Hamann kritisiert HSV und Holtby: "Tut so, als sei er der Held"

In seiner Kolumne "Hamanns Top 3" auf skysport.de bewertet der 59-malige Nationalspieler die Chancen des Hamburger SV auf den Klassenerhalt und die Äußerungen von Lewis Holtby, Jürgen Klopps Arbeit beim FC Liverpool und das Champions-League-Aus der Bayern gegen Real Madrid und

TOP1: King Klopp

Es ist schlichtweg überragend, was Jürgen Klopp mit seinem Team in dieser Champions-League-Saison geleistet hat. Auch wenn es gegen Rom nochmal eng wurde, sie haben es total verdient. Vor allem muss man natürlich das Dreigestirn im Sturm hervorheben. Europas Abwehrreihen haben mittlerweile so viel Respekt vor Salah, Mané und Firmino, dass sie sich extrem zurückziehen, sobald einer von dem Trio den Ball hat. Teilweise haben sie so viel Respekt, dass sie sich sofort bis zum Sechzehner zurückbewegen. Wahnsinn, wie gut die drei Stürmer in dieser Saison funktionieren. Klopp hat sie perfekt auf sein Spiel eingestellt und jeden um zwei Klassen besser gemacht. Besser, als sie bei ihrer Ankunft in Liverpool waren.

Und auch die anderen acht Spieler, die der deutsche Coach aufs Feld schickt, machen ihren Job fantastisch. Was der Ex-Dortmunder bei meinem Ex-Klub in dieser Saison abliefert, ist überragend. Van Dijk hat sie hinten nochmal sicherer gemacht und insgesamt ist das Kollektiv, Hand in Hand mit den drei Tor-Maschinen und Klopps Motivations-Künsten wunderbar.

Der einzige Wermutstropfen ist das Zerwürfnis zwischen Jürgen Klopp und seinem langjährigen Co-Trainer Zeljko Buvac. Der Zeitpunkt, kurz vor dem Champions-League-Finale ist sehr unglücklich. Als mein Liverpool-Trainer Gérard Houllier seinem Assistenten aus familiären Gründen ersetzen musste, ging es mit den Leistungen der Mannschaft bergab. Als Rafa Benitez und Ayestarrán auseinander gingen, wurde die Mannschaft auch sofort schlechter. Das ist eine ganz wichtige und sensible Position in einer Mannschaft. Der Verlust des Co-Trainers, der ja zu den Spielern auch ein enges Verhältnis pflegt, kann zum Verlust von zwei, drei Prozent an Leistung führen. Auf diesem Niveau entscheiden genau diese wenigen Prozentpunkte über den großen Triumph oder die bittere Niederlage.

TOP2: Nur Respekt für die Bayern

Ja, die Bayern scheitern zum fünften Mal in Folge in einer K.o.-Runde an einem spanischen Team. Dieses Mal jedoch gibt es nichts zu kritisieren. Ich wüsste nach diesen beiden Spielen und dem grandiosen Auftritt des FC Bayern im Estadio Santiago Bernabéu nicht, was ich den Bayern vorwerfen könnte.

Die Ausfälle waren wieder brutal. Robben, Boateng, Coman, Vidal und Neuer waren nicht dabei und trotzdem hat der FC Bayern großartig gespielt. Die Münchener haben alles richtig gemacht, bis auf das Weiterkommen. Der einzige Star, der die Erwartungen nicht erfüllt hat, war in beiden Spielen Robert Lewandowski. Ich hätte es ihnen vor dem Spiel nicht zugetraut, doch die Bayern haben sich den Respekt von uns allen redlich verdient.

Hamann: "Wo war Lewandowski? Nicht da!"

In seiner Kolumne "Hamanns Top 3" auf skysport.de bewertet der 59-malige Nationalspieler drei aktuelle Themen.

Wenn Real wirklich Geschichte schreiben will und etwas erreichen möchte, dass unerreicht bleiben könnte, nämlich dreimal in Folge die Champions League zu gewinnen, dann wird sie keiner aufhalten. Es liegt nur an ihrem Hunger auf diesen Pokal. Sie sind so abgezockt, dass ich nicht glaube, dass die Liverpooler das schaffen. Real ist so abgeklärt und eiskalt und selbstbewusst. Die Bayern können total stolz auf ihre Leistung gegen so einen Gegner sein. Jetzt freuen wir uns auf ein tolles Finale Real gegen Liverpool.

TOP3: HSV ohne Demut

Ich glaube immer noch, dass der HSV absteigt. Die Wahrscheinlichkeit spricht nach wie vor dafür. Selbst wenn Wolfsburg keinen Punkt mehr holt, muss Hamburg erstmal ein Spiel gewinnen. In Frankfurt und gegen Gladbach. Es gibt Einfacheres.

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Und wenn ich Holtby und Co. in den letzten Wochen höre oder Interviews von ihnen lese, fällt mir teilweise nichts mehr ein. Ein Gespür für die Realität ist da nicht jedermanns Sache. Bei Holtby hört sich das nach vier Toren so an, als stünde er kurz vor dem WM-Finale. Was ist mit den 25 Spielen, die komplett zum Vergessen waren? Was ist mit dem Lewis Holtby der letzten drei, vier Jahre? Und jetzt stellt er sich vor Kameras und tut so, als seien sie zum einem schon gerettet und er zum anderen der Held.

Der Held, der nach vier Jahren endlich mal einen Trainer hat, der was von Fußball versteht. Sehr respektlos gegenüber seinen früheren Fußball-Lehrern. Ein bisschen Bodenhaftung und Demut bitte. Und auch dann klappt es mit der Rettung in meinen Augen nicht.