Ilkay Gündogan im exklusiven Sky Interview über Manchester City, Arteta, Guardiola, Haaland, Kimmich
Sky Exklusiv || Gündogan lüftet Rückkehr-Geheimnis
20.09.2024 | 10:46 Uhr
Deansgate. Eine lange Hauptstraße im Zentrum von Manchester, flankiert von Shopping-Malls, Cafes und Restaurants. Hier, wo das Leben in Englands "Second City" pulsiert, hält sich Ilkay Gündogan gerne auf.
Für das Interview mit Sky lädt der mittlerweile zurückgetretene deutsche Nationalspieler in das "Federal Cafe & Bar", im Zentrum der einst bedeutenden Industriestadt, ein.
Gündogan begrüßt die Mitarbeiter freundlich, sie kennen ihn. "Es ist, als wäre er nie weg gewesen", sagt der Inhaber über seinen Kumpel, der nach einem einjährigen Intermezzo in Barcelona wieder zu Manchester City zurückgekehrt ist.
Gündogan bestellt einen einfachen Espresso. Normalerweise ordert er auch das Toast mit Avocado und Rührei. Nach einer kurzen Nacht und dem vorangegangenen 0:0 in der Champions League gegen Inter Mailand, hat sich Gündogan aber bereits gestärkt.
Sky Sport: Ilkay, vielen Dank für die Einladung in dieses wunderbare Cafe, mittendrin in einem sehr belebenden und pulsierenden Viertel. Es ist Ihr Stamm-Cafe, richtig?
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lkay Gündogan: Ja genau. Es sind zu mir nach Hause nur sieben, acht Minuten Fußweg von hier. Das heißt, ich wohne auch relativ zentral. Gutes Essen, guter Kaffee, Frühstück, Brunch - es gibt eigentlich alles, was man braucht. Und die Leute sind extrem nett und kümmern sich sehr gut, wenn ich auch mal mit der Familie komme. Dementsprechend sind wir hier sehr gerne.
Sky Sport: Und wie bestellt Ilkay Gündogan seinen Kaffee?
Gündogan: Simpel. Ich habe entweder einen Latte Macchiato oder einen Cappuccino, wenn ich morgens komme. Meistens esse ich Toast mit Avocado und Rührei an der Seite. Aber das French Toast ist auch sehr lecker.
Sky Sport: Es ist ein paar Tage her, dass Ihre Rückkehr bekanntgegeben wurde. Mittlerweile sind auch ein paar Spiele vergangen. Wie oft werden Sie auf dem Weg hierher ins Cafe noch darauf angesprochen?
Gündogan: Ab und zu. Wenn ich hier langlaufe in der Straße und mir viele City- aber auch United-Fans begegnen, dann heißen mich die meisten mit einem Lächeln willkommen. Selbst United-Fans sind da relativ entspannt und sehr nett. Das ist auch der Grund, warum wir uns hier so wohl fühlen und uns entschieden haben, im Stadtzentrum zu leben. Die Stadtmitte verbindet viele Dinge, die wir wollen, die wir brauchen und die wir auch genießen.
Sky Sport: Ihr Wechsel wurde am 23. August bekanntgegeben und war sehr überraschend. Vier Tage später kam auf einmal Oasis mit der Reunion. Gibt's da eine Verbindung zwischen der ganzen Geschichte?
Gündogan: Die einzige Verbindung ist, dass mir Noel Gallagher eine SMS geschrieben hat und auch sehr glücklich darüber war, dass ich zurückgekommen bin. Er hat mir auch eine sehr schöne und nette Nachricht geschickt, als ich mich vor einem Jahr entschieden habe, zu gehen. Dementsprechend war die Nachricht wieder genauso schön, als ich zurückgekommen bin. Aber ich habe da keinen Kredit. Ich hoffe trotzdem, dass ich Tickets bekomme für nächstes Jahr, die sind ja gerade heiß begehrt. Aber für Manchester ist es natürlich etwas extrem Besonderes.
Sky Sport: Sie waren ein Jahr weg, haben eine sehr gute persönliche Runde gespielt in Barcelona, kommen hierher, müssen sich nicht groß vorstellen. Haben Sie auch noch den gleichen Platz in der Kabine oder mussten Sie da kämpfen?
Gündogan: Nein, ich habe nicht den gleichen Platz. Es haben sich doch ein, zwei Sachen verändert. Klar, neues Personal kam rein und ich habe jetzt auch eine andere Trikotnummer. Man muss sich wieder ein bisschen auf die Situation, die jetzt hier herrscht, einstellen. Aber das war unkompliziert. Ich kenne die meisten Jungs, die meisten Mitarbeiter und es hat zumindest den Anschein gemacht, dass die meisten sich auch freuen. So wurde ich zumindest begrüßt von allen. Es hat sich schon ein bisschen so angefühlt, als wenn man nach Hause kommt. Trotzdem muss ich sagen: ich will nicht, dass es sich zu komfortabel anfühlt. Am Ende bin ich nicht gekommen, um mich zurückzulehnen. Ich bin zurückgekommen, weil ich auch einen gewissen Standard habe, wie ich Fußball spielen möchte. Ich möchte gefordert werden, Leistung bringen und auf allerhöchstem Niveau Fußball spielen. Es geht auch darum, sich wieder neu zu beweisen.
Sky Sport: Pep Guardiola hat gesagt, er mache sowas eigentlich nicht gerne. Er meinte damit, Spieler in Ihrem Alter zu holen. Aber er sagte auch, für Ilkay würde er eine Ausnahme machen. Wie lief das Telefonat zwischen ihnen beiden ab: Ging das ein paar Minuten oder mussten Sie Ihn auch überreden, dass Sie wieder zu ihm zurückkommen wollen?
Gündogan: Es ging ehrlich gesagt schnell und unkompliziert. Am Ende war die einzige Frage, wie die anderen Parteien darüber denken. Letztlich kommt es auch drauf an, was Barcelona denkt, was der Vorstand hier in Manchester denkt. Dann muss man sich einigen auf gewisse Modalitäten. So einen Transfer zu machen, ist nicht immer so leicht, wie es den Anschein macht. In meinem Fall war es aber unkompliziert. Glücklicherweise hat für mich alles sehr gut funktioniert, ich war hier und zwei Tage später habe ich schon meine ersten Minuten gehabt. Es ging alles sehr schnell, was manchmal auch besser ist. Dann hat man nicht so viel Zeit nachzudenken, sondern macht einfach alles, so wie es kommt. Die Tatsache, dass es so unkompliziert war, zeigt auch, dass es so hat kommen müssen.
Sky Sport: Das Verhältnis zu Guardiola ist richtig gut. Sind Sie eigentlich noch Nachbarn?
Gündogan: Ja.
Sky Sport: Der Trainerjob ist ein großes Thema bei Ihnen, eventuell auch in die großen Fußstapfen von Pep Guardiola zu treten. Sie machen momentan auch Module. Wie weit sind Sie mit dem Trainerschein? Ist das bei Ihnen ein Gedanke, der weit fortgeschritten ist?
Gündogan: Es ist naheliegend. Ich spiele seit meinem dritten Lebensjahr Fußball. Der Fußball hat und wird immer eine sehr zentrale Rolle in meinem Leben spielen. Wenn die aktive Karriere irgendwann vorbei ist, dann wäre der Wunsch, dem Fußball erhalten zu bleiben. Am naheliegendsten wäre dann auch, den Trainerweg zu gehen. Ich habe meine B-Lizenz mit dem DFB vor zwei oder drei Jahren gemacht, es ist schon noch ein weiter Weg. Es gibt vieles, was man noch lernen muss. Momentan genieße ich es aber noch sehr, selbst zu spielen. Ich fühle mich noch fit genug, um hoffentlich noch einige Jahre auf sehr hohem Niveau zu spielen. Aber die Trainer-Laufbahn ist schon eine Richtung, in die ich denke. Das ist jetzt mein achtes Jahr unter Pep, ich hatte ein Jahr Thomas Tuchel, das ich auch sehr schätze. Ich hatte vier Jahre Jürgen Klopp und das Glück, mit vielen Trainern auf dem allerhöchsten Niveau arbeiten zu können. Deshalb ist das etwas, das ich mir sehr gut vorstellen kann.
Sky Sport: Am Wochenende steht das Top-Spiel gegen Arsenal an, Erster gegen Zweiter (17:30 LIVE und EXKLUSIV auf Sky). Dann gibt es auch ein Wiedersehen mit Mikel Arteta, den Sie aus seiner Zeit als Co-Trainer bei City (2016-2019) bestens kennen. Ist er für Sie in gewisser Weise auch ein Vorbild für die Zeit danach?
Gündogan: Definitiv. Mikel ist ein sehr smarter Mensch, der wirklich weiß, was er will und tun muss, um gewisse Dinge zu erreichen. Für mich war schnell klar, als ich ihn damals kennengelernt habe, dass das auch der Weg ist, den er gehen wird. Mich überrascht es nicht, dass er mit Arsenal so gut unterwegs ist und dass sie auch auf so hohem Niveau Fußball spielen. Der Einfluss von Pep ist natürlich sehr groß, weil Mikel mit Pep einige Jahre zusammengearbeitet hat. Deswegen ist die Spielweise sehr ähnlich. Daher ist das Duell vielleicht interessanter als andere Duelle. Er macht wirklich einen tollen Job und hat erst vor einigen Tagen verlängert. Er wird Arsenal also noch einige Jahre erhalten bleiben und ich bin mir sicher, dass sie auch in den nächsten Jahre um die Titel mitspielen werden. Wenn ich in Zukunft einen ähnlichen Weg wie Mikel gehen könnte, wäre das ein Glücksfall.
Sky Sport: City benötigt am Wochenende auch wieder einen Erling Haaland in Topform. Es ist unglaublich, welche Rekorde er immer wieder bricht. Hat er sich verändert in dem Jahr?
Gündogan: Er hat eine immense Ausstrahlung. Wenn man so viele Tore erzielt, dann wächst diese Aura noch mehr. Er vereint fast alles, was ein Top-Stürmer benötigt. Er hat einen Top-Abschluss - sowohl mit dem Fuß als auch mit dem Kopf. Er ist groß, physisch stark, kann seinen Körper einsetzen und ist schnell. Ich glaube, dass er in den letzten zwei Jahren mit Pep noch intelligenter in seiner Entscheidungsfindung und in seiner Art und Weise mitzuspielen geworden ist. Er hat da einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht. Viel mehr kann man sich von einem Stürmer nicht wünschen und die Tore sprechen am Ende für sich. Bereits in den ersten vier Spielen neun Treffer zu machen, ist eine wahnsinnige Anzahl an Toren. Aber das brauchen wir und das braucht er. Ich glaube, auch für sein Gefühl, da dranzubleiben - und dementsprechend ist das eine Konstante, die wir nicht missen wollen.
Sky Sport: Sie treffen am Wochenende auch auf Kai Havertz, der mittlerweile zum dritten Kapitän beim DFB aufgestiegen ist - zusammen mit Antonio Rüdiger und Ihrem Nachfolger Joshua Kimmich. Wie finden Sie diese Konstellation und wie blicken Sie darauf zurück?
Gündogan: Sehr gut. Dass Jo Kimmich nach mir Kapitän wird, war naheliegend und hat auch nicht überrascht. Ich finde das auch in der Kombination mit Antonio Rüdiger sehr gut, weil beide zwei sehr unterschiedliche Charaktere sind. Generell möchte man in so einem Mannschaftsrat das Gefühl haben, dass alle vertreten sind. Auch durch einen der Kapitäne, deshalb finde ich das stark. Kai ist ein sehr bodenständiger, ruhiger, aber auch sehr analytischer Mensch, der intelligent ist und gewisse Sachen gut einordnen kann. Ich denke, das ist etwas, dass Arteta auch an ihm schätzt und weshalb er auch so eine zentrale Rolle bei Arsenal spielt. Ich habe Teile der ersten beiden Nations-League-Spiele gesehen und das war schon sehr gut. Ich hoffe, dass die Jungs noch mehr zusammenwachsen in den nächsten zwei Jahren und dann auch bei der WM in den USA eine große Rolle spielen werden.
Das Interview führte Patrick Berger
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