Leon Goretzka feiert erfolgreiche Deutschland-Rückkehr in Italien

Schweigen war für Leon Goretzka in den vergangenen 16 Monaten Gold. Es hat sein überragendes Comeback erst ermöglicht.

Leon Goretzka huschte mit "Bodyguard" Rudi Völler durch die chaotische Interview-Zone, hinaus in eine milde Mailänder Nacht. Auch nach seinem Traum-Comeback biss er sich kraftvoll auf die Zunge: Er hatte im Zorn geschwiegen - warum sollte er nun im Triumph verbal um sich schlagen?

Jedes Wort zu viel über ganz bittere 16 Monate wäre ihm nur als Kritik ausgelegt worden: an einem Bundestrainer, der ihn einst aussortiert hatte. Und der ihn nun zum Vorbild für Generationen erhob. "Sein cleverster Move war, dass er nicht immer alles kommentiert hat und ruhig geblieben ist", lobte Julian Nagelsmann nach dem ersten Nations-League-Akt in der Oper des italienischen Fußballs.

Den stillen Kampf gegen Widerstände legte der Bundestrainer sogleich der gesamten Gesellschaft ans Herz: "Es ist generell ratsam im Leben, nicht immer alles sofort hinzuwerfen. Wir werden durch das Swipe-Leben dazu gebracht, schnell was Neues zu machen, wenn das Alte nicht so gut ist." Nagelsmann wählte als Beispiel den "F-Jugendlichen, der nach Regen im Training lieber Hallensport macht". Goretzka hingegen habe bewiesen, "dass es sich lohnt, auch mal Täler zu durchschreiten".

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Leon Goretzka feiert beim 2:1-Auswärtssieg von Deutschland ein Traum-Comeback in der Nationalmannschaft und schießt das Tor zum Sieg. Nach dem Spiel lobt Bundestrainer Julian Nagelsmann die Leistung des lange nicht Berücksichtigten.

Goretzka zieht sich selbst aus der Krise

Goretzka jammerte nicht. Er arbeitete. Er zog sich selbst aus der Krise, erst beim FC Bayern, nun auch in der Nationalmannschaft - wo er sich mit dem Siegtor und einem bockstarken Auftritt beim 2:1 (0:1) gegen Italien auf Anhieb wieder unverzichtbar machte. Er müsse zugeben, sagte er in seinem einzigen 115-Sekunden-Interview der ARD, das sei doch "eine recht schöne Geschichte".

Schon als die ersten Töne der Nationalhymne durch die Pfiffe im mächtigen Betonklotz San Siro drangen, da hatte es ihn "mehr gepackt, als ich gedacht habe". Das inspirierte ihn zu einer besonderen Leistung im Viertelfinal-Hinspiel: Er wuchs zu einer Marmorsäule für das gesamte Gebilde, immer anspielbar, ballsicher, aktiv, gefährlich. Das Kopfballtor war die Krönung.

"Es war sehr, sehr schön auf jeden Fall", betonte der 30-Jährige, "so soll es sein." Die Bitternis schwang nur im Subtext mit: "Es war natürlich nicht einfach, das wurde ja auch hinlänglich berichtet. Ich habe da noch nicht so viel zu gesagt, und dabei werde ich es belassen." Lieber wolle er "nach vorne gucken als zurück".

Renaissance zur allerbesten Zeit

Der Blick lohnt. Angesichts der Vakanz im defensiven Mittelfeld kommt seine Renaissance zur allerbesten Zeit. Nagelsmann brauchte ihn nicht, als Toni Kroos zurückkam: Doch der ist längst wieder weg. Nun braucht Nagelsmann Goretzka, weil andere schwächeln - Pascal Groß steckt mit Borussia Dortmund tief in der Krise, Robert Andrich ist bei Bayer Leverkusen kein Stammspieler.

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Goretzka dagegen? "Leon war unser auffälligster Spieler, ein Top-Comeback", sagte der Bundestrainer, der mit seiner Meinungswende auch etwas zurückzahlte: "Wir hatten immer ein sehr gutes Verhältnis, er hat bei Bayern sehr für mich gekämpft, was ich gut fand."

Goretzka fand ohne großspurige Genugtuung einfach nur gut, wie es gelaufen war. "Man traut sich hin und wieder, sich vor einem Spiel dieses Szenario auszumalen", sagte er, "das habe ich diesmal auch gemacht." Die Realität war dann sogar noch besser.

SID

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