Auslaufmodell oder Stehaufmännchen?
31.07.2024 | 21:54 Uhr
Champions-League-Sieger, Routinier, Erfolgsgarant - aber zum wiederholten Male mit einem schweren Stand: Leon Goretzka steht beim FC Bayern vor dem Aus und soll nach Sky Informationen verkauft werden. Ein Fehler? Ein Pro und Contra.
Leon Goretzka und der FC Bayern? Das hat keine Zukunft mehr! Im Mittelfeld herrscht mittlerweile ein Überangebot: Youngster Aleksandar Pavlovic, Neuzugang Joao Palhinha, Konrad Laimer und auch Joshua Kimmich - da wird es für Goretzka (Vertrag bis 2026) eng.
Einen Topverdiener wie Goretzka auf die Bank setzen? Das macht nur wenig Sinn. Ein Mitgrund, weshalb der 29-jährige Mittelfeldmotor nach Sky Informationen verkauft werden soll. Sportvorstand Max Eberl ließ bei der Vorstellung von Joao Palhinha aufhorchen: "Wir besprechen die Dinge vertrauensvoll, nicht in der Öffentlichkeit. Aber klar: Die Konkurrenzsituation im Mittelfeld wird extrem groß werden", sagte der Funktionär zu Goretzkas Perspektive auf Sky Nachfrage und verdeutlichte: "Jeder Spieler muss am Ende für sich entscheiden, was sein nächster Schritt ist und ob er den Konkurrenzkampf annimmt." Rückendeckung? Fehlanzeige.
Das erinnert stark an die Bayern-Zeiten unter Thomas Tuchel. Der ehemalige FCB-Coach wollte eigentlich lieber mit einer Holding Six als mit dem 57-maligen deutschen Nationalspieler auflaufen - bekam diese allerdings nicht. Alternativen waren folglich bis zur "Entdeckung" von Pavlovic Mangelware, wodurch Tuchel am zuverlässigen und stark aufspielenden Goretzka nicht vorbeikam.
Beim CL-Aus gegen Real Madrid setzte Tuchel aber ein eindeutiges Zeichen: Im Hinspiel musste der ehemalige Bochum- und Schalke-Profi zur Pause raus, im Bernabeu kam er überhaupt nicht zum Einsatz, musste hinter dem Mittelfeld-Duo Laimer und Pavlovic auf der Bank Platz nehmen. Ein Rückschlag für den Routinier und ein Wink in die Bayern-Zukunft.
Eine Jokerrolle kann nicht sein Anspruch sein, dafür ist er eigentlich zu gut, zu teuer sowieso. Gewollt wird er offenbar nicht mehr. Auch im DFB-Kader fand er zuletzt keine Berücksichtigung mehr, durfte nicht mit zur Heim-EM. In der Folge wäre ein Tapetenwechsel die logische Konsequenz und das Beste für alle Seiten: Während die Münchner einen Topverdiener von der Payroll streichen und noch eine Millionen-Summe einstreichen würden, könnte es Goretzka an anderer Stelle noch einmal allen beweisen. Beweisen, dass er eben kein Auslaufmodell ist.
Nico Ditter
Thomas Tuchel schien keine großen Stücke auf Goretzka zu halten. Wiederholt und vehement forderte Vincent Kompanys Vorgänger eine Verstärkung für das Mittelfeld - die ihm jedoch nicht erfüllt wurde. Goretzka blieb gelassen und beschwerte sich auch nicht, als er plötzlich als Innenverteidiger aushelfen musste.
Am Ende der vergangenen Saison standen für ihn 30 Bundesligaspiele (17 über 90 Minuten) und 15 Torbeteiligungen zu Buche. In den elf Champions-League-Partien des FCB stand der neunmal in der Startelf, sieben Mal über 90 Minuten. Der 29-Jährige ist ein Kämpfer, ein Vollprofi und eine Identifikationsfigur. Auf und neben dem Platz. Typen wie ihn braucht der FC Bayern.
Rückendeckung bekam Goretzka zuletzt immerhin von Uli Hoeneß. "Im Leben bekommt man immer eine zweite Chance. Das gilt auch für ihn bei Bayern München. Er hat jetzt die Chance, sich zu beweisen", sagte der Ehrenpräsident - wenn auch mit einer Anmerkung: "Die letzten zwei Jahren waren nicht in Ordnung."
Zwei Jahre läuft Goretzkas Vertrag in München noch. Die Debatte um seine Zukunft lässt ihn kalt, zumindest hat er sich bislang nicht dazu geäußert. Anscheinend will er lieber die Antwort auf dem Platz geben. Die nächste Chance dazu hat er auf der Asienreise im Testspiel gegen Tottenham. Goretzka abzuschreiben, wäre ein Fehler.
Thorsten Mesch
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