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Liga-Stopp wegen Coronavirus: Spielbetrieb von der DFL ab sofort ausgesetzt

Historische Dimension: Corona legt Fußball-Deutschland lahm

Die Corona-Pandemie zwingt auch den deutschen Fußball in die Knie: Der 26. Spieltag ist abgesagt, eine Einstellung des Spielbetriebs bis 2. April wurde empfohlen. Das ursprünglich Festhalten am Geisterspieltag hatte heftige Kritik ausgelöst.

Der deutsche Profifußball wollte sich mit aller Macht übers Wochenende retten, doch am "Schwarzen Freitag" zwang das Coronavirus auch die DFL zur Kapitulation. Knapp vier Stunden vor dem angesetzten Auswärtsspiel des SC Paderborn bei Fortuna Düsseldorf wurde der 26. Spieltag in der Bundesliga und 2. Liga komplett abgesagt.

Das beschloss das Präsidium der Deutschen Fußball Liga (DFL) am Freitagnachmittag. Eine Entscheidung, die die Sky Experten Lothar Matthäus und Didi Hamann begrüßen, aber auch Kritik üben. Für die beiden ehemaligen Nationalspieler ist klar, dass in der momentanen Lage das runde Leder zweitrangig ist. "Die Gesundheit geht vor, die Sicherheit geht vor und Fußball können wir dann auch noch in ein paar Wochen spielen, wenn dann hoffentlich all diese Probleme gelöst sind", stellt Matthäus klar.

Historische Dimension für die Liga

Darüber hinaus soll auf Empfehlung des Gremiums der Spielbetrieb bis zum 2. April ruhen. Auch der Klassiker der Nationalelf gegen Italien fällt der Corona-Krise zum Opfer. Die FIFA empfahl sogar die Verschiebung aller geplanten Länderspiele. "Angesichts der Dynamik des heutigen Tages mit neuen Corona-Infektionen und entsprechenden Verdachtsfällen in direktem Zusammenhang mit der Bundesliga und 2. Bundesliga" habe man kurzfristig beschlossen, "den ursprünglich heute beginnenden 26. Spieltag in beiden Ligen zu verlegen", schrieb die DFL in einer Stellungnahme. Die Entscheidung hat eine historische Dimension: Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg (1944/45) ist der Ligabetrieb unterbrochen.

Die Aussetzung des Spielbetriebs bis zum 2. April soll von den 36 Profiklubs bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Montag in Frankfurt/Main abgenickt werden. Zuvor hatte das DFL-Präsidium noch vorgeschlagen, wegen der Corona-Pandemie erst ab dem kommenden Dienstag auszusetzen.

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"Das Präsidium der DFL hat eine Entscheidung getroffen, die es zu respektieren gilt - unabhängig davon, dass es sicher auch andere Ansätze gegeben hätte", sagte der Dortmunder Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und sprach von der "größten Krise" des deutschen Profifußballs: "Es steht zu hoffen, dass die Bundesliga-Klubs in den vergangenen Jahren so viel Substanz gebildet haben, dass alle diese Krise überstehen." Eine existenzielle Gefährdung des BVB schloss er nach aktuellem Stand aus.

Erster Corona-Fall in der Bundesliga

Das zunächst sture Festhalten am "Geisterspieltag" hatte für heftige Kritik gesorgt. "Fußballer werden in dieser Situation wie Affen im Zirkus behandelt", twitterte Union Berlins Torhüter Rafal Gikiewicz, und der spanische Mittelfeldspieler Thiago von Bayern München schrieb: "Das ist verrückt. Bitte hört auf herumzualbern und kommt in der Realität an."

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Die Realität sah am Freitag so aus: Paderborns Trainer Steffen Baumgart lag mit typischen Symptomen im Zimmer des Teamhotels - sein Corona-Test fiel aber negativ aus. Sein Spieler Luca Kilian hingegen wurde nach der Absetzung des Spieltags am Abend positiv auf das Virus getestet und ist damit der erste bestätigte Corona-Fall in der Bundesliga.

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Die Partie am Montag von Werder Bremen gegen Bayer Leverkusen wurde von der Stadt Bremen abgesagt, weil bis zu 3000 Menschen rund ums Weserstadion erwartet wurden. Bei Fabian Nürnberger vom Zweitligisten 1. FC Nürnberg wurde ein positiver Corona-Befund bekannt. Das gesamte Team begab sich auf Anweisung der Gesundheitsbehörde in eine 14-tägige häusliche Quarantäne.

Rummenigge: "Es geht am Ende des Tages auch im Profifußball um Finanzen"

Die organisierten Fangruppen kritisierten das anfängliche Festhalten "Geisterspieltag". "Das zeigt deutlich, dass es den Machern nur ums Geld und nicht um die Gesundheit der Spieler geht", sagte Rainer Vollmer, Vorstand der Fan-Interessengemeinschaft "Unsere Kurve", dem SID.

Bayern Münchens Vorstandchef Karl-Heinz Rummenigge gab unumwunden zu: "Es geht am Ende des Tages auch im Profifußball um Finanzen." Wenn die ausstehende Zahlung der TV-Broadcaster ausbleibe, bekämen viele kleinere und mittlere Klubs Liquiditätsprobleme, betonte Rummenigge: "Es steht ein größerer dreistelliger Millionenbetrag für die 1. und 2. Liga im Feuer."

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Karl-Heinz Rummenigge hält die Entscheidung der DFL, den kommenden Spieltag abzuhalten, für richtig (Video-Länge: 1:23 Minuten).

Weiteres Vorgehen wird besprochen

Das offizielle Ziel der DFL ist weiterhin, "die Saison bis zum Sommer zu Ende zu spielen", teilte die DFL mit: "Aus sportlichen Gesichtspunkten, aber insbesondere auch weil eine vorzeitige Beendigung der Saison für einige Klubs existenzbedrohende Konsequenzen haben könnte." In der Länderspielpause wolle man "das weitere Vorgehen" besprechen.

Eine Ausweitung des Kalenders bis Ende Juni ist möglich, sofern sich die UEFA dazu durchringt, die EURO 2020 um ein Jahr zu verschieben. Sollte es aber nicht wie erhofft weitergehen, würden sich zahlreiche Folgefragen stellen. Kann die Saison dann überhaupt beendet werden? Wird es erstmals seit 1947 keinen deutschen Meister geben? Wie werden Auf- und Abstieg geregelt? Und wie die finanziellen Folgen aufgefangen? Wird im Falle eines Saisonabbruchs die Tabelle "eingefroren" und gewertet - oder wird sie neutralisiert?

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Sky blickt auf die offenen Fragen im Sport durch die Corona-Pandemie.

Die DFL-Spielordnung beinhaltet keinen Paragraphen, der den Abbruch einer Saison regelt. Mit seiner Zwischenlösung "Geisterspiele" konnte sich der deutsche Fußball nicht wie erhofft über Wasser halten. Schnell wurde klar, wie absurd und sinnlos Profi-Spiele ohne Fans wirken. Vor dem Stadion von Borussia Mönchengladbach versammelten sich zum Derby gegen den 1. FC Köln Hunderte in Verkennung der Corona-Lage, um ihre Mannschaft dennoch zu unterstützen.

Sport-Informations-Dienst (SID)

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