HSV-Trainer Merlin Polzin vor dem Bundesliga-Duell mit St. Pauli im Portrait
Der HSV trifft am Freitag im Volkspark auf den großen Rivalen St. Pauli. Ein Duell, das es in den letzten Jahren nur in der zweiten Liga gegeben hat. Nun findet diese brisante Partie im Oberhaus statt. Ein Mann, der dafür verantwortlich ist, steht an der HSV-Seitenlinie.
29.08.2025 | 14:31 Uhr
Merlin Polzin führte die Hamburger als Trainer-Novize zurück in die Bundesliga. Vor dem ersten Heimspiel wirft Sky Sport einen Blick auf den filmreifen Werdegang des 34-Jährigen.
Er hat das geschafft, woran alle seine Vorgänger gescheitert sind!
Der Weg zurück ins deutsche Oberhaus war für den HSV ein jahrelanger Weg des Leidens. Hecking, Wolf, Thioune, Walter, Baumgart & Co.: Die Hanseaten haben auf der Trainerbank vieles versucht, um schnellstmöglich nach dem Abstieg 2018 wieder aufzusteigen. Was folgte, waren bittere Momente wie das Scheitern in der Relegation gegen Hertha und Stuttgart sowie dem Minuten-Aufstieg in Sandhausen.
Ein Hamburger Jung führt den HSV ins gelobte Land
Im November 2024 schien das große Ziel "Aufstieg" wieder in weite Ferne zu rücken: Nach 13 Spielen stand der HSV nur auf Platz acht und am Volkspark entschied man sich für einen neuen, aber auch schon bekannten Mann: Merlin Polzin.
Nachdem Polzin Anfang 2024 zwei Spiele als Interimstrainer bestritten hatte, kehrte der gebürtige Hamburger aus dem Stadtteil Bramfeld nach der Amtszeit von Steffen Baumgart im November wieder auf die Bank zurück. Erst als Interims- dann als Cheftrainer. Diese Entscheidung von den Verantwortlichen um Sportvorstand Stefan Kuntz und Sportdirektor Claus Costa stellte sich im Nachhinein als goldrichtige heraus. Mit 39 geholten Punkten aus 20 Partien schaffte der HSV im verflixten siebten Jahr hinter dem 1. FC Köln den Aufstieg in die Bundesliga.
Polzin, ein glühender HSVer
Doch wer ist dieser "Zauber Merlin", der in seiner bisherigen Rothosen-Zeit den besten Punkteschnitt (1,92 Punkte pro Spiel) aller bisherigen HSV-Trainer rückläufig bis in die 1980er-Jahre (Branko Zebec: 2,06) hat?
Schon früh schlug das Herz des jungen Bramfelders schwarz-weiß-blau und so ging er als jugendlicher Fan oft zu Heim- und Auswärtsfahrten. Eine Zeit, die ihn nachhaltig geprägt hat, verriet Polzin jüngst gegenüber der Sport Bild: "Die Zeit mit Freunden an den Wochenenden in die Stadien zu gehen, war ein Stück weit Orientierung für mich als Heranwachsender und deshalb ganz besonders für mich. Denn ich liebe den HSV, die Stadt Hamburg, die für mich die schönste auf der ganzen Welt ist."
Um als Jugendlicher fast bei jedem HSV-Spiel sein zu können, finanzierte sich Polzin die Tickets neben Taschengeld seiner Eltern über Minijobs im Supermarkt oder Gemüseladen.
Von der Nordtribüne auf den Trainerstuhl
Polzin spielte in seiner Jugend selbst auch viel Fußball. Beim Bramfelder SV. Allerdings musste der einstige Abwehrspieler seine Karriere 2011 vorzeitig aufgrund von Arthrose in den Zehen beenden. Nach diesem bitteren Karriereende folgte tatsächlich der erste berufliche Kontakt mit seinem Herzensverein. Zwischen 2011 und 2013 arbeitete Polzin als Jugendtrainer beim HSV, bevor er 2014 in den Nachwuchsbereich des VfL Osnabrück wechselte. Unter dem damaligen VfL-Chef- und späteren HSV-Trainer Daniel Thioune schaffte Polzin 2017 den Sprung in den Profifußball.
Gemeinsam mit Thioune ging es für den heute 34-Jährigen zurück nach Hamburg, wo er seit 2020 dauerhaft den Posten als Co-Trainer bis 2024 bekleidete.
Was ist Polzins Erfolgsgeheimnis?
Polzin ist weniger als "Schreihals", sondern eher als harmoniebedürftiger Trainer bekannt. Gleichzeitig ist er aber auch ein Mensch, der vor klaren Entscheidungen nicht zurückschreckt. Beispielsweise setzte er in der Aufstiegssaison Kapitän Sebastian Schonlau auf die Bank und behielt auch beim Zweikampf ums HSV-Tor zwischen Daniel Heuer Fernandes und Daniel Peretz einen kühlen Kopf.
Doch was zeichnet Polzin in der Arbeit als Trainer besonders aus? Sein enger Vertrauter, Co-Trainer Loic Fave, gibt einen Einblick in die Zusammenarbeit: "Er interessiert sich sehr für die Menschen. Man spürt, wie sehr er sie liebt auf eine Art und Weise. Das merken die Spieler. Es kommt einfach aus dem Herzen. Das ist eine seiner größten Stärken."
Diese klare Vision vertritt der junge Cheftrainer auch außerhalb des Trainingsplatzes: "Die Art und Weise, wie wir Fußball spielen wollen oder was ich von den Jungs einfordere - sowohl im Umgang als auch auf dem Platz -, so möchte ich auch durchs Leben gehen: mutig sein, nach vorn gerichtet und keine Zweifel haben." Offensiv denken und so auch das Leben angehen. "Das Leben ist zu kurz und zu schön, um es nicht so anzugehen", gab Polzin gegenüber der DPA zu verstehen.
Neues Kapitel Bundesliga
Nach dem historischen Aufstieg öffnet sich nicht nur für den HSV, sondern auch für Polzin ein neues Kapitel. An der Herausforderung Bundesliga möchte er persönlich "weiter wachsen" und sich "verbessern" sowie "weiterentwickeln".
Nach dem Punktgewinn beim Bundesliga-Auftakt in Gladbach steht nun das erste Heimspiel nach sieben Jahren Bundesligaabstinenz an. Und das gleich gegen Stadtrivale FC St. Pauli.
Ein Spiel, dem der ehemalige Lehramtsstudent entgegenfiebert: "In mir herrscht absolute Vorfreude! Bundesliga - darauf haben wir die vergangenen Jahre hingearbeitet. Wir werden alles in die Waagschale werfen, um das Spiel zu gewinnen - damit jeder, der zum HSV hält, glücklich ist."
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