde er zwar eingesetzt, ein Treffer oder eine Vorlage konnte er aber weiter nicht verbuchen.
In dieser Zeit spielte er parallel auch in der Regionalliga für die Hertha. In insgesamt 15 Partien netzte er immerhin fünf Mal und gab vier Assists. Seine Leistungen reichten dennoch aus, um bei der U19-Europameisterschaft für Deutschland aufzulaufen. Das sollte sich auszahlen, denn: Im Finale traf Mukhtar zum entscheidenden 1:0. Auch mit dabei waren die heutigen Bundesliga-Stars Joshua Kimmich und Julian Brandt.
Doch trotz des Triumphs mit den DFB-Junioren stockte seine Karriere. In Berlin kam er in nur noch im Regionalliga-Team zum Einsatz. 2014 steuerte er in sechs Spielen nur zwei Tore, aber immerhin starke acht Vorlagen bei. Diese zehn Scorerpunkte veranlassten dann zum Jahresbeginn 2015 Benfica Lissabon zu einem Transfer. Mukhtar sollte vorerst nicht mehr zu einem deutschen Verein zurückkehren.
Lange hielt es ihn aber auch nicht bei den Portugiesen. Der Neustart klappte überhaupt nicht, nur ein Mal spielte er in der ersten Mannschaft. Für Benficas zweite Garde netzte er immerhin bei seinem Debüt. Weitere Spiele? Fehlanzeige. Aber: Einen weiteren Titel konnte er trotzdem abstauben, denn die Hauptstädter wurden am Ende der Saison Meister.
Im Sommer 2015 wurde er dann für eine Spielzeit an RB Salzburg verliehen. Hier kam er zum ersten Mal seit 2013 auf wenigstens 13 Ligaspiele. Aber auch hier überzeugte er nicht. Mit nur einem Tor und zwei Vorlagen machte er keine Eigenwerbung. Nach der Saison wurde er erneut verliehen. Dieses Mal an Bröndby IF nach Dänemark.
Und in Dänemark klappte es endlich. In seinem ersten Jahr überzeugte er in 38 Spielen mit insgesamt 19 Scorer-Punkten. Unter Ex-Leipzig-Trainer Alexander Zorniger entwickelte sich der damals 21-Jährige prächtig. 2017 wechselte er dann für 1,5 Millionen Euro fest zu Bröndby. Bis Anfang 2020 lief er in allen dänischen Wettbewerben für IF auf. Mit 28 Toren und 36 aufgelegten Treffern hat er in insgesamt 134 Pflichtspielen eine ordentliche Quote hingelegt.
Vor allem Zorniger sei für ihn und seine Entwicklung wichtig gewesen. Im Interview mit dem kicker sagte er über die Zusammenarbeit: "[...] ich habe von Anfang an gespürt, dass er mir vertraut und dass ich in Bröndby eine große Nummer werden kann. Es hat ihm geholfen, es hat mir geholfen - und wir hatten eine sehr erfolgreiche Zeit. Die ersten zwei Jahre waren phänomenal."
Vor allem der dänische Pokal 2018 und die Wahl zum Spieler des Jahres zur gleichen Zeit werden ihm im Gedächtnis geblieben sein. 2019 entschied sich Mukhtar dann für einen Wechsel in die MLS. 2,7 Millionen Euro Ablöse kostete er die junge MLS-Franchise Nashville, blieb aber bis Ende des Jahres noch per Leihe in Dänemark.
Gleich in seiner ersten Saison in den USA konnte er an seine starke Performance im Bröndby-Trikot anknüpfen. In 18 Pflichtspielen erzielte er fünf Tore und verbuchte drei Vorlagen. 2021 wurde dann sein Jahr. Vorbei sind die Zeiten, in denen man dachte, dass der Ex-Herthaner sein Talent verschwendet. Mit 26 Jahren befindet sich er im besten Fußballer-Alter, vielleicht prägt er ja eine Ära in Nashville.
Sollte er tatsächlich MVP werden und damit zum wertvollsten Spieler der MLS gekürt werden, wäre ein Grundstein dafür schon mal gelegt. Dafür muss er sich jetzt nur noch gegen noch Valentín Castellanos (New York City FC), Carles Gil (New England Revolution), Joao Paulo (Seattle Sounders FC) und Daniel Salloi (Sporting Kansas City) durchsetzen.
Auch wenn momentan viel Wirbel um ihn gemacht wird, für den gebürtigen Berliner ist nur eines entscheidend: "Wenn ich es werde, ist es auf jeden Fall eine Ehre. Aber es ist wichtiger, wie weit wir kommen in den Playoffs."