Kommentar: "Köln kann wieder eine Größe im Fußball werden"
11.11.2019 | 19:59 Uhr
Der 1. FC Köln befindet sich nach der Niederlage gegen Hoffenheim (1:2) nicht nur in einer sportlichen Krise. Auch in der Führungsetage gibt es nach dem Aus von Armin Veh und Armin Beierlorzer offene Baustellen. Ein Kommentar von Sky Reporter Christopher Lymberopoulos.
Achim Beierlorzer war kein schlechter Trainer. Aber er war ein Coach ohne Fortune. Er hatte kein Spielglück, welches ein Trainer in der Bundesliga braucht. Vor allen Dingen beim 1. FC Köln, wo die Dinge traditionell immer emotional und etwas aufgeregter diskutiert werden.
Sauber, aufrecht aber auch respektvoll fair ist er gegangen. Ich habe noch kurz mit ihm sprechen können, als er seine persönlichen Sachen am Geißbockheim abholte. Ich stand vor dem Klubhaus um aktuell für Sky live von vor Ort zu berichten. Beierlorzer ist noch kurz aus dem Auto gestiegen, um sich persönlich bei mir zu verabschieden und zu bedanken. Das hatte Größe und Stil, bei all seiner verständlichen Enttäuschung.
Woran ist Beierlorzer letztlich gescheitert? Seine positive und offene Art kam gut an in Köln. Er bildete auch einen guten optimistischen Gegenpol zu dem meist grantelnden und oft zu Sarkasmus und Ironie neigenden Armin Veh. Beierlorzer verstand es zu Beginn, den Klub und die Stadt mitzunehmen. Es gab großes Zutrauen in ihm, ja fast ein wenig Euphorie auf eine erfolgreiche Zukunft. Das Vertrauen schwand auch nicht, als es eine Niederlagen-Serie gab. Es wurde abgetan unter der Rubrik "schweres Auftaktprogramm", da kann das schon mal passieren. Es klang fast nach Strategie, die Tabelle von hinten aufzurollen.
Mit der Niederlage gegen Berlin folgten dann die ersten Zweifel, ob das alles so richtig sei. Zum aufkommenden Donnergrollen kam dann die angekündigte Demission von Armin Veh. Beierlorzer fehlte immer die Rückendeckung sowohl im Klub, gegenüber der Mannschaft, aber auch in der Öffentlichkeit. Mit dem Ergebnis: Die Leistungskurve des FC ging steil nach unten. Und die Zweifel an der Arbeit von Beierlorzer wurden immer lauter. Mit dem Ergebnis, er musste gehen.
Dabei sind die Fehler, die Beierlorzer in seiner täglichen Arbeit bewältigen musste, in der Vergangenheit gemacht worden. Der Effzeh hat es versäumt, den notwendigen Umbruch beim Abstieg einzuleiten. Spieler wie Horn, Hector und Höger, die auch ein wichtiger Teil des letzten Abstiegs waren, wurden trotz Nichtleistung mit kostspieligen Verträgen von Veh weiterhin an den Verein gebunden.
Junge und neue hungrige Spieler wurden zuwenig und zu selten gefördert und eingebunden. Die Klubführung ging ebenso das teure und gewagte Risiko der Rückholaktion von Anthony Modeste ein. Mit dem Ergebnis, dass er derzeit auf der Bank sitzt und viel Geld bindet.
Der 1. FC Köln tut nun gut daran, sich selbstkritisch zu überprüfen, um wieder ein Klub zu werden, der durch Qualität statt durch Querelen, durch Zusammenhalt statt Zerstrittenheit und durch Integrität statt durch Intrigen auf sich aufmerksam macht. Es muss wieder eine klare Richtung und Philosophie erkennbar sein. Der legendäre Franz Kremer der 1948 den 1. FC Köln gründete, fragte damals seine Spieler "Wollen sie mit mir Deutscher Meister werden?". Davon ist sein Klub mittlerweile weit entfernt.
Aber der FC kann wieder eine Größe im Fußball werden, wenn sich der Verein wieder auf seine Tugenden besinnt. Ehrliche Arbeit, weniger Karneval, weniger Marketing, weniger Diskussionen und Eitelkeiten. Das Klubmotto heißt "Spürbar anders" - wie wäre es denn stattdessen mit "Spürbar besser"?!
Professionelle Strukturen und eine gemeinsame Vision, wie der 1. FC Köln der Zukunft aussehen soll. Dazu gehört es auch, jungen Spielern wie Noah Katterbach, Ismail Jakobs und Darko Churlinov ein realistische Perspektive zu geben. Und natürlich auch ein glücklicheres Händchen bei der Auswahl der neuen sportlichen Leitung damit der Verein dauerhaft das Image des Chaos-Klubs ablegt.