Bundesliga: Loris Karius im exklusiven Sky Sport Interview über Liverpool, Union, Klopp, Mane und mehr

Sky Exklusiv || Loris Karius: "Bei Union hatte ich keine faire Chance"

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Vereinsloser Loris Karius will nochmal durchstarten

Sky Sport hat den ehemaligen Liverpool-Torwart Loris Karius zum exklusiven Interview getroffen.

Loris Karius über...

... sein Einzel-Training in der Nähe von Ulm:

"Da komme ich her, da wohnt meine Familie. Ich habe mich dazu entschieden, dort zu trainieren. Um runterzukommen, um meinen Fokus zu haben. Ich habe dort sehr gute Bedingungen, um jeden Tag ein top Training abzuliefern."

... das Gefühl, zum ersten Mal in seiner Karriere vereinslos zu sein:

"Es ist eine Situation, die ich bis jetzt nicht hatte. Frei zu sein, den Verein auch frei wählen zu können. Das ist nicht alles nur negativ, es bringt auch schöne Dinge mit sich. Ich sehe es als Chance und Neustart. Ich treffe die Entscheidung diesmal sehr überlegt und lasse mir bewusst mehr Zeit, um den richtigen Verein zu finden. Es gibt Anfragen, wir haben auch schon gesprochen, aber für mich war noch nicht der Verein dabei. Es ist wichtig, dass ich ein gutes Gefühl habe beim Trainer, bei den Verantwortlichen und sie auch bei mir. Nur wenn dieses Vertrauen da ist, kann ich meine Topleistung abrufen. Dann wird es eine Win-win Situation. Ich gehe jeden Tag aktiv an die Sache ran, trainiere und gebe Vollgas. Ich bin überzeugt, dass mich das richtige Projekt finden wird."

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... Überlegungen, nochmal anzugreifen:

"Das ist mein absolutes Ziel, dafür tue ich alles und ordne dem auch alles unter."

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... Gedanken an ein Karriereende:

"Nein, weil ich merke, wie viel Spaß es mir macht, jeden Tag auf dem Platz zu stehen, mich den Bällen hinterher zu werfen und selbst, wenn es wie im letzten Jahr nur Training war, hat es einfach Spaß gemacht, in den Spielen mit den Jungs zu gewinnen. Dieser Wille ist bei mir nach wie vor da. Ich bin in einem guten Alter, bin gesund, bin fit und mir macht es unheimlich viel Spaß. Ich habe noch viel in mir. Ich will einfach auf höchstem Niveau spielen und mich noch mal beweisen."

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... seinen Fitnesszustand:

"Ich habe bis Ende Mai mit dem besten Verein der Welt trainiert, mit den besten Spielern der Welt. So ein Training hat kaum jemand. In der Sommerpause habe ich weitertrainiert, an mir gearbeitet und jetzt, seitdem die Vorbereitung begonnen hat, habe ich das Training täglich fortgeführt. Ich könnte direkt ins Mannschaftstraining einsteigen und arbeite jeden Tag dafür, dass ich bereit bin. Körperlich und geistig bin ich topfit. Ich probiere auch neue Ansätze, geh zum Yoga, meditiere viel, lese Bücher, um neue Reize zu setzen. Das tut mir gut."

... die Option, als Nummer zwei einzusteigen:

"Nein, das ist für mich eigentlich kein Thema. Aber ich weiß, dass ich mich überall beweisen muss. Das gehört zum Fußball dazu. Wenn ich jetzt bei Gesprächen raus höre, dass ich von vornherein die Nummer zwei bin, dann macht es für mich eigentlich grad wenig Sinn."

... die Option sich als Nummer zwei beim FC Bayern oder Manchester City auf die Bank zu setzen:

"Ich habe den Anspruch, noch mal zu spielen und Gas zu geben. Aber das kommt bei jedem Torhüter immer auf die Situation an. Deshalb kann ich auch Stefan Ortega verstehen, wo man sowas noch nie erlebt hat und er jetzt mit einem großen Verein Titel gewinnen kann, auch wenn er vielleicht nicht so oft zum Einsatz kommt."

Loris Karius mit Sky Reporter Florian Plettenberg.
Image: Loris Karius hat sich mit Sky-Reporter Florian Plettenberg zum Interview in Berlin getroffen.  © Sky

... über seinen Beraterwechsel zur Agentur Rogon:

"Zunächst mal: Ich bin meinem alten Berater Florian Goll unheimlich dankbar. Wir haben 15 Jahre zusammengearbeitet. Es war eine unglaublich tolle Zeit mit vielen Höhen und Tiefen. Wir sind nach wie vor Freunde, er hat meine Entscheidung respektiert und akzeptiert. Aber für mich war es einfach wichtig, einen neuen Weg zu gehen. Ein bisschen aus meiner Komfortzone herauszutreten, in der ich mich befunden habe. Deshalb habe ich das bewusst so gewollt."

... seinen Berater:

"Ich unterhalte mich viel mit meinem Vater, der ist immer involviert. Deshalb ist die Familie mit dabei. Damit sind wir immer gut gefahren. Und Roger Wittmann hat viel Erfahrung, der erzählt mir keinen Quatsch und fordert gewisse Dinge von mir. Er weiß, wie die Dinge laufen und deshalb war das für mich die beste Entscheidung in diesem Moment."

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... den Karriereschritt, den er bereut:

"Im Nachhinein betrachtet, würde ich den Wechsel zu Union Berlin jetzt nicht mehr machen. Das war kurz vor Transfer-Ende, wo ich nicht bei Liverpool auf der Bank sitzen wollte, und Spielpraxis haben wollte. Ich hatte nur ein Gespräch mit dem Verantwortlichen, da wurde mir zugesichert, dass ich im Tor stehe und direkt meine Spielzeit bekomme. Das ist leider nicht so gekommen. Ich hatte nie wirklich eine faire Chance, mich dort auszuzeichnen. Aber man muss auch sagen. Für den Verein lief es in dieser Saison bombastisch, in der ganzen Hinserie wurde nur ein Spiel verloren. Deshalb kann man Union für die Saison nur gratulieren. Ich war der Leidtragende, aber habe das Beste aus der Situation gemacht, habe anderen Spieler geholfen, junge Spieler herangeführt und meine Erfahrungen weitergegeben. Ich war sehr respektiert in der Mannschaft. Selbst heute, glaube ich, würde es dort nur gute Worte über mich geben. Ich bin für diese Erfahrung dankbar. Schade, dass ich die Alte Försterei nie ausverkauft erleben durfte."

... was für ein Torwart er heute ist:

"Ich besitze immer noch große Qualitäten und habe nicht umsonst so viele Spiele auf hohem Niveau absolviert. Ich bin ein absoluter Teamplayer, arbeite hart und will den maximalen Erfolg für die Mannschaft. Ich bin loyal. Ich war immer top professionell, habe immer alles gegeben. Ich bin einer der letzten, der nach Hause geht vom Training."

Bundesliga-Saison 2022/23

  • Start: 5. - 7. August 2022
  • Eröffnungsspiel: Eintracht Frankfurt - FC Bayern München
  • letzter Spieltag 2022: 11. - 13. November
  • FIFA Fußball-WM: 21. November - 18. Dezember 2022
  • erster Spieltag 2023: 20. - 22. Januar
  • 34. Spieltag: 27. Mai 2023
  • Titelverteidiger: FC Bayern München
  • Aufsteiger: FC Schalke 04, SV Werder Bremen

... sein öffentliches Image:

"Das Bild, das von mir entstanden ist, ist verzerrt. Ich bin eigentlich ein sehr introvertierter Typ. Ich habe in der Vergangenheit aber Fehler gemacht, auch was mein Privatleben betrifft. Deshalb ist dieses Bild entstanden. Das möchte ich ändern und ins richtige Licht rücken. Ich bin einer, der alles für Familie, Freunde und den Verein tut und für seine sportlichen Leistungen wahrgenommen werden will. Natürlich habe ich Hobbys. Natürlich interessiere ich mich für Mode. Ich interessiere mich aber auch für viele andere Dinge, die man nicht mitbekommt. Wie kann ich Leuten helfen, denen es nicht so gut geht wie mir? Wie kann ich Sachen zurückgeben, wie kann ich mich noch kreativ ausleben in anderen Dingen? Es gibt viele Seiten von mir, die man so nicht mitbekommt und es ist schade, dass ich zum Teil drauf reduziert werde. Aber wie gesagt: Es liegt auch an mir, das zu ändern. Ich bin auf einem guten Weg."

... welchen Karius man zukünftig erleben wird:

"Ich will einfach die authentische Version von mir selbst sein. Ich bin ein Typ, der die Öffentlichkeit eigentlich scheut. Aber durch meine Beziehungen in der Vergangenheit bin ich ein bisschen in den Boulevard hineingeraten, unfreiwillig. Dann ist es nicht so einfach, da wieder rauszukommen. Daran arbeite ich. Ich habe ein, zwei Fehler gemacht. Dazu stehe ich, dafür übernehme ich die komplette Verantwortung. Aber heute kann ich sagen: Ich habe daraus gelernt und habe einen Schritt nach vorne gemacht."

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... seine Gedanken an das tragische Champions-League-Finale am 26. Mai 2018:

"Das ist ein Teil von mir und so wird es immer sein. Es wird immer wieder irgendwo zur Sprache kommen. Aber damit habe ich mich abgefunden."

... die Bedeutung dieses Spiels für seinen weiteren Karriereverlauf:

"Erstmal muss man sagen, dass ich nicht nur durch Zufall an diesem Tag in einem Champions-League-Finale gespielt habe. Ich hatte alle 13 Spiele in dieser Saison absolviert, hatte die meisten Spiele ohne Gegentor und hatte mir das Finale verdient. Ich habe meinen Beitrag geleistet, genauso wie die ganze Mannschaft, dass wir damals im Finale standen. Das ist ein Erfolg, den muss man nicht kleinreden. Das haben nicht viele deutsche Torhüter erreicht. Deshalb bin ich stolz drauf, werde es auch weiterhin sein und kann das jetzt mit Abstand gut einschätzen. Damals sind einige Dinge nicht gut gelaufen und viele Umstände zusammenkommen. Das tut weh. Natürlich habe ich lange gebraucht, um es zu verarbeiten. Es brauchte Zeit. Das ist tief verankert. Aber ich habe mir die Zeit genommen, die ich gebraucht habe und mittlerweile kann ich zurückblicken. Es gab andere große Torhüter, die Fehler gemacht haben, die stärker zurückgekommen sind und noch mehr Titel gewonnen haben. Ich bin 29, warum soll ich keinen Titel mehr gewinnen?"

... die Option, sich Hilfe nach nach dem Finale zu holen:

"Ich habe mir Hilfe gesucht, habe dann aber für mich festgestellt, dass ich das mit mir selbst ausmachen muss, dass das für mich niemand abnehmen kann."

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... das darauffolgende Verhalten des Vereins und ob er darüber enttäuscht war:

"Was heißt enttäuscht? Der Verein hat damals die Entscheidung getroffen, mich nach Amerika zum Spezialisten zu schicken, mich untersuchen zu lassen und die Diagnose an die Öffentlichkeit zu bringen. Das war nicht meine Entscheidung, sondern der Verein wollte, dass das Spiel damit in ein anderes Licht gerückt wird und die Umstände erklärt werden. Dass daraus wiederum so ein Echo resultiert und die Leute noch mehr darauf eingehen, war nicht die Absicht vom Verein. Aber irgendwann war es schwierig, das Gesamtpaket einzudämmen, weil von allen Seiten was kam. Deshalb tue ich mich schwer, irgendjemandem einen Vorwurf zu machen. Ich habe heute noch mit allen ein gutes Verhältnis. Aber es ist auch Fußball. Da gehört nicht nur der Trainer dazu, da gehört der Vorstand dazu, Manager, Sportdirektoren, alle. Wenn es dann den Entschluss gibt, dass man einen neuen Torhüter holt, dann ist es so. Im Fußball werden Positionen ausgetauscht, da kann ich nicht großartig nachtragend sein."

... Sergio Ramos und ob er sich bei ihm entschuldigt hat:

"Nein, aber ihm selbst bin ich nicht böse, weil er als Spieler immer am absoluten Limit spielt und so unheimlich viele Titel gewonnen hat. Den willst du in deiner Mannschaft haben. Die haben das Spiel damals gewonnen, das muss man akzeptieren. Ich bin ihm aber nicht böse, dass er sich nicht entschuldigt hat. Es wäre vielleicht schön gewesen, aber so ist es. Es geht weiter."

... Kontakt zu Jürgen Klopp:

"Natürlich. Ich habe auch fast jede Woche noch Kontakt zum Torwarttrainer. Ich habe Jürgen Klopp zum Geburtstag gratuliert. Er hat mir auch gratuliert, er hat mir ein paar Videos von seiner Feier geschickt. Wir sind gut miteinander, waren immer ehrlich miteinander und können uns heute in die Augen schauen. Wir sind Freunde."

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... den Trainer Klopp und wie er tickt:

"Er arbeitet unter der Woche sehr akribisch. Er ist kein Trainer, der sich von außen alles anguckt und seine Co-Trainer alles machen lässt. Es ist mit vollem Elan dabei. Wenn was nicht so läuft, dann knallt es auch mal. Deshalb ist jeder Spieler schon unter der Woche bei 100 Prozent. Er hat auch nicht immer die längste Ansprache, wie man sich das vielleicht denkt. Am wichtigsten ist, dass er sehr authentisch ist. Egal was er sagt, die Spieler kaufen es ihm ab. Das zeichnet ihn aus. Das macht ihn einzigartig. Er ist ein Menschenfänger."

... den Transfer von Sadio Mane:

"Für die Bayern ist es der Transfer schlechthin. Auch, weil er flexibel ist. Er kann in der Spitze spielen, auf dem Flügel. Er hat seine Klasse über so viele Jahre unter Beweis gestellt. Es werden viele Tore folgen, Bayern wird noch sehr viel Spaß mit ihm haben. Er ist ein sehr bodenständiger Typ, der sich sehr schnell einfügt in die Mannschaft und zurechtkommen wird. Deshalb wird er nicht viel Anlaufzeit brauchen, um zu funktionieren."

... die Anzahl der Tore, die er Mane in der Bundesliga zutraut:

"25, 30 Tore kann er bestimmt machen."

... Manes beste Position?

"Die Neun macht für ihn durch den Abgang von Lewandowski am meisten Sinn. Aber seine Eins-A-Position ist der Flügel."

... den kommenden Deutscher Meister:

"Es wird wichtig für Vereine wie Dortmund, Konstanz hinzubekommen. Denn wenn immer wieder unnötig viele Spiele verloren gehen, dann wird es schwierig, den FC Bayern anzugreifen. Selbst letztes Jahr, als sie Schwächephase hatten, kamen die anderen Teams nicht hinterher. Dortmund hat eine gute Mannschaft und sie haben Spieler verpflichtet, die noch nicht am Ende ihrer Entwicklung sind. Da wird es noch vorangehen. Sie haben eine richtig gute Truppe. Wenn sie Konstanz bekommen, dann können sie den Bayern gefährlich werden. Aber für mich sind die Bayern trotzdem Favorit."

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... seinen Kumpel Nico Schlotterbeck:

"Es ist wichtig, dass er sich jetzt gut zurechtfindet, gute Leistungen bringt und sich nicht von Anfang an zu viel Druck macht. Er ist ein lockerer Typ und ist hellauf begeistert von seiner neuen Aufgabe. Mit ihm und Dortmund kann es eine Win-win-Situation werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er vor der gelben Wand schwächelt."

... eine mögliche Gehaltsanpassung bei den Frauen:

"Ich habe die EM der Frauen geschaut und war wie viele andere auch begeistert. Da tut sich gerade einiges. Das ist schön schon zu sehen. Sie investieren ins Training genauso viel wie wir. Deswegen wäre es schön zu sehen, wenn in das Thema der Gehälter ein bisschen Bewegung reinkommt."

Mehr zum Autor Florian Plettenberg