Kolumne: Lothar Matthäus über die Champions League, Flick und den BVB

Matthäus: Flick wird nach CL-Viertelfinale bei FCB-Bossen vorsprechen

Lothar Matthäus spricht über die Zukunft von Hansi Flick beim FC Bayern
Image: Lothar Matthäus spricht über die Zukunft von Hansi Flick beim FC Bayern  © Imago

Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen der Fußballwelt. Dieses Mal spricht der Rekord-Nationalspieler über die Viertelfinals in der Champions League, die Situation von Hansi Flick beim FC Bayern und den Absturz von Borussia Dortmund.

Die Zeit der Fußball-Highlights hat begonnen. Im Viertelfinale der Champions League kommt es zu Duellen vieler großartiger und erfolgreicher Vereine, die genauso gut das Finale hätten sein können.

Porto ist für eine Überraschung gegen Chelsea gut

Auf dem Papier ist das Duell zwischen dem FC Porto und dem FC Chelsea noch das unspektakulärste. Aber die Portugiesen haben Juventus Turin und Cristiano Ronaldo verdient ausgeschaltet und es ist immerhin ein Verein, der diesen Wettbewerb schon zwei Mal gewonnen hat - und auch 1987 und 2004 hat niemand mit ihnen gerechnet.

Ich erinnere mich noch gut an beide Spielzeiten. 1987 stand ich mit dem FC Bayern im Finale auf dem Platz. Und 2004 traf ich als Trainer von Partizan Belgrad zum Champions-League-Auftakt auf das Team von Jose Mourinho. Endstand 1:1.

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Thomas Tuchel hat mit den Blues am Wochenende das erste schlechte Ergebnis hinnehmen müssen. Chelsea muss aufpassen, ist aber der Favorit. Natürlich drücke ich Thomas die Daumen und gönne ihm ein Weiterkommen. Er ist ein großartiger Trainer.

50:50-Duell zwischen Real und Liverpool

Real Madrid trifft auf den FC Liverpool. Zwei Klubs, die zusammen 19 Mal Europas Krone gewonnen haben. Jürgen Klopp gegen Zinedine Zidane: ein Mega-Duell auf allen Ebenen. Ich denke, die Chancen aufs Weiterkommen stehen 50:50. Beide Mannschaften sind es gewohnt, gerade dann ihr Top-Niveau abzurufen, wenn es wirklich darauf ankommt und das ist genau jetzt.

Liverpool ist in der Meisterschaft abgeschlagen, Real hat in der spanischen Liga noch eine Chance auf den Titel. Es ist für die Spanier die wichtigste Woche seit langem. Erst gegen die Reds, dann folgt der Clasico gegen den FC Barcelona und dann das Rückspiel. Den Königlichen fehlt Anführer und Kapitän Sergio Ramos, dafür kann Klopp immer noch nicht auf Virgil van Dijk zurückgreifen.

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Wahnsinnig schade ist, dass die Spiele weder im vollen Bernabeu noch an der legendären Anfield Road vor Fans stattfinden können. Trotzdem freue ich mich sehr auf dieses Viertelfinale. Genauso wie auf die Wiederauflage des letzten Finals zwischen dem FC Bayern München und Paris St. Germain.

PSG für die Bayern anderes Kaliber als Leipzig

Bitter für die Bayern, dass gerade jetzt Weltfußballer Robert Lewandowski ausfällt. Im Gegensatz zu Leipzig treffen sie nun nämlich auf eine abgezockte und routinierte Mannschaft mit Weltstars wie Mbappe und Neymar. Der kommende Weltfußballer und Weltmeister hat nicht zuletzt im Achtelfinale gegen Barcelona gezeigt, was er kann.

Paris hat ein paar Probleme in der französischen Meisterschaft, aber ihr Fokus liegt ganz klar darauf, endlich diesen Wettbewerb zu gewinnen. In der letzten Saison waren sie ganz knapp davor. Nur ein Treffer von Kingsley Coman und die magischen Zauber-Hände von Manuel Neuer haben dies verhindert. Sie werden sich revanchieren wollen, auch um den Klub-Eignern aus Katar nach über einer Milliarde Euro an Invest in den letzten Jahren zufriedenzustellen.

Bei den Bayern sieht es aktuell so aus, dass sie Stand heute zusammen mit Manchester City von allen Teams am besten in Form sind - und neben der Mannschaft von Pep Guardiola für mich der Titel-Favorit. Die 9. Meisterschaft in Folge ist nur noch Formsache.

Flick-Verbleib bei Bayern "überhaupt nicht klar"

Der Verbleib von Erfolgstrainer Hansi Flick ist meiner Meinung nach alles andere als eine reine Formalität. Die getätigten Aussagen am Wochenende sowohl von Hansi als auch von Oliver Kahn lassen in meinen Augen nur den Schluss zu, dass überhaupt nicht klar ist, dass Hansi über die Saison hinaus Trainer in München bleibt. Ganz im Gegenteil.

Soviel ich weiß, ist Flick der absolute Favorit auf die Nachfolge von Joachim Löw als Bundestrainer und zwar sowohl von Oliver Bierhoff als auch von Präsident Fritz Keller. Er kennt wie kein anderer Kandidat die meisten Nationalspieler und die Strukturen im Verband. Dazu kommt sein sehr gutes Verhältnis zu den Entscheidungsträgern.

An eine Zusammenarbeit über die Saison hinaus glaube ich nicht.
Matthäus über Flick und Salihamidzic

Womit wir beim Thema wären. Ein sehr gutes Verhältnis zu Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic hat er trotz der öffentlichen Entschuldigung und Beschwichtigung der vergangenen Vorfälle nicht wirklich. Man mag sich jetzt für die wichtigen Wochen zusammenreißen. An eine Zusammenarbeit über die Saison hinaus glaube ich nicht. Nachdem sich am Wochenende keiner klar und deutlich zur Kontinuität von Flick bei Bayern bis zum Vertragsende 2023 geäußert hat, sehe ich in der nächsten Saison entweder Brazzo oder eben Hansi für Bayern arbeiten.

Flick fühlt sich mit all diesen Nebenkriegsschauplätzen einfach nicht wohl und die Zusammenarbeit in puncto Transfers war und ist einfach nicht so, wie er es gerne hätte. Mit seinem Trainer-Team und den Spielern fühlt er sich wohl, mit dem Drumherum nicht. Und darum nehme ich an, dass er nach den beiden Spielen gegen Paris bei Kahn und oder Rummenigge vorsprechen wird und seinen Wechsel-Wunsch in Richtung DFB offenbaren wird.

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Es hat mit Sicherheit auch schon Telefonate zwischen ihm, Keller und Bierhoff gegeben. Flick und den DFB-Verantwortlichen ist klar, dass sie nicht erst in zwei Monaten auf die Bayern-Bosse zugehen können. Denn sonst droht das ohnehin fragile Verhältnis zwischen dem Rekordmeister und dem Verband komplett beschädigt zu werden. Alle Beteiligten wissen, dass die Bayern im Falle eines Flick-Abgangs genügend Zeit eingeräumt werden muss, um einen Nachfolger zu finden. Und der sitzt momentan bei der zweiten deutschen Fußball-Kraft in Leipzig auf der Bank und heißt Julian Nagelsmann.

Leipzig hat den BVB abgelöst

Ja, die Leipziger haben dem BVB sportlich nicht nur in der Tabelle den zweiten Platz abgenommen. Sie spielen den besseren Fußball und sind im Gegensatz zu den Dortmundern auch nächstes Jahr wieder in der Champions League vertreten.

Den finanziellen Verlust fängt der BVB möglicherweise durch den Verkauf von Super-Stürmer Erling Haaland auf. Der heißt ja mit zweitem Vornamen Braut und genau die wurde offensichtlich jetzt halb Europa angeboten. Zumindest wurden Vater und Berater in Barcelona und Madrid gesichtet.

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Wer diesen fantastischen Spieler bereits in der nächsten Saison verpflichten und nicht noch ein Jahr warten will, muss mit einem Gesamt-Invest von über einer viertel Milliarde Euro kalkulieren. In Dortmund hat er eine festgeschriebene Ablösesumme von kolportierten 75 Millionen Euro nach der Saison 2022. Sollte er aber schon in diesem Sommer gehen wollen, weil die Europa League ein Rückschritt für ihn wäre, dann muss er einen Klub finden, der zum einen mindestens 120 Millionen auf Tisch legt und obendrauf noch das fürstliche Gehalt für vier bis fünf Jahre sowie weitere Honorare bezahlt.

BVB hat gegen City nichts zu verlieren

Fragt sich, wer das in der aktuellen Phase finanzieren kann? Der BVB könnte mit dem Mehrerlös das Finanz-Loch aus dem möglichen Nichterreichen der Königsklasse flicken. Für alle anderen Probleme wird Geld allein nicht die Lösung sein. Sei es das ewige Thema Marco Reus, die Torwart-Problematik, die fehlenden Außenverteidiger auf Top-Niveau und so weiter.

Gegen Manchester City hat das Team von Trainer Edin Terzic nicht allzu viel zu verlieren. Wenn man sich anständig im Viertelfinale gegen so einen Gegner verabschiedet, ist es in Ordnung. Bliebe als Ziel noch der Sieg im DFB Pokal. Das Heimspiel gegen Kiel sollte man gewinnen, obwohl man beim BVB auch das nicht so genau weiß. In einem Finale ist dann alles möglich. Platz vier in der Liga wäre ein kleines Wunder.

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