Kap Verde vor Qualifikation zur WM 2026 - Heimsieg über Verfolger Kamerun
Als der Nationalcoach der Kapverden bei Roberto Lopes anfragte, verstand der Abwehrspieler kein Wort. "Ich kann kein Portugiesisch, also habe ich die E-Mail ignoriert. Ich dachte, es wäre eine Willkommens-Nachricht von LinkedIn", sagt der in Irland geborene Profi der Shamrock Rovers.
Und so verschwand die Einladung zur Nationalmannschaft des kleinen Inselstaates, geschrieben vom Cheftrainer persönlich, zunächst im Nirwana.
Zum Glück fragte Rui Aguas neun Monate später noch einmal nach - diesmal auf Englisch. "Da habe ich die alte Nachricht rausgesucht und sie mit Google Translate übersetzt", verriet Lopes bei CNN. 2021 war das, und zum Glück fand die Geschichte ein Happy End: Heute hat "Pico" 38 Länderspiele auf dem Konto - und steht kurz davor, die Kapverdischen Inseln zur ersten WM-Teilnahme zu führen.
Denn völlig unerwartet führt der 69. der Weltrangliste in Afrika ungeschlagen die Gruppe D der WM-Qualifikation an, zuletzt gelang ein 2:0 (1:0) im 10.000 Kilometer entfernten Mauritius. Nach dem 1:0-Heimsieg am Dienstagabend gegen Verfolger Kamerun ist die Sensation fast perfekt.
Im Spitzenspiel der Gruppe D der Afrika-Qualifikation erzielte Stürmer Dailon Rocha Livramento (54.), der beim portugiesischen Zweitligisten Casa Pia AC spielt, in der Hauptstadt Praia mit einem Traumtor das goldene 1:0. Kap Verde hat bei noch zwei ausstehenden Spielen nun vier Punkte Vorsprung auf die Kameruner.
Im Oktober reicht Kap Verde nun ein Sieg in Libyen oder daheim gegen Eswatini, der 69. der Weltrangliste wäre im Falle einer Qualifikation für die Endrunde 2026 in den USA, Kanada und Mexiko der mit Abstand kleinste afrikanische Teilnehmer der WM-Geschichte.
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"Für uns wäre das natürlich ein Traum", sagt Lopes, dessen Vater aus dem westlich von Senegal gelegenen Land stammt.
Viele Sonnentage und "No Stress"
427.000 Einwohner zählt Kap Verde, damit wäre das Land der mit Abstand kleinste afrikanische Teilnehmer der WM-Geschichte. Was auffällt: Außerhalb der neun bewohnten Inseln leben mehr Menschen mit kapverdischen Wurzeln als auf den Inseln selbst. Das spiegelt sich auch in der Nationalmannschaft wider. Keiner der 27 Akteure spielt in der heimischen Liga, gut die Hälfte ist in einem anderen Land geboren.
Oft geht Kap Verde, wo es bis zu 350 Sonnentage pro Jahr gibt und das Motto "No Stress" lautet, aber auch fußballerisches Talent verloren. Henrik Larsson etwa hätte statt für Schweden auch für die Heimat seines Vaters spielen können. Ähnliches gilt für den Franzosen Patrick Vieira oder Nani und Eliseu, die 2016 mit Portugal Europameister wurden.
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Diese Namen lassen erahnen, dass von einem Fußball-Zwerg keine Rede sein kann. 2013 und 2024 schafften es die "Blauen Haie" ins Viertelfinale der Afrikameisterschaft. Auf das erste WM-Ticket wartet das kleine Land aber noch immer, nun ist es zum Greifen nah.
Gelingen soll dies mit Freude und Stolz. "Es bedeutet mir sehr viel, für mein Heimatland zu spielen und meine Familie glücklich zu machen", sagt Sidny Lopes Cabral, der zuletzt beim Drittligisten Viktoria Köln spielte. Der 22-Jährige ist wie vier seiner Mitspieler in Rotterdam geboren - und träumt nun von einem echten WM-Coup.
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