Eintracht Frankfurt ist bislang DIE Überraschung der Bundesliga. Das liegt vor allem an Omar Marmoush. Zuletzt besiegte die SGE den VfB Stuttgart, der laut Lothar Matthäus besser spielt, als der Tabellenplatz es aussagt. Und Nuri Sahin hat beim BVB noch eine Menge zu tun.
11.11.2024 | 22:57 Uhr
Lothar Matthäus erklärt in seiner Kolumne, warum Eintracht Frankfurt ein großer Kandidat für einen Champions-League-Platz ist und lobt dabei Omar Marmoush in den höchsten Tönen. Beim VfB Stuttgart ist der Sky Experte optimistisch. Beim BVB hofft er auf Besserung.
Eintracht Frankfurt ist immer gut für die internationalen Plätze. Auch wenn im Sommer einige Spieler gegangen sind, konnten die Verantwortlichen den Kader gut zusammenhalten. In den Jahren zuvor standen immer drei, vier Stammspieler zum Verkauf.
Während sich andere Mannschaften noch nicht ganz gefunden haben, ist die SGE von Anfang an einer von fünf Kandidaten für die drei Champions-League-Plätze gewesen. Denn der erste ist mit dem FC Bayern praktisch schon vergeben.
Frankfurt ist eine stabile Kraft. Neben den sechs Siegen hatte die SGE zwei Remis und zwei unglückliche Niederlagen. Die Frankfurter sind nicht nur punktemäßig, sondern auch leistungsmäßig ein großer Kandidat für die Champions League.
Das muss nicht unbedingt das Ziel sein, aber intern kann man darüber reden. Die Mannschaft zeigt nicht nur einen disziplinierten, sondern auch einen attraktiven Fußball, hat eine klare Hierarchie und besitzt Unterschiedsspieler.
Mit Omar Marmoush und Hugo Ekitike hat Frankfurt zwei Top-Stürmer in seinen Reihen. Die beiden ergänzen sich gut. Wenn wir alle drei Monate einen Weltfußballer wählen würden, dann wäre Marmoush aktuell vielleicht ein Kandidat für die Auszeichnung. Er ist momentan Extraklasse und performt nicht nur in der Bundesliga, sondern auch international.
Aber man muss klar sagen, dass Marmoush von der Mannschaft profitiert - genauso wie ein Harry Kane es in München tut. Das Team bringt ihn in Position und füttert ihn mit Bällen. So schafft man eine gewisse Anzahl an Toren.
Beim VfB Stuttgart kommt derweil vieles zusammen: Die hohen Erwartungen nach der letzten Saison, die Abgänge im Sommer und dann die Dreifachbelastung. Das sind viele Spieler noch nicht gewohnt. Jetzt hat man keine sieben Tage mehr für die Vorbereitung auf ein Bundesliga-Spiel. Dazwischen ist halt noch etwas. Ein Spieler vom FC Bayern ist es gewohnt, immer mittwochs und samstags zu spielen. Er kennt den Rhythmus.
Stuttgart hat im Sommer Führungsspieler verloren - sowohl hinten als auch vorne - und die neuen Spieler mussten sich erst an das neue Umfeld gewöhnen. Trotz alledem zeigt der VfB, auch zuletzt bei der Niederlage gegen Frankfurt, gute Leistungen. Nur die Ergebnisse bleiben etwas aus. Da fehlt das Quäntchen Glück, das sie in der vergangenen Saison noch hatten. Die Stuttgarter performen aber besser, als der Tabellenplatz es aussagt.
Wenn es am Ende nicht mit der Champions League klappen sollte, dann wird es sicherlich für die Europa League reichen - und damit wären sie auch zufrieden. Im Verein ist Ruhe eingekehrt, die wirtschaftliche Situation hat sich stabilisiert. Das Team um Alexander Wehrle leistet hervorragende Arbeit. Da stehen andere Mannschaften viel mehr unter Druck.
Wie zum Beispiel Borussia Dortmund. Emre Can nach seiner Roten Karte als Hauptverantwortlichen für die aktuelle Situation hinzustellen, halte ich für nicht richtig. Er hat in Mainz eine falsche Entscheidung getroffen und damit sich und der Mannschaft geschadet. Das passiert an jedem Wochenende im Fußball. Es passt aber zu den Auswärtsspielen der Dortmunder in dieser Saison.
Der Kader ist gut genug zusammengestellt. Dafür haben wir sie alle vor der Saison gelobt - auch ich. Nun spielt sicherlich auch die Verletztenmisere eine Rolle. Aber es wäre wichtig gewesen, wenn man von Anfang an eine Stamm-Mannschaft gehabt hätte - so wie bei den Bayern. Da muss man nicht lange überlegen, wer die ersten elf, zwölf Spieler sind. Das ist beim BVB nicht der Fall. Da gibt es fast jedes Wochenende eine andere Doppelsechs, Marcel Sabitzer spielt mal im Zentrum und mal auf den Außen. Das sind Entscheidungen, wo der Trainer gefragt ist.
Nuri Sahin ist jung und muss nach den Abgängen von Marco Reus und Mats Hummels eine neue Hierarchie aufbauen. Natürlich passiert das nicht von einen Tag auf den anderen. Aber zumindest sollte er 13 oder 14 Spieler haben, denen er klar vermittelt, dass er sie unbedingt für sein System braucht. So wächst eine Mannschaft zusammen und im Anschluss kann Sahin durchrotieren. In Dortmund hat sich von Anfang an keine Mannschaft gefunden.
Für Sahin ist das keine einfache Aufgabe. Und Dortmund hat kein einfaches Umfeld. Da genügt ein Blick auf die Tribüne. Dort sitzen Leute, die alle ihre eigene Ansicht haben. Mit Matthias Sammer und Hans-Joachim Watzke gibt es zwei sehr kritische Menschen. Lars Ricken und Sebastian Kehl halten sich eventuell ein wenig zurück. Sven Mislintat ist auch noch mit dabei.
Ich weiß noch nicht, ob man beim BVB auf der Tribüne eine Einheit sitzen hat. Es sind alles Leute, die sich in Dortmund einen Namen gemacht haben. Vielleicht ist zu viel Klubvergangenheit auch nicht das Richtige. Ab und zu Input von außen wäre eventuell nicht so schlecht.
Wichtig ist, dass man offen und ehrlich miteinander umgeht. Die Qualität im Kader ist vorhanden. Hoffen wir, dass die Verletzten nach der Länderspielpause schnell zurückkommen und es für Borussia Dortmund wieder aufwärts geht - vor allem für Nuri Sahin.
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