Bei der Hertha kippt die Stimmung: Pfeifkonzert, Spott & Bierbecher
05.03.2022 | 21:27 Uhr
Die Hertha-Fans haben nach der desaströsen Heimniederlage ihrer Mannschaft gegen Eintracht Frankfurt ihren Ärger lautstark kundgetan. Bei der Alten Dame sieht es sportlich düster aus, die Stimmung auf dem Platz und dem Rasen ist bereits gekippt.
Marc Oliver Kempf war nach der 1:4-Schlappe gegen Eintracht Frankfurt maßlos bedient und ließ am Sky Mikrofon seinem Frust freien Lauf.
"Ich bin jetzt seit ein paar Wochen hier und in dieser Zeit haben wir noch kein Spiel gewonnen. Mich kotzt das übertrieben an. Wir dürfen hier nicht mehr larifari rumlaufen. Jeder weiß, dass das zwei Ticken zu wenig waren. Ich weiß nicht, ob manche nicht verstanden haben, dass wir im Abstiegskampf sind", polterte der Winterneuzugang aus Stuttgart frei drauf los.
In der Rückrunde haben die Berliner nun in acht Bundesligapartien nur magere zwei Punkte geholt und dabei 23 Gegentore kassiert, in den vergangenen drei Spielen waren es allein satte 13. Mit 58 Gegentoren stellt die Hertha nach Greuther Fürth (64) die zweitschlechteste Defensive der gesamten Liga. Seit Dezember wartet der Hauptstadt-Klub auf einen Sieg.
Gegen Eintracht Frankfurt hatte die Alte Dame einen Gegner zu Gast, der nach drei Zu-Null-Niederlagen nicht gerade voller Selbstvertrauen strotze. Doch anstatt daraus Kapital zu schlagen, half die Hertha der SGE dabei, wieder zurück in die Spur zu finden. Frankfurt dominierte die ersten 45 Minuten nach Belieben, Berlin war mit dem 0:1-Pausenstand mehr als gut bedient.
"Wir hatten in der ersten Halbzeit keine Ruhe im Spiel und haben den Gegner immer wieder zu Chancen eingeladen", analysierte Hertha-Coach Tayfun Korkut nach Spielende am Sky Mikrofon. Seine Mannschaft hatte kaum Zugriff auf die Gegenspieler und leistete sich immer wieder haarsträubende Fehler im Spielaufbau. Auch in Durchgang zwei lief kaum etwas zusammen. Nach einer schwach verteidigten Ecke sowie einem Torwartschnitzer stand es schnell 0:3 (56.).
"In den vergangenen Wochen haben wir bessere Leistungen gezeigt, aber heute war es einfach nicht genug von uns. Das können wir uns nicht schönreden", erklärte Korkut weiter. Die Fans quittierten den schwachen Auftritt mit "Korkut-Raus-Rufen". "Das gehört dazu, ich bin schon lange in dem Geschäft. Das ist Emotionalität. Aber ich kenne das, das macht nichts mit mir", reagierte Korkut auf den Unmut der Fans.
Geschäftsführer Fredi Bobic hatte den 47-jährigen Türken erst im November für Pal Dardai als Chefcoach auf der Berliner Trainerbank installiert. Mit Korkut sollte die Wende herbeigeführt werden, doch der Wechsel hat weder mehr Punkte auf das Hertha-Konto gebracht noch einen klaren spielerischen Plan mit der Handschrift Korkuts hervorgebracht.
"Der Trainerwechsel von Dardai zu Korkut hat nichts gebracht, die Probleme in Berlin sind viel tiefgründiger. Das Beste, was für die Hertha in dieser Verfassung drin ist, ist die Relegation", kritisierte Sky Experte Didi Hamann vor allem die Geschlossenheit in der Kabine und sieht eine fehlende sportliche Qualität im Kader.
"Wir müssen die Sachen klar ansprechen. Das geht so nicht. Wir müssen uns alle im Team auch mal hinterfragen", meinte auch Stürmer Davie Selke bei Sky zu den zuletzt enttäuschenden Leistungen der Alten Dame. Selke selbst hatte mit dem zwischenzeitlichen Anschlusstor zum 1:3 (61.) noch einmal Hoffnungen geweckt und bei seinem Torjubel gestenreich die Fans im Olympiastadion angepeitscht. Nur wenige Sekunden später schlief jedoch erneut die Hertha-Defensive und kassierte postwendend das 1:4.
Und die Fans? Die sangen ironisch: "Oh, wie ist das schön" und verhöhnten damit die eigene Mannschaft. Nach Abpfiff ertönte dann ein lautes Pfeifkonzert und es flogen etliche Bierbecher in Richtung der Spieler. Das Berliner Publikum war mächtig angefressen nach der vierten Niederlage in Serie. "Da müssen wir uns stellen, da müssen die Fans auch mal Dampf ablassen", sagte Selke.
Kreativakteure wie Lucas Tousart oder Vladimir Darida sowie auch die Sommerneuzugänge Suat Serdar, Marco Richter und Kevin-Prince Boateng kommen einfach nicht in Schwung. Gefragt sind nun die Führungskräfte wie Kapitän Dedryck Boyata, Niklas Stark, Peter Pekarik und Marvin Plattenhardt. Bei der Hertha muss sich vor allem schnell etwas an der Körpersprache und Einsatzbereitschaft der Spieler verändern, sonst droht der Abstieg in die 2. Bundesliga.
Durch den Comeback-Sieg des VfB Stuttgart gegen Borussia Mönchengladbach beträgt der Vorsprung auf die Schwaben, die aktuell noch auf dem direkten Abstiegsrang stehen, nur noch einen Zähler. In den kommenden drei Duellen in Gladbach, gegen die TSG 1899 Hoffenheim und bei Bayer Leverkusen sind Hauptstädter daher zum Punkten verdammt.
Vor allem muss die Hertha aber ein anderes Gesicht auf dem grünen Rasen zeigen. Allein schon, um den Schulterschluss mit den eigenen Fans wieder herzustellen.
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