Neymar, "Vini" & Co.: Barca & Real setzen Tradition mit Vitor Roque fort
28.02.2023 | 19:29 Uhr
Ob Neymar, Vinicius oder Endrick: Zwischen den Dauerrivalen Barca und Real hat sich über Jahre hinweg ein Tauziehen um hochveranlagte Talente aus Brasilien entwickelt. Klar, dass das Ringen der LaLiga-Größen nun auch beim 17-jährigen Vitor Roque in die nächste Runde geht.
Fast zehn Jahre ist es bereits her. Damals, im Sommer 2013, dürften die Bewohner der brasilianischen Hafenstadt Santos nicht schlecht gestaunt haben, als sie einen Blick in die Tageszeitungen warfen. Ein junger Mann mit besonderer Frisur wechselte nämlich soeben zum großen FC Barcelona. Sein Name: Neymar da Silva Santos Junior, Spieler des FC Santos.
Damals war er 21 Jahre alt und Brasiliens begehrtester Dribbelkünstler. Neymar stand über vier Jahre hinweg in den Diensten des brasilianischen Erstligisten. Die Bewohner der Hafenstadt dürften mächtig stolz auf das Wunderkind gewesen sein, als sie von seinem Sprung auf die große weltweite Fußball-Bühne erfahren haben.
Angekommen in Katalonien entfachte Neymar im Handumdrehen einen gigantischen Hype. Die Verpflichtung des Zauberers stand für die neue Hoffnung Barcas und hat die in den Jahren zuvor etwas welk gewordenen Passionen auf Seiten der Fans neu befeuert. Dabei stand der Deal bis zuletzt auf der Kippe.
Weil Barcas Dauerrivale aus Madrid, die Königlichen von Real, kurz vor Abschluss versucht hatte, den Transfer mit einem stattlich aufgebesserten Angebot für das brasilianische Juwel doch noch zu verhindern. Am Ende entschied sich Neymar für die Katalanen - der Rest ist Geschichte.
Dabei kann das damalige Buhlen um den heute 31-Jährigen als Startschuss eines regelrechten Tauziehens von Real und Barca um brasilianische Top-Talente a la Neymar interpretiert werden, welches bis heute anhält und vor allem in finanzieller Hinsicht immer kolossalere Dimensionen annimmt.
Ähnlich wie bei Neymar lief es vier Jahre später, 2017, auch bei Vinicius Junior. Der damals 16 Jahre alte Flügelflitzer stand bei Flamengo Rio de Janeiro unter Vertrag. Real und Barca hatten das Ausnahme-Talent beide auf dem Zettel und rangen gleichermaßen um die Dienste des Youngsters. Letztendlich konnten die Königlichen den damaligen Teenager für eine Ablösesumme von 45 Millionen Euro nach Madrid lotsen.
2018 dann verpflichteten die Madrilenen zudem den damals 17-jährigen Rodrygo vom FC Santos. Auch für diesen brasilianischen Teenie griff Real tief in die Tasche - ebenfalls 45 Millionen Euro hat der heute 22-Jährige gekostet. Und auch hier sollen die Verantwortlichen des FC Barcelona ein Angebot für den Offensivspieler abgegeben und eifrig um die Dienste des Talents gebuhlt haben.
Damit nicht genug: Erst im Dezember des vergangenen Jahres machten ähnliche Schlagzeilen die Runde. Denn wieder einmal konnte Real Madrid einen begehrten brasilianischen Nachwuchsakteur verpflichten. Das 16-jährige Supertalent hört auf den Namen Endrick. Die vorläufige Ablösesumme beträgt 35 Millionen Euro und könnte durch Bonuszahlungen noch weiter auf bis zu 72 Millionen Euro ansteigen.
Endrick wird im Juli 2024 nach Madrid kommen, denn erst dann ist der Mittelstürmer volljährig. Neben Real hatten auch andere Top-Klubs ein Auge auf das Juwel geworfen - darunter unter anderem Paris Saint-Germain, Manchester United und - natürlich - allen voran auch der FC Barcelona.
Barca-Trainer Xavi hatte Ende November sogar noch selbst offen von Gesprächen mit dem brasilianischen Talent berichtet. Anders als erhofft bekommt es Xavi demnächst mit Endrick jedoch nicht als eigener Schützling, sondern als Akteur von Rivale Real Madrid zu tun.
Das Ringen um Talente aus Brasilien von Barca und Real hat also bereits Historie - und scheint alsbald auch nicht aufzuhören. Die Talentfabrik im Land des Rekordweltmeisters hört nicht auf, neue Juwelen zu produzieren. Und wo brasilianische Teenies bei den landesweiten Klubs emporkommen, sind auch die Scouts von Barca und Real nicht weit. Das Tauziehen zwischen den La-Liga-Größen befindet sich bereits mitten in der nächsten Runde.
So soll sich Barca derzeit in der Pole-Position mit Blick auf eine Verpflichtung des 17-jährigen Angreifers Vitor Roque von Athletico Paranaense befinden. Der frischgebackene U20-Südamerikameister soll bei zahlreichen europäischen Topklubs auf dem Wunschzettel stehen - selbstverständlich auch bei Real Madrid.
Mario Celso Petraglia, Präsident von Paranaense, erklärte bereits, dass die Verhandlungen in vollem Gange seien: "Es gibt ein Rennen um Vitor Roque und wir können es uns nicht leisten, das zu zahlen, was die Europäer zahlen. Wir haben bereits viele Anrufe und Angebote erhalten, wir werden schauen, was passiert."
Der in Timoteo geborene Angreifer tat sich schon 2021 im Nachwuchs von Cruzeiro Belo Horizonte hervor, als er für die U17-Mannschaft in 21 Spielen insgesamt 21-mal traf. Mit nur 16 Jahren und sieben Monaten feierte er im Oktober 2021 bereits sein Debüt für die Profis des Klubs in der zweiten brasilianischen Liga.
Binnen weniger Monate durchlebt er eine steile Entwicklung. Sechs Tore in 16 Spielen für die Profis von Cruzeiro riefen eine Handvoll Erstligisten auf den Plan. Im April des vergangenen Jahres wechselte der Angreifer schließlich zum CA Paranaense. Nach einigen Jokereinsätzen drängte der junge Angreifer beim Erstligisten immer mehr in die Startelf. Sein "Aufstieg war bemerkenswert", konstatierte auch Südamerika-Experte Johannes Skiba.
Am Ende der Saison 2022 standen sieben Tore und drei Vorlagen in 36 Einsätzen für Paranaense zu Buche. In der Copa Libertadores erreichte Roque mit seinem Team sogar das Finale, wo Athletico jedoch mit 0:1 Flamengo Rio de Janeiro unterlag. Die guten Leistungen in dieser Saison machten den Angreifer nicht nur schnell zum Liebling der Fans, sondern sorgten auch für eine Nominierung als bester Spieler der Copa Libertadores 2022 - als 17-Jähriger wohlgemerkt.
Den Mittelstürmer zeichnet auf dem Platz Schnelligkeit, Dynamik und Abschlussstärke aus. Er ist brandgefährlich und mit seinen Tempo-Dribblings enorm konterstark. Vitor Roques erste richtige Saison im brasilianischen Oberhaus war beeindruckend. Nationaltrainer Tite hatte ihn deshalb sogar auf die vorläufige Liste für die WM in Katar gesetzt.
Selecao-Legende Ronaldo, der Ende 2021 als Besitzer bei Cruzeiro Belo Horizonte einstieg und Roque während seiner Zeit beim Zweitligisten als Spieler bestens kennenlernen durfte, bezeichnete den jungen Stürmer als derzeit "größtes Juwel Brasiliens" - die Vergleiche zu Neymar ließen in den Medien wenig überraschend nicht lange auf sich warten.
Und so scheint es, als ob der FC Barcelona aktuell wohl die besten Karten hat, das begehrte Top-Talent verpflichten zu können. So vermeldete die spanische Sport zuletzt, dass man rund um das Camp Nou bereits konkrete Gespräche mit dem Spieler und den Verantwortlichen von Paranaense führen würde. Der Brasilianer soll dem Bericht zufolge sogar auch selbst am liebsten zu Barca wechseln wollen.
Wer das Rennen im Werben um Vitor Roque und damit um das nächste brasilianische Supertalent machen wird, bleibt abzuwarten. So oder so steht fest: Das Tauziehen zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid um begehrte Talente aus Brasilien wird auch danach weitergehen...
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