WM-Held von 2014 in schwieriger Lage
13.09.2018 | 20:30 Uhr
Am Freitag empfängt der BVB zum Auftakt des 3. Spieltags Eintracht Frankfurt mit dem Ziel, sich vorübergehend auf Platz eins festzusetzen. Ob Mario Götze dabei mithelfen wird, ist aus sportlichen Gründen eher unwahrscheinlich.
"Wir müssen die Wahrheit sagen. Mario kann zentral spielen, er kann 4-3-3. Er kann dieses System, aber es gibt enorm viele Spieler im Mittelfeld. Er kann auch auf der Neuneinhalb spielen, aber da haben wir Kagawa und Reus", äußerte sich BVB-Trainer Lucien Favre auf der Pressekonferenz vor dem Aufeinandertreffen mit Eintracht Frankfurt (Freitag, ab 19:30 Uhr im Liveblog auf skysport.de).
Die Aussage des Schweizers verdeutlicht, in welch schwieriger Lage sich Götze aktuell befindet. Der WM-Held von 2014, der sich mit seinem goldenen Tor im Finale gegen Argentinien in Rio de Janeiro in die Geschichtsbücher eintrug, läuft den Erwartungen hinterher - und das schon seit Jahren.
Bereits in seiner Zeit beim FC Bayern München, wo Götze zwischen 2013 und 2016 kickte, kristallisierte sich immer mehr heraus, dass der gebürtige Memminger dem durch das goldene WM-Tor entstandenen Druck nicht Stand halten kann - auch wegen zahlreicher Verletzungen.
Zwar absolvierte er beim FC Bayern unter Pep Guardiola in den drei Jahren 114 Pflichtspiele, doch seine Statistiken lasen sich von Saison zu Saison schlechter. Im ersten Jahr kam Götze in der Bundesliga noch auf 19 Scorerpunkte, 2015/16 lag dieser Wert nur noch bei sieben.
Götze merkte wohl, dass eine Veränderung nötig ist, um wieder zu alter Stärke zurückzufinden und entschied sich für eine Rückkehr zu Borussia Dortmund - seinem alten Verein, bei dem er unter Trainer Jürgen Klopp zum Profi avancierte und stets das Vertrauen bekommen hat.
Doch als Götze 2016 wieder zu den Schwarz-Gelben wechselte, war sein alter Förderer Klopp schon längst nicht mehr da. Thomas Tuchel dirigierte mittlerweile an der Seitenlinie, von der auch zumeist Götze die Spiele des BVB verfolgte. Unter Tuchel kam der Mittelfeldspieler lediglich auf 16 Einsätze - auch wegen seiner Stoffwechselerkrankung. Doch auch vor dieser zählte Götze nicht zum Stammpersonal, wurde immer wieder als Joker eingesetzt oder war komplett außen vor.
Ähnlich verhielt es sich bei Peter Stöger und Peter Bosz, den Nachfolgern von Tuchel. Besonders Stöger geizte in seiner Zeit beim BVB nicht mit Kritik am Mittelfeldspieler. Exemplarisch dafür dienen die harten Worte des Österreichers nach dem Europa-League-Aus der Borussia gegen RB Salzburg.
"Mit Mario waren wir überhaupt nicht einverstanden, von dem, was wir uns erwarten. Spielerische Linie, Positionen anspielen, Bälle in die Tiefe spielen, Laufwege hinter die Kette machen, das ist ja tatsächlich überhaupt nicht passiert", lederte Stöger.
Und weiter: "Wenn gar nicht das umgesetzt wird, was wir machen wollten, müssen wir versuchen, anderen Jungs eine Möglichkeit zu geben."
Genau diese erhalten auch unter Lucien Favre den Vorzug vor Götze. Nachdem der 26-Jährige vorrangig auf der Sechser-Position eine starke Vorbereitung spielte und er als einer der Gewinner bei Dortmund gesehen wurde, kehrte zum Bundesligstart der Bank-Alltag für Götze ein. Sowohl beim Auftaktsieg gegen RB Leipzig (4:1) als auch beim 0:0 gegen Hannover 96 schmorte Götze 90 Minuten an der Seitenlinie.
Auf der Sechs vertraut Favre eher den Neuzugängen Axel Witsel und Thomas Delaney, die zusammen mit Mahmoud Dahoud eine spiel- und gleichzeitig zweikampfstarke Mittelfeldachse bilden. Auch auf den Außen und auf der Neuneinhalb ist für Götze aktuell kein Platz. Marco Reus, Jadeon Sancho, Christian Pulisic, Shinji Kagawa und Co. haben dort die Nase vorne.
Götze befindet also erneut in der Sackgasse. Die einzige Hoffnung für ihn besteht wohl in den anstehenden englischen Wochen, in denen der BVB innerhalb kurzer Zeit zahlreiche Spiele in Bundesliga und Champions League absolviert.
"Wir brauchen in den kommenden Wochen alle Spieler", macht Favre klar. Ob damit auch Götze gemeint ist, bleibt abzuwarten. Bis dahin hängt der Offensivspieler weiter in der Warteschleife.