Mit dem Kauf von Sadio Mane vom FC Liverpool ist Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidzic sein Königstransfer gelungen. Damit stellt er auch die Weichen für seine persönliche Zukunft.
Hasan Salihamidzic wirkte beschwingt und mit sich zufrieden, als er am Freitagabend in München zusammen mit Sadio Manes Berater Björn Bezemer aus der Flughafenhalle kam. Er lächelte und nahm sich sogar Zeit für ein Selfie mit einem Fan.
Der Sportvorstand des FC Bayern konnte nach diesem Arbeitstag auch wirklich stolz auf sich sein. Am Morgen war er mit einer Delegation des Rekordmeisters nach Liverpool geflogen, um den Transfer von Sadio Mane einzutüten. Und die finalen Verhandlungen waren erfolgreich, der FC Liverpool akzeptierte das dritte Bayern-Angebot von knapp unter 40 Millionen Euro inklusive Boni.
Dritter Sommer-Transfer vollbracht
Done Deal hieß es am Freitagnachmittag. Offiziell bestätigt ist der Transfer noch nicht. Der Medizincheck steht noch aus. Mane wird diesen nach Sky Informationen aller Voraussicht nach am kommenden Dienstag absolvieren. Aber schon jetzt steht fest: Salihamidzic setzt mit diesem Transfer auch ein starkes Statement in eigener Sache.
"40 Millionen für einen solchen Spieler, der auf dem Markt ist und auch andere Interessenten hatte. Tolles Verhandlungsgeschick von Hasan Salihamidzic", lobt Sky Reporter Torben Hoffmann. (Der Bundesliga-Spielplan des FC Bayern 2022/2023)
Nach Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui und Mittelfeldspieler Ryan Gravenberch, die beide von Ajax Amsterdam gekommen sind, ist es der dritte Transfer, den Salihamidzic für die kommende Saison vollzogen hat. Mazraoui wechselt ablösefrei, Gravenberch kostet die Bayern um die 19 Millionen Euro. "Was Hasan Salihamidzic bisher für Arbeit leistet, ist wirklich beeindruckend. Die letzten Transferperioden hat er genug um die Ohren gehauen bekommen. Aber was er bislang abgeliefert hat, ist wirklich sehr, sehr gut", stellt Hoffmann dem Bayern-Sportvorstand ein erstklassiges Zeugnis aus.
Transfer-Flops in der Vergangenheit
In der Tat fiel die Bewertung von Salihamidzic' Arbeit in den vorangegangenen Transferperioden weit weniger gut aus. Mit Bouna Sarr, Mikael Cuisance oder Fiete Arp tätigte er echte Flops. Sarr und Cuisance bestritten nur eine Handvoll Bundesliga-Spiele, Arp kam kein einziges Mal in einer Erstliga-Partie zum Einsatz, sein Vertrag bei den Bayern wird aufgelöst. Demgegenüber stehen an die 20 Millionen Euro an Ablöse, die der FC Bayern für dieses Trio ausgegeben hat.
Dass Salihamidzic auch Toptalente wie Jamal Musiala oder Alphonso Davies nach München lotste, ging angesichts solcher Fehlgriffe beinahe unter.
Die Marktwerte der Bayern-Spieler zum Durchklicken:
Gespräche über Vertragsverlängerung ruhten
Im Juli 2017 trat der gebürtige Bosnier den Posten des Sportdirektors beim FC Bayern an, vor zwei Jahren folgte die Beförderung zum Sportvorstand. Anfangs genoss der 45-Jährige einen Vertrauensvorschuss durch die damaligen Bosse Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge. Mittlerweile muss sich Salihamidzic aber an den Ergebnissen seiner Arbeit messen lassen. Und das sind bei einem Sportvorstand die Transfers.
Präsident Herbert Hainer betonte zwar zuletzt, interne Zweifel an Salihamidzic seien "vollkommen weg von der Realität. Wir diskutieren mit Hasan - nicht über ihn. Es steht außer Frage, dass er für den FC Bayern sehr wichtig ist", sagte der Klubchef im Mai dem Münchner Merkur.
Doch Gespräche über eine Vertragsverlängerung über den 30. Juni 2023 hinaus ruhten zuletzt. Mit dem Mane-Deal hat Salihamidzic nun starke Argumente für einen neuen Kontrakt gesammelt.
Für Verhandlungen auf Mallorca
Es ist ihm gelungen, einen echten Star zum FC Bayern zu holen. Mit dem gleichen Ehrgeiz und Biss, den er in München als Spieler an den Tag legte, ging Salihamidzic die Personalie Mane an. Er wollte ihn unbedingt - und war erfolgreich.
Für Gespräche mit Manes Berater Bezemer flog er im Mai nach Mallorca. Was ihm in der Öffentlichkeit als Party-Urlaub angelastet wurde, ist nun Teil des erfolgreichen Coups. Früh überzeugte er auch Mane selbst von einem Wechsel nach München. Auch andere Top-Klubs waren am 30-Jährigen interessiert. Aber Mane stellte schnell klar, dass er nur zum FC Bayern wechseln will.
Ein anderer Transfer ging am Freitag ebenfalls über die Bühne. Marc Roca verlässt die Münchner Richtung Leeds United. Neun Millionen Euro haben die Bayern vor zwei Jahren an Espanyol Barcelona überwiesen, nun kassieren sie 12 Millionen Euro zuzüglich eventueller Bonuszahlungen.
"Hasan Salihamidzic hat einen Transferüberschuss generiert. Auch das ist ein richtig guter Coup", lobt Torben Hoffmann auch diesen Spielerwechsel.
Zuletzt schwieriges Verhältnis zu den Fans
Bei den Fans hat "Brazzo" mit dem Transfer von Sadio Mane ebenfalls gepunktet, wie das aktuelle Stimmungsbild in den sozialen Netzwerken zeigt. Sein Verhältnis zu den Anhängern war im Frühjahr 2021 auf dem Tiefpunkt. Die Fans nahmen dem Sportvorstand den Abschied von Erfolgstrainer Hansi Flick übel, der nach dem Dauerzwist mit Salihamidzic das Handtuch warf. Salihamidzic und auch seine Familie sahen sich zeitweise heftigen Anfeindungen ausgesetzt.
Ein solcher Konflikt mit dem Trainer ist aber ohnehin nicht mehr zu befürchten. Mit Julian Nagelsmann pflegt Salihamidzic ein professionelles Verhältnis. Von Anfang an war der Coach in die Umsetzung des Mane-Transfers eingebunden. Auch Nagelsmann telefonierte mit dem Angreifer und fragte nach dessen Wunschposition. Mit seinen Stärken passt der Senegalese gut in Nagelsmanns Pressing-System. Gleiches gilt für Mazraoui und Gravenberch.
Gut möglich also, dass bald auch eine weitere Personalnachricht beim FC Bayern verkündet wird: die Vertragsverlängerung von Hasan Salihamidzic.