Immobile auf Europas Thron: Als Klopp mit einer Prognose irrte
02.08.2020 | 19:11 Uhr
Ciro Immobile befindet sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere und gewinnt den Goldenen Schuh für Europas besten Torjäger. Vor allem in Dortmund reiben sich einige verwundert die Augen, denn vielen ist der Italiener als Fehleinkauf im Gedächtnis.
Zugegeben, allzu oft ist es in der Vergangenheit nicht vorgekommen, doch manchmal liegt auch Jürgen Klopp falsch. "Das wird passen, da bin ich mir sicher", prognostizierte der damalige BVB-Trainer im Sommer 2014 in Bezug auf Neuzugang Ciro Immobile. Nur wenige Monate später wurde deutlich: Dortmund und Immobile - da passt überhaupt nichts.
Stattdessen war es ein großes Missverständnis, das nach nur einem Jahr und zehn Toren in 34 Pflichtspielen wieder beendet wurde. Im schwarz-gelben Trikot konnte der 30-Jährige nur selten seine Qualitäten zeigen, die ihn auszeichnen: geschickte Laufwege, hoher Aufwand und ein eiskalter Abschluss. Einer der Gründe für das Scheitern war die fehlende Wohlfühlatmosphäre.
Immobile beklagte sich in einem Interview noch während seiner Zeit in Dortmund über ausbleibende Essenseinladungen seiner Teamkollegen und über die deutsche Mentalität. Zur misslungen Integration gesellte sich die schwierige sportliche Situation, zwischenzeitlich fand sich der BVB sogar am Tabellenende wieder. Und dann war da noch die Bürde der gewaltigen Vorschusslorbeeren.
Immobile kam vom FC Turin als Torschützenkönig der Serie A und sollte die Nachfolge des zum FC Bayern abgewanderten Robert Lewandowski antreten. Der schoss nicht nur viele Tore, sondern war auch eine Art verkappter Spielmacher, der vorne unheimlich viele Bälle festmacht. Diese Rolle konnte der italienische Nationalspieler nicht ausfüllen.
Um auf dem Platz Top-Leistungen abzurufen, muss es beim sensiblen Stürmer auch außerhalb des Rasens passen. Am wohlsten fühlt er sich in "Bella Italia", denn auch bei seiner zweiten Auslandsstation beim FC Sevilla (vier Tore in 15 Spielen) war er zumeist nur ein Schatten seiner selbst.
Erst nach seiner Rückkehr im Januar 2016 zum FC Turin ging es wieder aufwärts. Ein halbes Jahr später fand er sein großes Glück in der ewigen Stadt. In 177 Pflichtspielen für Lazio traf er bereits 124 Mal.
Bei den Römern ist das Spielsystem auf das 1,85 Meter große Kraftpaket zugeschnitten, auch dank seiner 36 Saisontore durfte das Team von Trainer Simone Inzaghi für kurze Zeit sogar vom ersten Scudetto seit 2000 träumen.
Beim BVB ein Fehleinkauf, ist Immobile nun auf dem Weg, bei Lazio eine Vereinsikone zu werden. "Das wird passen, da bin ich mir sicher." Diese Aussage umgemünzt auf die Biancocelesti und Immobile und Klopp hätte mal wieder Recht behalten.