Unruhige Zeiten rund um den Borussia-Park: Der Wirbel um den Wechsel von Marco Rose zu Borussia Dortmund löst bei den Verantwortlichen große Emotionen aus. Max Eberl zeigt sich bestürzt über die Vehemenz der Fan-Reaktionen und ruft zum Zusammenhalt auf.
Die Gladbacher Fan-Seele kocht. Die am Montag erfolgte Verkündung des Wechsels von Marco Rose zu Borussia Dortmund zum Saisonende hat die Anhänger in Aufruhr versetzt. Die Enttäuschung über den Abgang zur anderen Borussia des in den vergangenen anderthalb Jahren so erfolgreichen Trainers ist riesig - und muss verarbeitet werden.
Das gestaltet sich kompliziert in Zeiten der Corona-Pandemie. Als Ventil dienen die Social-Media-Kanäle und Banner. Ein Protest-Plakat wurde am Mittwochmorgen am Stadion aufgehängt. Die Botschaft war unmissverständlich: "Kein Söldner steht über dem Verein - sofort raus mit dem charakterlosen Schwein", war darauf zu lesen.
Eberl "noch nie so angefasst erlebt"
Reaktionen dieser Art sind der Grund für den außergewöhnlich emotionalen Auftritt von Max Eberl bei der Pressekonferenz. "Ich kenne ihn nun schon seit 1999, aber so angefasst habe ich ihn noch nie erlebt", ordnet Sky Reporter Marco Wiefel das Geschehene ein.
Eberl ist das Gesicht des Vereins. Das hat er mit seinem denkwürdigen Auftritt abermals unterstrichen. Natürlich könne er die Enttäuschung der Fans und die erhitzte Gemütslage nachvollziehen, allerdings nur bis zu einem gewissen Grad. Wenn es ins Persönliche geht, ist für ihn eine Grenze erreicht.
"Wir treffen keine Entscheidungen für die Fans, wir treffen Entscheidungen für den Klub. Dieser Klub ist anders. Er vertraut den Menschen, die er eingestellt hat", zeigte er sich empört über die Reaktionen der Anhänger und verteidigte seinen Noch-Trainer: "Marco hat eine Entscheidung gefällt, die vertraglich vereinbart war. Er hat überhaupt nichts falsch gemacht. Seine Entscheidung ist völlig legitim."
Eberl verteidigt Roses Ausstiegsklausel
Er rief dazu auf, den spürbaren Ärger daher nicht an Rose, sondern an ihm auszulassen, denn er sei verantwortlich für den Vertrag mit der Ausstiegsklausel. "Ohne diese hätten wir ihn aber gar nicht bekommen", stellte er klar. Und damit vielleicht auch keinen vierten Platz oder grandiose Champions-League-Abende wie gegen Inter Mailand oder Real Madrid. "Diese Entscheidung habe ich damals für den Klub getroffen."
Und genau der steht für Eberl im Mittelpunkt. "Jede Entscheidung treffen wir ausschließlich für den Verein. Die handelnden Personen sind vergänglich, der Klub ist es nicht. Dementsprechend handeln wir."
Er erinnerte daran, dass dieses Leitmotiv Gladbach in den vergangenen Jahren zu großen Erfolgen geführt hat. Daher appellierte er an die Fans, jetzt trotz aller Wut und "Trauer" zu dem Team zu stehen und "nichts zu bedrohen, was wir hier aufgebaut haben".
Ein flammendes Plädoyer zur Einigkeit, um die eigenen Saisonziele nicht zu gefährden. Vor allem aber zum Wohle des Vereins.
