In Brasilien gefeiert, in Russland nicht dabei. Bundestrainer Joachim Löw hat für unseren WM-Helden keinen Platz. Eine bittere Nachricht, die zum Saisonbild des BVB-Stars und seines Klubs passt.
"Er hat unglaubliches Potenzial und ist ein Spieler, dem ich eigentlich auch vertraue", sagte Joachim Löw Mitte März über Mario Götze. Acht Wochen später ist das Vertrauen des Bundestrainers aufgebraucht. Der WM-Held von 2014 steht nicht im Kader für die Weltmeisterschaft in Russland (14. Juni bis 15. Juli).
Für die Mission Titelverteidigung hat Joachim Löw den formschwachen Götze knallhart aussortiert. "Es war nicht seine Saison. Er hat nicht seine Form gezeigt, die er bringen kann", begründete der 58-Jährige seine Entscheidung.
Götze erzielte das Goldene Tor im Maracana
Auch Sky Experte Lothar Matthäus zeigt Verständnis für die Nichtberücksichtigung des BVB-Stars: "Die Nichtnominierung ist korrekt. Joachim Löw soll nicht nach vergangenen Erfolgen seinen Kader zusammenstellen, sondern auf die Gegenwart blicken. Er hat die Leistung nicht gezeigt, um eine Nominierung zu rechtzufertigen."
2014 lagen dem Techniker alle deutschen Fußballfans zu Füßen, als Götze in der 113. Minute im ehrwürdigen Maracana den Siegtreffer gegen Argentinien erzielte. Die Vorlage zum Goldenen Treffer gab sein Dortmunder Teamkollege Andre Schürrle. Auch der 27-Jährige wurde für die Russland-Reise nicht berücksichtigt.
Der Verzicht auf beide Borussen passt ins Bild einer miserablen BVB-Saison und einer enttäuschenden Saison für Götze. Der achtmalige deutsche Meister zitterte sich im Saisonfinale auf einen Champions-League-Platz - anschließend verkündete Trainer Peter Stöger seinen Rücktritt.
Öffentliche Stöger-Kritik an Götze
Seinen sportlichen Tiefpunkt durchlebte Götze allerdings schon Wochen vorher, als der 25-Jährige nach dem Ausscheiden in der Europa League gegen Salzburg öffentliche Schelte vom Trainer bekam: "Mit Mario waren wir einfach nicht zufrieden. Ordentliches Passspiel, Bewegung auf gefährlichen Positionen und Tiefgang - da war gar nichts zu sehen", kritisierte Stöger den Mittelfeldspieler ungewöhnlich heftig.
Im entscheidenden Duell um die Königsklasse am letzten Spieltag bei 1899 Hoffenheim ließ ihn der Österreicher die kompletten 90 Minuten auf der Bank schmoren. Für die schwankenden Leistungen des Weltmeisters lieferte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke eine Ursache: "Mario hat möglicherweise das große Problem, mit der großen Außenwirkung klarzukommen. Das haben alle Spieler, die in jungen Jahren so viel Erfolg hatten."
Die Lorbeeren der Vergangenheit zählen nicht mehr - auch nicht für Mario Götze. Schon während der Europameisterschaft 2016 in Frankreich verlor der Offensivspieler seinen Stammplatz und war auch bei Löw fortan nur noch Ergänzungsspieler.
Reus einziger BVB-Akteur im WM-Kader
Anfang 2017 wurde bei Götze eine seltene Stoffwechselkrankheit diagnostiziert, die einen Ausfall von einem halben Jahr nach sich zog. Löw nominierte den fünfmaligen deutschen Meister seither nur zwei Mal. Seine Nichtnominierung kam somit nicht überraschend.
Außergewöhnliche Waffe Reus
Dafür setzt der Bundestrainer auf einen Dortmunder Teamkollegen Götzes: "Marco Reus hat eine besondere Gabe und ist eine außergewöhnliche Waffe. Er steht für außergewöhnliche Dinge", sagte Löw. Für den verletzungsgeplagten Reus wäre es die erste WM-Teilnahme. Der 28-Jährige repräsentiert als einziger BVB-Spieler den Verein. Vor vier Jahren standen noch vier Dortmunder Akteure im DFB-Aufgebot.
Die gleichen Impulse könnte auch ein Mario Götze wieder geben. Der einst als Jahrhundert-Talent gepriesene Offensivspieler ist in dieser Saison jedoch allen Fans und Joachim Löw viel schuldig geblieben.
Aber der Bundestrainer hofft weiter auf eine Trendwende beim Dribbelkünstler: "Ich hoffe, dass er nach der Sommerpause in Dortmund einen ganz anderen Beginn hat und wieder zurückkommt."
Dann wird er auch bald wieder eine Einladung von Joachim Löw bekommen.